Montag, August 20, 2012

Juden sephardischer Herkunft

B"H 

Nicht immer ist es soziologisch ganz korrekt zu sagen, dass alle Juden aus den Ländern Marokko, Tunesien, Algerien, Kurdistan, dem Irak sowie dem Iran, Syrien, Spanien oder Südamerika sephardische Juden sind. Es gibt kleine historische Unterschiede, wobei die jemenitischen Juden sich ebenso eine Sonderstellung einräumen. Umgangssprachlich jedoch werden die Juden der ersten Länderkategorie als SEPHARADIM (sephardische Juden) bezeichnet. 

Juden aus Europa, den USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Südafrika, aus Teilen Südamerikas, etc. sind allgemein ASCHKENAZISCHER Herkunft. Beide Kategorien folgen vielen unterschiedlichen Bräuchen, wobei die Sepharadim als religiöser bzw. weitaus traditioneller gelten als  die westeuropäischen aschkenazischen Juden, denen im 19. Jahrhundert die Reformluft um die Nase kroch. 

Viele Leute, die Israel noch nie besucht haben, meinen fälschlicherweise, unser Land bestehe entweder vorweglich aus deutschsprachigen Juden oder zumindest einer aschkenazischen Mehrheit. Vielerorts ist aber das genaue Gegenteil der Fall. Nehmen wir nur Jerusalem als Beispiel, wo die Mehrheit der Bewohner sephardischer Abstammung ist. In Tel Aviv hingegen ist es weitgehend umgekehrt. Dann wieder gibt es Orte, deren Bewohner fast nur aus sephardischen Juden bestehen wie Ofakim, Sderot, Netivot, Gedera, Kiryat Malachi, Yafne, Arad, Dimona oder einst sogar die Stadt Beit Shemesh. Seitdem die Anglo – Neueinwanderer jedoch Beit Shemesh entdeckten, wendete sich das Blatt zur aschkenazischen Seite. 

Was ich insgesamt damit zum Ausdruck bringen will ist, dass in Israel ein extrem hoher Anteil an der sephardischen Judenschaft besteht und das nicht alles so toll westeuropäisch abläuft, eben aufgrund der verschiedenen Mentalitäten. 

Es kommt auf die Situation an, doch oft liegen mir die sephardischen Juden mehr als die aschkenazischen. Besonders dann, wenn es ums Essen geht. Ich esse gerne orientalisch scharf und da komme ich bei den Sepharadim gerade recht. Auch die Portionen sind bei ihnen reichlicher als bei den knauserigen Aschkenazim, wo man gerade einmal einen Keks auf dem Teller findet.:-) 

Sephardische Juden folgen anderen Bräuchen und beten aus ihrem eigenen Sidur (Gebetbuch). Einer ihrer Bräuche ist es, ab dem Monatsbeginn des Elul bereits die Selichot (Entschuldigungsgebete) vor dem jüdischen Neujahr Rosh Hashana zu beten. Aschkenazische Juden beginnen damit erst wenige Tage vor dem eigentlichen Fest Gebete, die bei den sephardischen Juden mit eigenen Melodien verbunden sind. 

Da ich momentan für ein paar englischsprachige jüdische Presseorgane einige Artikel vorbereite, mache ich mich heute, u.a., auf den Weg, die sephardische Selichot – Gebetsstimmung an der Klagemauer (Kotel) einzufangen. Mit Photos und Videos. Einiges davon werde ich in meinen Blogs veröffentlichen und vielleicht ist es für die deutschsprachigen Leser nicht uninteressant zu erfahren, was sich in anderen jüdischen Communities abspielt. Gerade in Jerusalem haben wir ziemlich viel davon und das Angebot ist breit gefächert. Von den syrischen Juden, dem iranischen Ritus bis hin zu den chassidischen Gruppen.

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