Dienstag, November 21, 2006

Alles Gute kommt von oben

B"H


Im Talmud Traktat Berachot (60b) heisst es in der Gemara, dass wir G-tt nicht nur fuer alles Positive, sondern auch fuer alles Negative danken sollen.
Wie ist das zu verstehen ? Wieso sollte ich G-tt danken, wenn mit etwas Negatives passiert ? Ihm fuer Positives danken ist logisch, doch sonst ?
Rabbi Rava sagte sogar, dass wir alles Negative mit Freude akzeptieren sollen. Und die Baraita lehrt im Namen von Rabbi Akiva, dass jeder sagen sollte - "Alles was G-tt tut, ist nur zu meinem besten."

Klingt unlogisch ? Es kommt noch besser.
Der Maharsha sagt, dass G-tt von oben besser einschaetzen kann, was fuer uns gut ist.
Heisst, oft haben wir im Leben ein gewisses Ziel vor Augen, ohne dass uns bewusst ist, das wir eigentlich etwas Falsches ansteuern.

Der RIF kommentiert sogar, dass wir G-tt deshalb fuer alles Negative danken sollen, weil wir dieses ja auch von oben bekommen. Nicht nur das Gute.

Was stimmt hier jetzt nicht ? Ich soll G-tt auch noch danken, wenn es mir schlecht geht, ich arbeitslos bin oder sonstiges ?
Die Talmud Traktate Berachot (60b) und Taanit (21a) geben zwei tolle und sehr beruehmte Beispiele, wie die Aussagen zu verstehen sind.

In Berachot wird zuerst eine Begebenheit mit Rabbi Akiva erzaehlt. Rabbi Akiva lebte zur Zeit der roemischen Besatzung in Israel und wurde ca. im Jahre 135 nach Beginn der Zeitrechnung von jenen ermordet.

Rabbi Akiva war einmal auf Reisen. Am Abend erreichte er einen Ort, wo man allerdings nicht gewillt war, ihm fuer die Nacht Unterkunft zu gewaehren. Er schlief im Freien ausserhalb des Ortes. Nun hatte er einen Hahn, einen Esel und eine Lampe bei sich. Der Wind blies die Lampe aus, eine Katze frass den Hahn und ein Loewe den Esel. Rabbi Akiva hatte so seine ganze habe verloren, sagte aber, dass alles Gute von oben (sprich von G-tt) komme.
Wenig spaeter erfuhr er, dass in jener Nacht die Roemer den Ort gestuermt hatten, doch er gerettet war.
Rashi schreibt hierzu, dass die brennende Lampe den Rabbi verraten haette, ebenso der kraehende Hahn oder der laermende Esel.So haetten ihn die Roemer entdeckt.
Somit fuehrte der Verlust von Hab und Gut zum Ueberleben.

In Taanit wird ein weiteres Beispiel gegeben. Diesmal geht es um den Lehrer Rabbi Akivas. Der beruehmte Rabbi Nachum Ish Gamzu, der immer zu sagen pflegte, dass alles zum besten sei.

Einmal wollten die Juden ein Geschenk an Caesar (Caesar steht hier allgemein fuer einen roem. Kaiser und nicht fuer Julius Caesar) nach Rom schicken und Rabbi Nachum Ish Gamzu erklaerte sich bereit, dieses zu ueberbringen. Er nahm wertvolle Perlen und Juwelen mit und machte sich auf den Weg. Abends kam er zu einem Gasthaus und nahm sich ein Zimmer. Die Betreiber des Gasthauses jedoch stahlen das wertvolle Geschenk aus seinem Brustbeutel und fuellten diesen mit Staub.
Am darauffolgenden Morgen entdeckte der Rabbi den Staub, sagte sich aber, dass auch dies zum Guten sei.

Caesar war schockiert vom Inhalt des Beutels und dachte, die Juden wollen ihn verspotten. Doch Ish Gamzu gab nicht auf und sagte, dass das besonderer Staub sei. Aus der Zeit Avrahams als der gegen die vier Koenige kaempfte. Avraham haette Staub geworfen und so die Schlacht gewonnen.
Die Roemer stellten den Staub auf eine Probe und siehe da, sie gewannen eine Schlacht. Caesar beschenkte Rabbi Nachum Ish Gamzu reichlich mit Perlen.
Auf dem Rueckweg kehrte der Rabbi im gleichen Gasthaus ein. Dort waren die Betreiber hoechst verwundert, dass er noch lebte. Sie hoerten die Geschichte vom Wunder mit dem Staub, rissen ihr Haus nieder, sammelten allen Staub ein und brachten ihn zu Caesar.
Fast ueberfluessig zu erwaehnen, dass G-tt ihnen kein Wunder vollbrachte, die Roemer mit dem Staub eine Schlacht verloren und die Gasthausbetreiber hinrichten liess.

So fuehrten zwei scheinbar hoffnungslose Situationen doch noch zu einem guten Ende.
Manchmal ist es besser, einen Job nicht zu bekommen und vielleicht spaeter noch ein besseres Angebot auftaucht. Wir verpassen ein Flugzeug, den Bus oder den Zug, was sich spaeter positiv auswirkt.
Wer einmal ueberlegt, der findet sicher solche Situationen auch in seinem Leben. Sei es in der Liebe, im Beruf, Studium etc. Wir sollten in allem etwas Positives finden und nicht in Depressionen verfallen.

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Maharsha - Rabbi Samuel Eidels, 1555 - 1631. Beruehmt fuer seinen Talmud - Kommentar. Geboren in Krakau / Polen. Seine Mutter Gitel war eine Cousine des Maharal von Prag.


RIF: Rabbi Yitzchak Alfassi. Talmudist und Halacha - Experte. Geboren in Marokko im Jahre 1013, verstorben 1103 in Spanien. Sein beruehmtester Schueler war Yehuda Halevi (1086 - 1141, spanischer jued. Dichter).

Rashi - Rabbi Shlomo Yitzchaki, 1040 - 1105. Lebte in Frankreich und war einer der beruehmtesten Talmud - u. Thora - Kommentatoren.

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