Mittwoch, November 22, 2006

Parashat Toldot (Deutsch)

B"H

Die Thoralesung an diesem Shabbat

Im Alter von 40 Jahren heiratete unser Stammvater Yitzchak. Allerdings mussten seine Frau Rivka (Rebekka) und er noch 20 Jahre auf die Erfuellung ihres Kinderwunsches warten. Zwanzig Jahre lang war Rivka unfruchtbar. Trotz der langen Zeit, verloren die beiden niemals die Hoffnung und beteten darum, Kinder zu bekommen. Schliesslich wurde ihr Wunsch erfuellt und sie bekamen Zwillinge. Esav und Yaakov.

G-tt gibt den Menschen die freie Wahl zu entscheiden, ob sie gut oder boese sein wollen. Die freie Entscheidung G-tt zu dienen oder auch nicht. Yaakov entschied sich fuer das Gute und Esav wurde die Personifizierung des Boesen.
Die Thora nennt Esav einen schlauen Jaeger. Er jagde nicht nur Tiere, sondern auch Menschen. Er verstand es nur zu gut seinem Vater fuer sich zu gewinnen, indem er ihm nach dem Munde redete.

Eines Tages kam Esav heim. Sein Bruder kochte gerade ein Linsengericht. Beide Brueder waren zu der Zeit 15 Jahre alt (Seder HaDorot). Es steht in der Thora, dass Esav zu Yaakov sagte, dass er ihm vom "dem Roten" zum essen geben solle. Rashi erklaert, das "Rot" hier fuer Linsen steht, welche wir bis heute als Zeichen von Trauer essen.
Die Gemara im Talmud Traktat Bava Batra 16b lehrt uns, dass Avraham an jenem Tag verstarb. Deshalb kochte Yaakov das Linsengericht. Esav dagegen hatte den Tag draussen in den Feldern verbracht und zeigte keinerlei Anzeichen von Trauer.
Rabbi Yochanan sagt in derselben Gemara, dass Esav an jenem Tag fuenf Vergehen begangen hatte: er hatte sexuelle Beziehungen zu einem verlobten Maedchen, er toetete, er verleugnete die Existenz G-ttes, er verleugnete die Auferstehung der Toten und er kuemmerte sich nicht um seine Erstgeborenenrechte. Nachdem Avraham verstarb, zeigte Esav sein wahres Gesicht.

Verschiedene Midrashim (Megaleh Amukot, Yalkut Shimoni und Pirkei Rabbi Eliezer) berichten, dass Esav an jenem Tag in den Feldern Nimrod ermordete. Genau wie er war Nimrod ein Jaeger und ausserdem im Besitz der Kleidung von Adam (welche G-tt fuer Adam angefertigt hatte). Esav war neidisch, erstach den Nimrod und stahl die Kleidung.

In der Thora steht, dass Esav muede war. Muede von was ? Vom Morden, antwortet Rashi. Rabbi Yosef Soloveitchik betrachtet Esav als total muede und hungrig.
So hungrig, dass ihm sogar seine Erstgeborenen - Rechte egal waren. Wie ein Tier dachte er nur ans Essen.

Der Megaleh Amukot schaut tiefer in die Materie und sieht Yaakov und Esav als Abel (Hevel) und Kain. Rivka und Yitzchak dagegen sind Wiedergeburten (Reinkarnationen) von Eva (Chava) und Adam.

Das Buch Zohar nennt Esav einen Strassenraeuber. Er beklaute und ermordete Leute, waehrend er seinem Vater vorspielte, fromm zu sein. Die Midrash Rabbah aber bezeichnet ihn dennoch als jemanden, der seinen Vater ehrte. Niemals erschien er ungepflegt vor seinem Vater, sondern nur in der allerbesten Kleidung.

Die Thora berichtet uns spaeter von der Szene mit dem Segen, welchen Yitzchak dem Esav geben wollte. Rivka dagegen ueberredete Yaakov, sich als sein Bruder zu verkleiden und so den Segen zu bekommen. Rivka hatte Ruach HaKodesh (eine Art Prophezeihung) und wusste daher, dass Yaakov ausersehen war, einer der Stammvaeter zu werden und nicht der boese Esav (Sefat Emet).

Es gibt zwei chassidische Insights (Sefat Emet und Baer Moshe) warum Yitzchak den Esav segnen wollte. Natuerlich kannte er das wahre Gesicht seines Sohnes, dennoch hatte er die Hoffnung, das der Segen ihn zur Umkehr bewegen wuerde. Vielleicht waere ja der Segen ein Anstoss ein Gerechter (Zaddik) zu werden. Doch Rivka war realistisch genug Esav zu durchschauen.

Wenn Esav alles egal war, wieso war ihm dann der Segen seines Vaters so wichtig ?
Rabbi Aharon Kotler gibt eine passende Antwort darauf: Trotz allen Goetzendienstes glaubte Esav sehr wohl an G-tt. Er machte zwar, was er wollte und scherte sich nicht um G-tt, doch da er wusste, dass G-tt existiert, wusste er auch um die Bedeutung des Segens.


SHABBAT SHALOM


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Rashi: Rabbi Shlomo Yitzchaki, 1040 - 1105. Lebte in Frankreich und war einer der beruehmtesten Talmud - u. Thora - Kommentatoren.

Pirkei Rabbi Eliezer: eine Midrash von Rabbi Eliezer ben Horkanus aus der Mishna - Zeit

Megaleh Amukot: Rabbi Natan Shapira (Spira), geboren 1585 in Polen und verstorben 1633 in Krakau. Er war Kabbalist und Oberrabbiner von Krakau.

Yalkut Shimoni: Bibel - Tanach - Kommentar, veroeffentlicht im Jahre 1521 doch zusammengestellt im 13. Jahrhundert

Rabbi Yosef Dov Soloveitchik: geboren 1903 in Russland, verstorben 1993 in Boston. Amerik. orthod. Rabbiner, Talmudist und moderner jued. Philosoph.


Rabbi Aharon Kotler: 1891 - 1962, beruehmter Fuehrer des orthod. Judentums in Litauen und spaeter in den USA. Geboren in Svislovitz / Polen, lernte spaeter an der Slobodka Yeshiva unter Rabbi Nosson Zvi Finkel. Waehrend des 2. Weltkrieges emigirierte er in die USA. Viele seiner ehemaligen Schueler wurden von den Nazis ermordet.
Rabbi Kotler verstarb 1962 in New York.

2 Kommentare:

  1. Anonym10:05 AM

    Danke Miriam, so brauche ich mir nicht die Mühe machen, ich lese einfach bei Dir jetzt jede Woche.
    Shabbat shalom Anneka + Mischpoke

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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