Freitag, November 24, 2006

Traeume im Judentum

B"H

Der Monat Kislev hat vor wenigen Tagen begonnen. Kislev ist der Monat der Traeume und des Schlafes. Wohl auch deshalb, weil einige Thoralesungen eben in jenem Monat von Traeumen handeln. Kommende Woche in der Thoralesung Vayeze lesen wir die beruehmte Story von Jacob's Ladder, Yaakovs Leiter oder in hebrae. Sulam Yaakov.

In den Wochen darauf traeumt Yosef, der Sohn Yaakovs. Allgemein wird Yosef "Master of Dreams" genannt. Ausserdem traeumen Avimelech, Pharao, Daniel und viele andere. Nicht zu vergessen, wir selbst traeumen auch noch.

Was sagen uns Traeume und wie lautet die juedische Antwort darauf ?

Ein ganz wichtiger Punkt ist zu unterscheiden zwischen Traeumen und Prophezeihungen, wie die Propheten sie hatten. Obwohl die Gemara im Talmud Traktat Berachot 57b lehrt, das Traeume Einsechzigstel Prophezeihung sind, ist das Thema mit Vorsicht zu geniessen. Nicht jeder der traeumt ist gleich ein Prophet. Zwischen beiden Variationen besteht ein immenser Unterschied.

Jeden abend vor dem Zu - Bett - Gehen bitten wir G-tt im Bedtime Shema - Gebet, uns vor Alptraeumen zu bewahren. Rabbi Elie Munk erklaert dazu in "World of Prayer" das unsere Ideen und Phantasien, welche wir tagsueber haben, uns des nachts keine Alptraeume bereiten sollen.

Im Talmud Berachot gibt es sehr viele Diskussionen ueber Traeume. Rabbi Shmuel bar Nachmani sagte im Namen von Rabbi Yonatan: Im Traum wird Leuten weiter nichts gezeigt als das, ws sie tagsueber denken (55b).
Die Psychologie sieht das genauso; im Traum verarbeitet unser Unterbewusstsein tagsueber Erlebtes.

Die Gemara in Berachot (55a) legt sehr viel Wert auf Trauminterpretationen. Zu Tempelzeiten oder in der Antike ueberhaupt gab es dafuer Traumdeuter. Denn schon Rabbi Chisda sagte: Ein nicht interpretierter Traum ist wie ein ungelesener Brief.
Rabbi Chisda faehrt fort, dass ein schlechter Traum besser sei als ein guter. Rashi erklaert hierzu, dass ein schlechter Traum uns zur Umkehr bewegt. Und die Baraita lehrt, dass Koenig David Zeit seines Lebens nur schlechte Traeume hatte. Deshalb wog er seine Taten sehr vorsichtig ab.

Laut Maharsha gibt es z.B. Traeume, in denen ein bestimmtes Symbol vorkommt. Ein Haus, eine Tasse, ein Apfel etc. Dinge stehen gewoehnlich fuer unterschiedliche Ereignisse und benoetigen Interpretation.

Das kabbalistische Buch Zohar erzaehlt, dass des nachts unsere Neshamot (Seelen) unsere Koerper verlassen und zu G-tt aufsteigen. Im Schlaf wohlgemerkt. Auf ihrer Reise nach oben durchlaufen sie verschiedene Stationen, auf denen sie negativ beeinflusst werden koennen. Nicht immer kommen die Neshamot (Seelen) auch oben an.

Eine so negativ beeinflusste Neshama (Seele), welche nicht oben ankommt, sondern vorher in den Koerper zurueckkehrt, kann ihrem Besitzer falsche Traeume vorgaukeln.

Die aufsteigende Neshama waehrend des Schlafes versetzt, halachisch betrachtet, den Koerper in einen Todeszustand. Daher waschen wir uns morgens nach dem Aufstehen die Haende, um die Unreinheit des Todes loszuwerden. Chassidim gehen sogar noch weiter: Neben ihrem Bett steht immer eine mit Wasser gefuellte Schuessel, damit sie gleich vom Bett aus ihre Haende waschen koennen.

Ich wuensche allen gute Naechte und keine Alptraeume.

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Rashi: Rabbi Shlomo Yitzchaki, 1040 - 1105. Lebte in Frankreich und war einer der beruehmtesten Talmud - u. Thora - Kommentatoren.

Maharsha - Rabbi Samuel Eidels, 1555 - 1631. Beruehmt fuer seinen Talmud - Kommentar. Geboren in Krakau / Polen. Seine Mutter Gitel war eine Cousine des Maharal von Prag.

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