Donnerstag, Mai 03, 2012

Parashat EMOR - פרשת אמור


Blick auf den Ölberg mit dem jüdischen Friedhof am Abhang

Photo: Miriam Woelke
B"H

Zu Beginn der Parashat (Thoralesung) EMOR trägt G – tt Moshe auf, den Cohanim (Tempelpriester), den Nachkommen (Söhnen) Aharons, zu sagen, dass sie sich von bestimmten Unreinheiten fernzuhalten haben.

Wortdefinition: EMOR = Sagen. Moshe soll den Cohanim, den Söhnen Aharons SAGEN, dass … 

Der polnisch - chassidische Rabbiner Elimelech von Lizhensk (Rabbi Elimelech Weisblum, 1717 – 1787) stellt die Frage, warum G – tt an dieser Stelle sagt: "Den COHANIM, den SÖHNEN AHARONS". Waren die Cohanim (Tempelpriester) nicht eh alles die Nachkommen des Aharon ? Wozu also diese Unterteilung bzw. zweimalige Erwähnung ? 

Rabbi Elimelech definiert aus dem Kontext heraus, dass es zweierlei Arten Zaddikim (Gerechte) und Cohanim gibt. Nämlich jene, die absolut ernsthaft bei der Sache sind und die zweite Gruppe, zumeist die Nachkommen, welche halt die Cohanim – Stellung innehalten,weil ihr Vater ein Cohen war. Richtiges Interesse aber haben sie nicht immer. Aber selbst wenn sie nicht mehr so aufrichtig sein sollten in ihrem Handeln, wie ihre Väter, so besitzen sie dennoch vor G – tt die Pluspunkte ihrer Väter und können in gewissem Maße davon zehren. Beispiel: Die heutigen Juden, inklusive den religiösen, sind nicht so dermassen fromm wie die Vorväter Avraham, Yitzchak oder Yaakov. Trotzdem wird sich G – tt immer an die großen Taten der Vorväter erinnern und zu den heutigen Juden halten. Selbst dann, wenn sie nicht immer ganz so fromm sein sollten. 

Kurz darauf heißt es in der Parasha, dass Cohanim sich von zwei Dingen distanzieren müssen: 
1. Sie dürfen keine Konvertitinnen oder keine geschiedene Frau heiraten. 
2. Cohanim dürfen nicht mit Toten in Berührung kommen und aus diesem Grund noch nicht einmal einen Friedhof betreten. Nummer 2 scheint auf den ersten Blick ein eher seltsames Gebot zu sein, doch in der Parasha erklärt G – tt den Hintergrund. Die Kabbalah geht noch viel weiter darauf ein. Insbesondere das kabbalistische Buch ZOHAR, welches beschreibt, wie unrein ein toter Körper sein kann. Gerade kurz nach dem Tod eines Menschen spielen sich unterschiedliche Dinge ab. Die Seele verläßt den Körper und aufgrunddessen wird der Körper unrein. Wann die Seele wohin aufsteigt oder wie lange sie im Körper verbleibt, darüber diskutiert nicht nur die Kabbalah, sondern auch der Talmud Traktat Berachot. 

Im Judentum besteht das Gesetz einen Verstorbenen unverzüglich zu begraben und nicht zu warten. Je länger die Zeit zwischen dem Todeszeitpunkt und dem Begräbnis, desto länger befindet sich die Seele des Toten gefangen in einem Twilight. Sie ist nicht auf Erden und nicht im Himmel, sondern in einer Art Grauzone (dies einmal symbolisch ausgedrückt). 

Praktisch gesehen ist es für einen Cohen kompliziert, einen Friedhof zu besuchen. Richtig aktuell wird das Thema wieder in der kommenden Woche, denn dann feiern wir gegen Ende der Woche das LAG BA’OMER, den 33. Tag des Omer. Hunderttausend Juden werden sich an dem Tag in Meron (Nordisrael) versammeln. Am Grab des talmudischen Rabbi Schimon bar Yochai, denn Lag Ba’Omer ist dessen Todestag. Und laut vielen Meinungen war es Rabbi Schimon, welcher den ZOHAR verfasste. Zwar nicht niederschrieb, sondern seine Mystik mündlich an seine Anhängerschaft weitergab. 

Sämtliche chassidischen Gruppen und deren Rebbes werden sich am nächsten Mittwoch abend bzw. Donnerstag in Meron versammeln und die traditionellen Feuer anzünden. Einige der Rebben sind jedoch Cohanim wie, z.B., der Rebbe der chassidischen Gruppe Toldot Aharon aus Jerusalem. Wie bekommt man den Rebben den Berg zum Grab des Rabbi Schimon hinauf, wenn er doch keinen Friedhof betreten darf ? HIER die Antwort !


Andere jüdische Friedhöfe hingegen bauten extra Brücken für Cohanim. Ein komplizertes halachisches Thema und der Bau wird stets von Rabbinern überwacht wie hier in Tiberias:

http://hamantaschen.blogspot.com/2010/11/eine-koschere-strasse-fur-cohanim-in.html

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