B"H
Vielerorts herrscht die stereotype Meinung, dass Frauen im orthodoxen Judentum entweder kaum oder gar keine Bildung haben.
Zuerst einmal: Da es viele unterschiedliche Richtungen im orthodoxen Judentum gibt, sind auch die Arten der Bildung sehr unterschiedlich. Dazu kommt, dass Frauen aus verschiedenen Laender auch unterschiedliche Schulbildungen besitzen.
Wer in Jerusalem oder anderorts (auch in den USA oder England) Maedchen in ihrer typischen blauen Schuluniform sieht, der hat in diesem Moment Schuelerinnen von der orthod. Schule Beit Yaakov vor sich. Hellblaue Blusen, dunkelblaue Roecke, weiss Struempfe oder normale Strumpfhosen und vielfach schwarze Schuhe.
Ich gebe zu, dass jene haredische Maedchen keine hohe Schulbildung auf Beit Yaakov erhalten. Thora - Basiswissen, Halachot, aber doch weitgehend haeusliche Themen wie kochen etc.
Doch dies ist nicht die Regel. Vor allem Haredi - Frauen sind heutzutage in Israel gezwungen, arbeiten zu gehen. Die Zeiten wo der Mann in der Yeshiva / Kollel lernt und die Frau daheim die Kinder huetet sind vorbei. Dank der Haushaltskuerzungen der Regierung. Das Kindergeld wurde drastisch gekuerzt und nun muessen auch viele haredische Frauen dazuverdienen.
Es ist selbstverstaendlich, dass die aus den USA oder Europa eingewanderten haredischen / orthodoxen Frauen eine hoehere Schulbidung besitzen als z.B. israelische Frauen. Sie haben nicht nur streng - religioese Schulen besucht, sondern oftmals Universitaetsabschluesse. Dies macht sich auch in der israelischen Berufswelt bemerkbar. Vor allem die High - Tech - Branche stellt solche Frauen sehr gerne ein, haben sie doch zusaetzlich Englisch als Muttersprache.
Aber auch israelische haredische Frauen aendern langsam ihre Sichtweisen ueber die Bildung. Wissbegierig stuerzen sie sich auf relig. Einrichtungen mit akademischen Abschluessen.
Bei den nationalreligioesen Frauen sieht das ganze wieder anders aus: Ich habe sehr viele von ihnen in meinen Uni - Kursen. Sie sind flexibel, lernbegierig und stehen der Aussenwelt nicht skeptisch gegenueber.
Hinzu kommt noch das Thema "religioeses Lernen", denn auch dort haben sich innerhalb der letzten Jahre Unterschiede gezeigt. Viele haredisch - litvishe Frauen aus den USA etc. sowohl als auch nationalreligioese Frauen lernen heute Talmud oder Kabbalah. Vor Jahren waere dies noch undenkbar gewesen und war fast nur den Maennern vorbehalten. Doch schon der letzte Lubawitscher Rebbe, Menachem Mendel Shneerson, befuerwortete das Talmud - Lernen der Frauen.
Seit wenigen Jahren gibt es auch in Jerusalem viele Institute fuer solche Themen. Ich selbst habe laengere Zeit an der haredi - litvish - Yeshiva Nishmat Gemara gelernt und viel Mystisches bei Chabad und Breslov.
Die Reaktion der relig. Maenner darauf ist unterschiedlich. Viele sehen es mit gemischten Gefuehlen, sind aber oft auch neidisch, dass da ploetzlich eine Frau mehr Talmud - Wissen hat als der Mann. Privat habe ich daheim keine Probleme, doch bei verschiedenen Rabbinern habe ich nicht nur einmal kritische Kommentare gehoert. Kennen mich die Leute dagegen etwas laenger, wollen sie ploetzlich, dass ich rede oder fragen mich um Rat.
Samstag, Dezember 23, 2006
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