B"H
Da kommender Sonntag ein relig. Fastentag ist und ich diesen noch sehr ausfuehrlich erklaeren will, gibt es die regelmaessige Thoralesung schon heute.
Die Thoralesung fuer diesen Shabbat
Mit dieser Parasha beginnt die Diaspora (Galut) in Aegypten.
Gleich zu Beginn offenbart sich Yosef seinen Bruedern und die wissen vor Fassungslosigkeit gar nicht, was sie erwidern sollen. In der Thora lesen wir, dass Yosef ihnen sogleich versicherte, sich ueber seinen "Verkauf" nicht zu aergern, denn G-tt haette dies alles so arrangiert, damit er (Yosef) seinen Bruedern und seinem Vater in schlechten Zeiten Unterkunft gewaehren kann.
Doch eines sagen weder er noch seine Brueder: Yosef sagt niemals, dass er ihnen verzeiht und die Brueder entschuldigen sich nicht.
Der Ishbitzer Rebbe erklaert dazu, dass die Brueder nach wie vor der Meinung waren, das Richtige getan zu haben. Vielleicht haette man Yosef nicht gerade in eine Grube werfen sollen, sondern ihn auf elegantere Weise loswerden koennen.
Das, was Yosef und die Brueder jedoch im Moment des Wiedersehens vereinte, war die Liebe zueinander.
Der Breslover Chassid Rabbi Yitzchak Breiter schreibt in seinem Buch "Seven Pillars of Faith" : Die Menschen sind nur die Ausfuehrer G-ttes, denn Der kontrolliert alles. Selbst unsere negativen Gedanken kommen von G-tt, um uns auf diese Weise zu testen, wie wir reagieren werden.
Yosef schickt die Brueder zurueck zu Yaakov nach Canaan, wo Yaakov ihnen erst nicht glaubt, dass Yosef noch lebt. Schliesslich ist er ueberzeugt und in dem Moment nennt ihn die Thora ISRAEL und nicht Yaakov.
Die gesamte Zeit, in der Yaakov um Yosef trauerte, besass er keinen Ruach HaKodesh (eine Art Prophezeihung) mehr (Rokeach). Dieser ist nur fuer Leute, welche nicht in depressiver Stimmung sind, doch genau das war Yaakov. Sobald er aber erfuhr, dass sein geliebter Yosef noch lebt, war auch die Depression verschwunden und somit kam der Ruach HaKodesh zurueck, welches der Name ISRAEL ausdrueckt (Rabbeinu Bachya).
Auf der gemeinsamen Reise nach Aegypten zeigt sich auch G-tt wieder dem Yaakov und verspricht ihm (laut Rashi), dass Er mit ihnen in die Diaspora geht.
Davon lernen wir, dass G-tt immer mit den Juden in deren Diaspora ist und das die Juden daher nie allein sind.
Laut der Thora gehen insgesamt 70 Familienmitglieder nach Aegypten. Zaehlen wir die Namen genau durch, finden wir nur 69 Personen. Eine Person fehlt also.
Die weit verbreitete Meinung ist, dass Yocheved die fehlende Person ist. Yocheved die Tochter Levys wurde auf der Reise nach Aegypten geboren. 130 Jahre spaeter gebar sie Moshe (Gemara in den Talmud Traktaten Sotah 12a und Bava Batra 123a).
Die Frage, welche immer wieder von allen gestellt wird lautet, warum mussten Yaakov und seine Familie in die Diaspora nach Aegypten ? Was genau war G-ttes Plan ?
G-tt sagte zu Yaakov, dass er dessen Familie nach Aegypten zu einer grossen Nation machen werde. Haette dies nicht auch in Canaan geschehen koennen ?
Rabbi Hirsch schreibt dazu: In Canaan haetten sich die Familienmitglieder leicht mit der einheimischen Bevoelkerung verheiratet, wogegen die Aegypter die Juden hassten. In zwei Wochen werden wir dies in der Parashat Shemot (Exodus) naeher betrachten.
Schon in Aegypten lebten die Juden in Ghettos und heirateten keine Aegypter. Deshalb wurden sie eine eigene Nation.
Der Grund fuer die Diaspora unterliegt einem talmudischen sowie kabbalistischen Konzept. Vorweg eine grundlegende Erklaerung der Gemara im Talmud Traktat Eruvin 18b.
Nachdem Kain seinen Bruder Abel (Hevel) erschlug, trennte sich Adam von seiner Frau Eva (Chava). Der Talmud gibt keine genaue Auskunft darueber, wie es geschah, doch waehrend der Trennungszeit von 130 Jahren, zeugte Adam Seelen (Neshamot). Und genau diese Seelen beduerfen verschiedener Reinkarnationen um sozusagen "repariert" zu werden (Tikun). In jeder dieser Seelen ist ein Funke Gutes und dieser muss herausgeholt werden.
Die ausfuehrlichste Literatur zu diesem Thema kommt vom Arizal.
Die erste Reinkarnation dieser Seelen war die Generation von Noach, danach die Generation des Turmes zu Bavel, dann die Leute von Sodom und nun einige Aegypter.
Genau das war die Aufgabe der Juden in Aegypten. Jene heiligen Seelen zu finden und zu reparieren. Wie wir spaeter sehen werden (in Parashat Beshlach), schlossen sich Aegypter bzw. aegyptische Sklaven dem Judentum an. Groesstenteils aber aus eigenem Interesse.
Rabbi Kook (Kuk) vertritt noch einen anderen Standpunkt. In der Galut (Diaspora) sollen sich die Juden ihrem wahren Potential bewusst werden.
Das Judentum ist im Gegensatz zu anderen Religionen nicht missionarisch. Aber durch die Diaspora sollen die Juden den anderen Voelkern durch ihr Verhalten ein Beispiel geben (z.B. nicht toeten, nicht stehlen etc).
Bis heute gehen wir noch durch die Diaspora um gewisse Tikkunim vorzunehmen (Shem Mi Shmuel). Hoffen wir alle, dass dieser Zustand bald vorueber sein wird und die Welt ihren voelligen Tikun erhalten wird, wie zu Beginn ihrer Erschaffung.
Shabbat Shalom
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Ishbitzer Rebbe: Rabbi Mordechai Yosef Leiner von Izbica (Ishbitz / Polen), 1804 - 1854, chassidischer Rabbiner. Ehemaliger Schueler des Rabbi Menachem Mendel von Kotzk, mit welchem er spaeter einen Disput hatte.
Rokeach: Rabbi Elazar Rokeach oder Rabbi Eliezer von Worms. 1176 - 1238, Talmudist, Kabbalist, litt unter den Kreuzrittern, welche auch seine Familie ermordeten (1196).
Rashi: Rabbi Shlomo Yitzchaki, 1040 - 1105. Lebte in Frankreich und war einer der beruehmtesten Talmud - u. Thora - Kommentatoren.
Rabbeinu Bachya: Rabbi Bachya ben Asher, geboren ca. Mitte des 13. Jahrhunderts und verstorben 1340 in Saragossa. Thora - Kommentator
Rabbi Samson Raphael Hirsch: geboren 1808 in Hamburg und verstorben 1888 in Frankfurt / Main, wo er Rabbiner war.
Arizal: Rabbi Yitzchak ben Shlomo Ashkenazi Luria, geboren 1537 in Jerusalem und verstorben 1572 in Safed (Nordisrael). Er war einer der groessten Kabbalisten und ist bekannt fuer seine Lurianische Kabbalah und sein Buch ETZ CHAIM. Sein beruehmtester Schueler ist Rabbi Chaim Vital.
Rabbi Avraham Yitzchak HaCohen Kook: geboren 1865 in Russland, verstorben 1935 in Jerusalem. Erster Oberrabbiner Israels, Philosoph, Talmudist, Zionist und Kabbalist (der Kabbalah des Rabbi Yitzchak Luria).
Shem Mi Shmuel: Rabbi Shmuel Bornstein (Rabbi Shmuel von Sochochov), chassidischer Kommentator, 1856 - 1926
Montag, Dezember 25, 2006
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