Freitag, Dezember 08, 2006

Giur, und dann ?

B"H

Angeregt auf dieses Thema etwas naeher einzugehen hat mich ein Ereignis am letzten Shabbat bei einem Rabbi.

Dort verkuendete eine frisch konvertierte Englaenderin freudestrahlend, dass sie ihren ersten Geburtstag gefeiert haette. Wie was, erster Geburtstag ?
Vor einem Jahr war sie konvertiert und nun feiert sie jedes Jahr ihren Mikwegang nach der Konversion. Ihr Giur war sehr problematisch vor dem Beit Din und vielleicht hat sie deshalb allen Grund zum Feiern. Glaubte doch niemand mehr so recht an ihren Giur, aber sie schaffte es doch noch.

In vielen Foren oder Websites lesen wir von Leuten die Giur, sprich zum Judentum konvertieren, wollen. Sie fragen nach Rat um in entsprechende Kurse zu kommen. Doch wie schaut eigentlich die Situation nach dem Giur aus ?
Machen sich diese Leute wirklich Gedanken darueber ? Oder ist alles schon klar waehrend des Giur - Prozesses ?

In Israel gibt es nicht unbedingt Gemeinden wie in Deutschland. Hier geht jeder halt in irgendeine Synagoge wo er dann irgendwann dazugehoert. Ohne Formalitaeten.

Finden Leute waehrend des Giur wirklich schon ihre Dazugehoerigkeit ? Wo wollen sie hin ? Nationalreligioes, haredisch oder gar chassidisch werden ?

Ich kenne viele Leute die Giur machten um in Israel bleiben zu koennen. Manche wurde sogar spaeter noch richtig religioes.
Bisher hat jeder irgendwie seine Schiene gefunden. Jerusalem macht es einem da einfach. Es gibt fuer jeden Geschmack etwas.

Besonders gern werden die Konvertiten bei den Sepharadim aufgenommen. Dort gibt es mehr Akzeptanz und weniger Vorurteile als bei Ashkenazim. Doch wenden sich die meisten den Ashkenazim zu. Wohl auch der Mentalitaet wegen.

Allerdings ist mir zuvor noch nie jemand begegnet wie diese Englaenderin, die einen wahren Kult aus ihrer Konversion macht. Irgendwie geht doch das Leben auch weiter und jeder sollte aus seiner Konversion das beste daraus machen.

Mit dem Thema Giur befasst sich auch der mittendrin - blog. http://mittendrin.wordpress.com/2006/11/19/giur-der-uebertritt-zum-judentum-in-deutschen-webforen-2/

15 Kommentare:

  1. Anonym7:58 PM

    Hi Miriam,
    wie es nach dem Giur weitergeht - das ist wirklich eine interessante Frage. Ich werde mir mal ein paar Gedanken machen und versuchen aufzuschreiben, wie es zumindest bei mir weiterging.

    Mein Giur-Tag ist für mich auch immer noch ein spezieller Tag im Kalender. Wir feiern das zwar nicht im großen Stil wie einen Geburtstag, aber wir denken dran und machen dann irgendetwas Besonderes :-)))

    Eine gute Woche!
    Anna

    AntwortenLöschen
  2. B"H

    Hi Anna und Shavua Tov Dir.

    Ich stelle mir oft diese Frage, denn eigentlich geht es den Leuten immer nur um eines: Was muss ich machen, um in einen Kurs zu kommen und wie bestehe ich.

    In Deutschland kenne ich mich diesbezueglich ueberhaupt nicht aus und in Israel bin ich nicht up-to-date. Ewig aendern sich die Gesetze.
    Ich habe aber noch einige Bekannte, die entweder vor dem Gang zum Beit Dit stehen oder schon lange konvertiert sind.

    Fuer mich ist es eher eine interessante Frage, wie es danach weitergeht. Auf Papdam sahen wir ja, dass zumindest 2 der Drei Konvertiten nach Israel gehen wollen. In Israel dagegen haben Konvertiten gleich nach dem Beit Din erstmal ein Ziel. Aliyah zu machen, sprich, die Staatsbuergerschaft zu erhalten.

    Miriam

    AntwortenLöschen
  3. Anonym7:59 PM

    Hi Miriam,
    in Deutschland geht es beim Giur halt nicht um Aufenthalt und Aliyah. Deshalb haben die Giur-Kandidaten normalerweise, so denke ich, eher andere Gründe: jüdischer Vater, jüdische/r Freund/Freundin, Adoption, Überzeugung - die klassische Palette eben.

    Grüße
    Anna

    AntwortenLöschen
  4. B"H

    Ich glaube nicht unebdingt, dass die meisten Giur wegen der Staatsbuergerschaft machen. das wurde auch schon gesetzlich eingeschraenkt, denn es ist nichts mehr mit sofortiger Staatsbuergerschaft bzw. Aliyahrechten gleich nach dem Giur. Das Innenministerium kann die Leutchen jahrelang warten lassen.
    Giur in Deutschland stelle ich mir einfacher vor, denn es gibt die chronischen Geldprobleme wie hier in Israel nicht. Kein Job wegen fehlender Arbeitserlaubnis etc. Und man brauch in D nicht um ein neues Visum kaempfen, was heutzutage fuer die Leute einem Glueckpsiel gleichkommt.

    Miriam

    AntwortenLöschen
  5. Daß die Sfaradim offener wären kann ich nicht grade bestätigen. Im Moment will der sefardische Oberrabbiner gegen Gijurim vorpreschen.

    Von allen sefardischen Ansprechpartnern hat uns niemand geholfen.

    Der absolute Höhepunkt war der jemenitische Gabbai einer Synagoge, wo wir einmal zum Kiddscuh aingeladen waren. Diese Knallerbse sagte doch glatt am Essenstisch, wohl vergessend, daß ich und mein Freund (später Mann) anwesend waren: "Diese ASchkenassim sind keine richtigen Juden sondern stammen von Konvertiten ab". Prost Mahlzeit!

    In meinem Bekanntenkreis habe ich etliche Frauen, die wie ich mit Israelis verheiratet sind. Die größten Schwierigkeiten machen dabei sefardische Familien aus Nordafrika und den arabischen Ländern. Sie sind häufig Rassisten vom ganz unteren Kaliber. Eine Frau mußte sich Dinge wie "Nazischickse" anhören, und das obwohl diese Familie hunderte Mitgleider hat, weil niemand vom Holocaust betroffen war.

    AntwortenLöschen
  6. (Entschuldigung ich will nicht spammen... es sind zwei Kommentare geworden)

    Zur "Geburtstagsfeier": Feiern tue ich das nicht, aber der Termin meiner Mikwe ist leicht zu merken, denn es war der letzte Tag im Jahr (erew rosch haschana). Jedes Rosch Haschana erinnert mich an diesen Tag!

    @Anna Die Leute die ich in Israel kenne, machen keinen Gijur nur wegen einer Aufenthaltsgenehmigung. Wieso sollte eine Deutsche so etwas wollen? Wieviele Europäer gehen als Gastarbeier denn nach Israel? (das gibts eher umgekehrt!) Die die ich kenne haben es alle wegen einem Mann gemacht - um eine jüdische Familie zu haben und akzeptiert zu werden. Niemand von denen die ich kenne hat sich einbürgern lassen. ich bin die einzige weit und breit. Mir war es wichtig, da ich mich für Politik interessiere und in dem Land mitbestimmen will, in dem ich lebe.

    Daß in Deutschland das Hauptmotiv ein jüdischer Vater oder ein Ehepartner ist kann ich kaum glauben. Wie oft kommt das vor? So viele Juden dürfte es nicht geben. Im Papdam-Film traf es jedenfalls auf keinen der drei zu.

    Bleibt "Überzeugung". Ich glaube aber, wir alle tun es aus Überzeugung, sonst hielten wir das kaum Jahre durch. Nur jeder hat eine andere Vorstellung davon, um welche Überzeugung es sich handelt bzw. wo der Hauptpunkt liegen muß. Und welche davon "besser" ist, das muß jeder selbst entscheiden!

    AntwortenLöschen
  7. B"H

    Sepharadim sind im allgemeinen gegenueber Ashkenazim oft rassistisch. Oft aber nur sarkastisch. Ashkenazim sind nicht weniger rassistisch.:-) Ich arbeite fast nur mit Sepharadim und muss mir einiges anhoeren.
    Ich liebe das sephardische Essen, aber wuerde keinen Sephardi heiraten.

    Die Schmetterlingsfrau hat recht. In Deutschland haben in wenigsten jued. Verwandte. Eher in den USA bei den vielen Mischehen (Intermarriage).
    Die Motive in Israel oder Deutschland zu konvertieren sind total verschieden. Nicht jeder, der in D konvertiert, will in IL leben.

    Miriam

    AntwortenLöschen
  8. "Ich liebe das sephardische Essen, aber wuerde keinen Sephardi heiraten."

    ROFL das finde ich gut und SEHR israelisch :-) Naja aschkenasim können ja nun wirklich nicht kochen ;-)

    Der Mentalitätsunterschied ist schon ziemlich eklatant. Als europäische Frau in einer jemenitisch-marokkanischen Familie stelle ich mir hart vor!

    Meine Schwiegermutter hat mir mehrfach ins Gesicht gesagt: "Daß du konvertiert bist ist OK, und es ist völlig OK woher du kommst, aber wenn du Marokkanerin wärst - hajit affa kmo til."

    So sind se die Aschkenasim :-) Hab ich ja nochmal Glück gehabt! Außerdem wünschen sie sich ein blondes Kind. Ob ich damit dienen werden kann weiß ich nicht. Der Witz ist, wäre ich als Jüdin geboren worden, wäre ich Sfaradia, wegen der Herkunft meiner Oma aus Südeuropa. :-)

    AntwortenLöschen
  9. Anonym10:49 AM

    Guten Morgen!
    Bin auf dem Sprung in die Stadt, deshalb nur ganz kurz: doch, ich kenne viele Fälle, in denen ein Giur angestrebt wird, weil die Personen jüdische Väter haben und jüdisch aufgewachsen sind oder aber einen jüdischen Freund/jüdische Freundin heiraten wollen. Es gibt sehr viele Mischehen in Deutschland, der "jüdische Heiratsmarkt" hier ist klein und nicht jeder findet den passenden Partner in der eigenen Gruppe (aber das ist ein anderes Thema).

    Grüße
    Anna

    AntwortenLöschen
  10. B"H

    Ich liebe nun mal Kube, aber deswegen heirate ich keinen Kurden.:-)Habe auf der Arbeit genug zu kaempfen.:-)

    @Anna
    Wieso suchen denn die dt. Juden nicht einen Partner im Ausland ? Holland, Antwerpen, England, Schweiz, .....????

    Miriam

    AntwortenLöschen
  11. Warum gehen sie nicht nach Israel? (und lernen dann im Urlaub ein Schickse kennen, so wie bei mir, und müssen dann mitkonvertieren und beten lernen und und und :))) Wo die Liebe hinfällt, das läßt sich nicht steuern! Und ist auch gut so. Die Welt wäre doch langweilig.

    AntwortenLöschen
  12. B"H

    Stimmt auch wieder.:-)

    AntwortenLöschen
  13. Anonym3:35 PM

    Hi Miriam,
    klar suchen sich dt. Juden ihre Partner auch im Ausland (Europa, Israel, USA). Es gibt ja auch so internationale Single-Treffen, um die Leute zusammenzubringen. Aber das ist halt nicht jedermanns Geschmack. Wie Schmetterlingsfrau schon schreibt: wo die Liebe hinfällt.
    :-)

    Anna

    AntwortenLöschen
  14. Anonym4:41 PM

    @schmetterlingsfrau
    Gem. einem Psak von Raw Ovadia Yossef sind sowieso alle, die im Land Israel konvertiert sind, automatisch sefardische Juden. Und wenn du dann noch Shass wählst ist dir der Platz im Garten Eden sicher. Aber nicht alles, was der gute Mann von sich gibt, muss ernst genommen werden.

    AntwortenLöschen
  15. Hallo Namensloser

    Ob ein Konvertit sefardisch oder Aschkenasisch wird, hing bei uns im Kurs vom Ehemann ab. je nachdem in welche Familie das Mädel hineinkam, deren Bräuche wurden übernommen. das ergibt ja auch Sinn, zb. gibt es Unterschiede beim Essen zu Pessach. Wir essen keinen Reis, Sfaradim aber schon!

    Aber da die Unterteilung aber hauptsächlich eine kulturelle ist, ist es schon komisch, wenn Blonde mit deutschem Akzent sich als "Sefarden" sehen und zu sefardischen Rabbis gehen müssen :)

    Zu den diversen Muftis in Ajatollah-Aufzug und ihren Ausbrüchen schweige ich lieber.

    AntwortenLöschen