Samstag, Dezember 30, 2006

Auf der Suche nach Identitaet

B"H

Eines der beliebten Themen, das viele Rabbis bei vielen neuen Yeshiva - Studenten anschneiden, ist Jewish Identity. Vor allem Rabbi Motti Berger von der Jerusalemer Yeshiva Aish HaTorah ist bekannt fuer seine Vortraege diesbezueglich.

Fuer geborene nichtreligioese Juden ist Jewish Identity ein bis dahin unwichtiges Thema. Wer macht sich als Israeli schon Gedanken darueber ? Man lebt in einem juedischen Staat und es braucht keinerlei Rechtfertigung, das und warum man Jude ist.
Selbst Juden aus dem Ausland haben sich zuvor kaum Fragen ueber ihre eigene Identitaet gestellt. Wie sehen sie sich unter Nichtjuden im Ausland ? Klar, viele von ihnen haben, nach eigenen Angaben, ab und an antisemitische Sprueche gehoert oder wurden verbal angegriffen. Doch sind doch die USA ihre Heimat und sie gute Patrioten.

Wer vor allem auf der Suche nach einer Jewish Identity ist, sind geborene neu - religioese Juden und Konvertiten ? Wo gehoeren sie hin und wo sollen sie sich hinorientieren ?
Wer in Israel lebt, der sucht automatisch seine Dazugehoerigkeit, denn diese ist hier wichtig. Jeder wird irgendwo in eine Schublade gepackt und sei es auch nur politisch.
Ernsthaft relig. interessierte Leute suchen schon ihre Identitaet allein weil sie irgendwo hingehoeren wollen. Sei es zu einer bestimmten Gruppe, Synagoge oder Gesellschaft.

Seien es nun geborene neu - relig. Juden oder Konvertiten, ueber eines sollten sich beide Gruppen im klaren sein; selbst wenn sie Haredim werden wollen, wird die haredische Gesellschaft sie niemals ganz voll integrieren und akzeptieren. Identity hin oder her. Man ist und bleibt der Aussenseiter. That's it.
Nun kann man argumentieren, dass das ja total unfair sei, denn schon Rabbi Akivas Eltern waren Konvertiten und selbst der Thora - Kommentator Onkelos und viele viele mehr. Ausserdem sagen wir im Amidah - Gebet, dass Konvertiten etwas Besonderes sind. All diese Argumente helfen heute kaum.
Neu - Religioese und Konvertiten sind deshalb oft frustriert und glauben, wenn sie alle zu 100% ueberzeugen, dann, ja dann, sind sie anerkannt.

In meinen Jerusalemer Jahren sah ich viele solcher Leute. Sie plagten sich auf unmoegliche Arten ab, Anerkennung zu finden. Glaubten sie doch, wenn sie alles richtig machen, noch mehr beten, Thoralernen ohne Ende etc....ja, dann. Nichts geschah.
Manchmal gehen mir gerade solche Leute mit ihrem perfekten Getue oft voll auf die Nerven. Sie schreien die Segen vor dem Essen (Berachot) nur so aus sich heraus, dass es auch jeder hoert. Das Schlimmste ist, wenn sie zu anderen Juden gehen und meinen, sie muessten diese nun korrigieren und sagen, was Sache ist.
Wenn mir soetwas passiert, weiss ich sofort, Konvertit oder gerade religioes geworden.
Vielleicht war ich sogar selbst einmal so, ging ich doch auf eine Haredi - Yeshiva. Einen Unterschied sehe ich allerdings: Ich presste mich nicht mit aller Gewalt in eine Gesellschaft, die mich nicht unbedingt wollte und in die ich nicht gehoerte.

Das Positive ist, dass viele Neu - Religioese genauso die Nase voll haben und ihre eigenen Yeshivot und Synagogen bauen. In eine davon, in die der Breslover Chassidim will ich einmal gehen. Wird bestimmt sehr interessant zu hoeren, was die Leute zu sagen haben.

Allen anderen, die dabei sind, ihren Weg in die Haredi- bzw. anderweitige religioese Gesellschaft zu finden, wuensche ich viel Glueck und keine frustrierenden Erfahrungen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen