Donnerstag, Dezember 21, 2006

Parashat Miketz

B"H


Die Thoralesung fuer diesen Shabbat


Die Parasha Miketz beginnt mit dem Hinweis, dass zwei Jahre vergangen sind, seitdem Yosef dem Diener Pharaos den Traum deutete und dieser aus dem Gefaengnis entlassen wurde. Doch Yosef sass noch immer im Gefaengnis und der Diener hatte ihn laengst vergessen. Als der Diener entlassen wurde, beschwor ihn Yosef, ein gutes Wort fuer ihn bei Pharao einzulegen, doch nichts dergleichen war geschehen.

Die Midrash Rabbah, Rashi, Rabbi Yonathan Eybeschitz sowie viele weitere Kommentatoren sehen die zusaetzlichen zwei Jahre Gefaengnis als Strafe G-ttes fuer Yosef. Er haette nicht auf den Diener vertrauen sollen, sondern auf G-tt allein. Haette Yosef gebetet, waeren ihm diese zusaetzlichen Jahre vielleicht erspart geblieben.
Wir sollen daraus das gleiche lernen: Vertraue nicht auf Menschen, sondern auf G-tt.

Da der Diener Yosef vergessen hatte, begann nun Pharao zu traeumen (Ohr HaChaim). Ploetzlich erinnerte sich der Diener wieder, nachdem alle Traumdeuter Pharaos versagt hatten, jenem seine Traeume zu deuten. Eigentlich haette Pharao selbst die Loesung finden koennen, denn sein zweiter Traum war die Loesung fuer den ersten (Rabbeinu Bachya und Malbim). Stattdessen aber holte er seine Traumdeuter, die mit verschiedener Magie versuchten, die Aufloesung zu finden.
Mein Studienschwerpunkt ist der Goetzendienst antiker Voelker im Nahen Osten, welcher ausfuehrlich im Talmud behandelt wird. Die Aegypter waren schon zur damaligen Zeit beruehmt fuer ihren Goetzendienst und ihre angewandten Magien.
Die Traumdeuter Pharaos benutzten Knochen um ihm seine Traeume deuten zu koennen (Rashi). Knochen, wie das ? Der Talmud Traktat Sanhedrin 65b beschreibt Magier (Yi'doni), die mit Hilfe von Tierknochen bestimmte Rituale ausuebten. So nahmen sie Knochen in den Mund und diese begannen zu sprechen. Oder man warf die Knochen und deutete sie Zukunft.
Dies nur als kleine Anmerkung ueber antike Rituale.

Der Ishbitzer Rebbe vergleicht alle Geschehnisse in dieser Welt mit einem Traum, der einer Deutung bedarf. Die Deutung fuer diese Welt besteht u.a. darin, dass alle zu der Einsicht kommen, dass G-tt die Welt regiert.

Yosef deutete Pharao die Traeume und wurde so der zweitmaechtigste Mann in Aegypten. Nach den sieben guten Jahren der Ernte folgten die sieben schlechten Jahre. Diese Notlage veranlasste Yaakov seine Soehne, ausser Benjamin, nach Aegypten zu schicken, um Lebensmittel einzukaufen.

Man moege sich jetzt Yosefs Gefuehle vorstellen als ploetzlich seine Brueder vor ihm standen, die er 13 Jahre nicht gesehen hatte. Sie hatten ihn verraten und verkauft und die Thora gibt auch in den kommenden Parashot keinen Hinweis darauf, ob er ihnen je verzieh. Es heisst, dass kurz nach dem "Verkauf" Yosefs sein Grossvater Yitzchak wusste, dass Yosef noch am Leben ist. Er erzaehlte dies jedoch nicht seinem Sohn Yaakov, denn Yitzchak sah, dass auch G-tt es dem Yaakov nicht verriet. Und wenn es G-tt nicht sagt, dann sei es wohl Sein Wille, dass Yaakov ahnungslos bleibt (Shem Mi Shmuel und Pirkei Rabbi Eliezer 38).

Seine Brueder erkannten Yosef nicht und es ist allgemein anzunehmen, dass sich ihre Gefuehle untereinander deutlich nach dem Verkauf des Bruders abgekuehlt hatten. Immerhin teilten sie ein schreckliches Geheimnis (Rabbi Samson Raphael Hirsch).
Yosef erfand ein ganzes Komplott, die Brueder zu testen und seine eigene Entscheidung ueber sein weiteres Verhalten ihnenn gegenueber zu faellen. Sollte er sie lieben oder hassen (Rabbi Soloveitchik).

Kabbalistischer Literatur zufolge mussten die Seelen der 10 Brueder verschiedene Reinkarnationen ueberwinden, damit ihnen das Vergehen vergeben wurde.

Erst in der kommenden Parasha Vayigash offenbart sich Yosef seinen Bruedern. Mittlerweile hatte er sich in Aegypten ein neues Leben aufgebaut. Er machte Karriere, hatte Osnat, die Tochter Dinahs (also seine Nichte) geheiratet und mit ihr zwei Soehne: Ephraim und Menashe.

Historiker haben die Wahrscheinlichkeit eines Israeliten aus Canaan (Yosef) als zweiten Mann hinter Pharao untersucht. Die Aegypter verachteten jeden aus Canaan und haetten Yosef niemals als zweiten Mann im Staat akzeptiert.
Doch zur damaligen Zeit besetzte ein semitischer Stamm Aegypten, die Hyksos. Und es ist anzunehmen, dass Yosef Dank der Hyksos Karriere machte. Als deren Besatzung endete, fand auch die Bevorzugung von Yosefs Nachfahren ein jehes Ende.
Dieses werden wir in wenigen Wochen, in der Parasha Shemot (Exodus) erleben.

Shabbat Shalom

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Rashi: Rabbi Shlomo Yitzchaki, 1040 - 1105. Lebte in Frankreich und war einer der beruehmtesten Talmud - u. Thora - Kommentatoren.

Ohr HaChaim: Rabbi Chaim ben Atar, geboren 1696 in Marokko und verstorben 1743 in Israel. Beruehmter Thora - Kommentator, Kabbalist und Talmudist.

Rabbeinu Bachya: Rabbi Bachya ben Asher, geboren ca. Mitte des 13. Jahrhunderts und verstorben 1340 in Saragossa. Thora - Kommentator

Malbim: Rabbi Meir Loeb Jehiel Michel Weiser, 1809 - 1879, russischer Kommentator und 1859 Oberrabbiner in Bukarest.

Shem Mi Shmuel: Rabbi Shmuel Bornstein (Rabbi Shmuel von Sochochov), chassidischer Kommentator, 1856 - 1926

Rabbi Yosef Dov Soloveitchik: geboren 1903 in Russland, verstorben 1993 in Boston. Amerik. orthod. Rabbiner, Talmudist und moderner jued. Philosoph.

Pirkei Rabbi Eliezer: eine Midrash von Rabbi Eliezer ben Horkanus aus der Mishna - Zeit

Rabbi Samson Raphael Hirsch: geboren 1808 in Hamburg und verstorben 1888 in Frankfurt / Main, wo er Rabbiner war.

Rabbi Yonathan Eybeschitz: Rabbi Yonathan Eibeschuetz, geboren 1690 in Krakau und verstorben 1764 in Hamburg - Altona. Talmudist, Halachist, Kabbalist und rabbiner Richter am Beit Din von Prag, spaeter Rabbiner in Hamburg - Altona und Wandsbek.

Ishbitzer Rebbe: Rabbi Mordechai Yosef Leiner von Izbica (Ishbitz / Polen), 1804 - 1854, chassidischer Rabbiner. Ehemaliger Schueler des Rabbi Menachem Mendel von Kotzk, mit welchem er spaeter einen Disput hatte.

1 Kommentar:

  1. Anonym2:02 AM

    Danke Miriam, grossartig. Sei umarmt und gut shabbes
    Anneka

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