Freitag, Dezember 11, 2009

Schabbat Schalom


Photo: Crown Heights.Com

B"H

Noch im sonnigen, aber kalten Tel Aviv, und heute nachmittag nach Jerusalem fahrend. Es soll so richtig giessen am Schabbat; stürmen und kalt werden. Die richtige Zeit, um wieder einmal ein gutes Buch hervorzunehmen. Neben dem Gang ins ultra - orthodoxe Mea Shearim habe ich eine Menge zu lesen und "durchzuarbeiten". Da Schreiben am Schabbat nicht erlaubt ist, muss ich mir gewisse Buchseiten anderweitig markieren. Noch nicht einmal ein Stift darf in die Hand genommen werden, um etwas zu markieren. Keine Linie, nichts darf man ziehen. Das hat andererseits den Vorteil, dass ich nicht dasitze und noch anfange zu arbeiten und stattdessen auch einmal "normale" Literatur zur Hand nehme.

Manchmal kommt der Gedanke auf, dass all die Gesetze nerven, doch im Nachhinein kann man froh darüber sein. Wie schnell würden wir sonst den Ruhetag zu einem Arbeitstag machen und am Ende wären wir sauer auf uns selbst ? Der Schabbat im Winter vergeht eh ungemein schnell. Er beginnt relativ früh, doch tut er ebenso früh enden, denn es wird eher dunkel.

Wer ein richtiges Schabbat - Feeling sucht, der begebe sich auf den Jerusalemer Machane Yehudah Markt kurz vor Marktende. Circa 1 - 2 Stunden vor Geschäftsschluss. Nein, ich rede nicht davon, dass gerade dann die Waren billiger werden, denn die Händler wollen alles raus haben, um am Sonntag frische Waren anzubieten.
Vielmehr meine ich, dass es überaus erstaunlich ist, wie alles erst mit Menschen überfüllt ist und von einer Minute zur anderen der Markt leer wird und der Schabbat beginnt. Hier ist das AROMA Cafe am Markteingang an der Agrippas Street noch gerammelt voll und kurz darauf fallen schon die Metalljalousien herab.

Aber heute abend beginnt nicht "nur" der Schabbat, sondern wir zünden die erste Chanukkahkerze. Mit dem Schamasch zünden wir die Kerze und nicht mit einem Streichholz oder Feuerzeug ! Und das vor dem Zünden der Schabbatkerzen, denn nach dem offiziellen Empfang des Schabbat mit dem Kerzenzünden sollten wir die Schabbatgesetze einhalten und somit nichts Weiteres mehr zünden.

Chanukkah ist an kaum einem Ort der Welt so spirituell wie in Jerusalem. Unzählige Feiern finden statt und die großartigsten davon erleben wir in Mea Shearim. Private Feiern genauso wie diverse chassidische Tische mit den Rebben.

Ferner wird dieser Schabbat "Schabbat Mevarchin" genannt, denn in den Synagogen findet der traditionelle spezielle Segen für den neuen jüdischen Monat (Tevet) statt, der in der kommenden Woche beginnt.
Chanukkah ist ein jüdisches Fest und die Juden in aller Welt sollten sich bewusst machen, wie man einst zur Zeit der Makkabäer für Thora und die eigene jüdische Identität kämpfte und nicht einfach alles so mir nichts dir nichts abgetan wurde, weil mir dieses oder jenes Thoragesetz gerade mal nicht in den Kram passt.

Die Zeiten haben sich geändert, doch auch in unserer sogenannten heutigen "Moderne" sehen wir uns mit denselben Herausforderungen konfrontiert. Juden assimilieren sich, legen ihre Identität ab und werden so Teil der Völker.

Chanukkah ist kein Fest von vor mehr als 2000 Jahren (165 vor Beginn der Zeitrechnung). Chanukkah und die Herausforderungen bestehen bis heute und wir befinden uns nach wie vor im Kampf.


"Schabbat Schalom - Gut Schabbes und Chanukkah Sameach" an alle Leser !

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