Samstag, April 21, 2012

Der Jasper Stein und der Schlaf

B"H

Im Judentum ist der Schlaf eines Menschen sehr wichtig. Nicht nur in Bezug auf das körperliche Wohlbefinden, sondern ebenfalls in Bezug auf das "Aufwecken" einer anderen Person. Weiss jemand, dass eine andere Person schläft, so gilt es, die Person nicht absichtlich aus irgendwelchen unwichtigen Beweggründen heraus aufzuwecken. Nicht einfach aus Jux an eine Tür zu hammer oder den Schlafenden absichtlich zu stören.

Im Talmud Yerushalmi (Jerusalemer Talmud, Peah 1:1) lehrt uns ein Nichtjude den eigenen Vater zu achten. Die Story findet ebenso im Babylonischen Talmud, Traktat Kiddushin 31a, Erwähnung. Darüber hinaus wird uns hier ebenso gelehrt, wie wichtig Schlaf sein kann.

Nur nebenbei erwähnt: Die jüdische Literatur sieht ausgerechnet im bösen Esav einen Menschen, der seinen Vater (Yaakov) am meisten achtete. Von Esav können wir eines lernen: Nämlich die Achtung des eigenen Vaters.

Aber zurück zum Talmud und folgender Story:

Zur Zeit des Ersten Jerusalemer Tempels lebte ein Mann namens DAMA BEN NETINA in Ashkelon. Dama war kein Jude. Seine Familien hatte es zu zwei Unternehmen gebracht: 1. Den Verkauf von Diamanten und 2. die Züchtung von Rinder – und Schafsherden. In jenen Tagen des Ersten Tempels trug der Hohepriester (Cohen HaGadol) immer noch das Urim ve’Turim, welches mit der Tempelzerstörung durch die Babylonier verloren ging. In einem anderweitigen Artikel werde ich ausführlich auf das Urim ve’Turim (Brustplatte des Cohen HaGadol) eingehen. Hier nur soviel: Der Hohepriester konnte seine Brustplatte zu Rate ziehen, um bestimmte g – ttliche Antworten zu erhalten. 


Die Brustplatte bestand aus zwölf wertvollen Steinen, von denen jeder einzelne eine der zwölf israelitischen Stämme repräsentierte. Der Jerusalemer Talmud beschreibt uns hier, das seines Tages einer der Steine verloren ging. Und zwar der Jasper Stein, der den Stamm Benjamin repräsentiert. 

Ein neuer Jasper Stein musste her und es wurde viel Geld geboten, doch niemand schien einen solchen Stein zu besitzen. Nach längerer Suche stellte sich heraus, dass der Nichtjude Dama Ben Netina, der in Ashkelon lebte, einen Jasper Stein besass. Man machte sich in die Hafenstadt Ashkelon auf und traf Dama Ben Netina in seinem Haus. Der empfing die jüdische Abordnung aus Jerusalem, machte aber sofort darauf aufmerksam, leise zu sein, da sein Vater schlafe. Die Juden aus Jerusalem berichteten Dama, was geschehen war und der war bereit den Jasper Stein zu verkaufen. Allerdings befand sich der Stein in einem Safe und der Schlüssel dazu lag unter dem Kopfkissen, auf dem sein Vater schlief. Beharrlich weigerte sich Dama, seinen Vater zu wecken. 

Man bot ihm mehr und mehr Geld für den Stein, doch Dama Ben Netina weigerte sich. Nichts half und die Juden kehrten unverrichteter Dinge nach Jerusalem zurück. Dennoch ziemlich beeindruckt von der Achtung des Dama vor dem Schlaf seines Vaters. Kurze Zeit später wurde ein anderer Besitzer eines Jasper Steins ausfindig gemacht und käuflich erstanden. 

Ein oder zwei Jahre später benötigten die Juden eine neue Rote Kuh, die da verbrannt werden sollte, weil deren Asche eine spirituelle Reinheit hervorbrachte. Wir erinnern uns an das Gebot der Roten Kuh, nachdem die Juden in der Wüste das Goldene Kalb gebaut hatten. Eine solche Kuh musste nur rote Haare besitzen und kein einziges Haar einer anderen Farbe durfte an ihr gefunden werden. Wurde solch eine reine Kuh gefunden, so fand die Verbrennung auf dem Ölberg statt. Anhand einer vorgeschriebene Prozedur, die sogar einen eigenen Talmud Traktat (Parah) ausmacht. 

Es war noch schwieriger, solche eine Kuh aufzutreiben als zuvor den Jasper Stein. Und wie es halt so kommt: Dem Dama Ben Netina wurde solch eine perfekte Rote Kuh geboren. Nochmals kam die Jerusalemer Delegation zum Kauf und diesmal war der Vater wach und der Deal kam zustande. Allerdings verlangte Dama Ben Netina einen fairen Preis. Nämlich die Summe, welche er Jahre zuvor für den Jasper Stein geboten bekam. 

Was uns die Story aus dem Talmud noch lehrt ? Manchmal scheinen wir im Leben etwas zu verpassen. Aus gutem Grund und weil uns eine Angelegenheit momentan nicht passend erscheint. Lehnen wir etwas aus positiven Beweggründen heraus ab und machen dadurch einen Verlust, so kann es passieren, dass wir alles später einmal doppelt zurückbekommen.

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