Dienstag, April 17, 2012

Leserfrage: "Wo sind die israelitischen Stämme heute ?"

B"H 

Leserfrage an mich: 

Ich habe da mal eine Frage zu den Stämmen Israels, es sollen ja eigentlich 12 Stämme sein, andere Lektüren sagen es sind wesentlich mehr. Was mich interessiert ist, wo sind die Stämme den hin ausgewandert? Sollen nicht noch welche fehlen? Ich meine irgendwo gelesen zu haben, das Israel weltweit nach den "verlorenen Stämmen" sucht. Ich meine die können ja nicht einfach "weg" sein, irgendwo muß sich doch noch etwas finden lassen, vielleicht erkennbar an rituellen Handlungen die auf jüdisches Gut schließen lassen, oder so etwas in der Art. Kann man heute noch feststellen wer zu welchem Stamm gehört oder gehörte, oder ist das mittlerweile so nicht mehr festzustellen? 

Wo sind die einstigen israelitischen Stämme hin ? Genau weiss dies heute niemand mehr zu bestimmen und die offizielle Version lautet, dass wenn der Meschiach kommt, er feststellen wird, wer zu welchem Stamm gehört. Und zwar durch den Geruchssinn, denn dieser Sinn war der einzige, welcher von Adam und Eva im Paradies nicht negativ benutzt worden ist. Immerhin haben sie den Apfel nicht gerochen, sondern gleich in den Mund gestopft.:-) Wobei ich hier anmerken will, dass der Apfel gar kein Apfel war, sondern vermutlich etwas ganz anderes, wie uns der Talmud aufklärt ! 

Die Assyrer verbannten die ersten Zehn der Zwölf Stämme als sie im nördlichen Teil Israels einfielen. Der Talmud Traktat Sanhedrin 110b beschäftigt sich mit den verlorenen Stämmen und diverse rabbinische Kommentare diskutieren, ob diese Zehn Stämme jemals wieder auftauchen werden oder nicht. Einige Rabbiner meinen JA, andere wiederum NEIN. Bedeutet, die Zehn Stämme wären für immer verloren. Es gibt viele obskure Websites, deren Autoren behaupten, sie kennen das Schicksal der israelitischen Stämme. Glauben tue ich keinem einzigen davon und viele sind einfach nur Scharlatane oder fundamentalistische Christen, die lediglich einen Weg hinein in das Judentum interpretieren wollen. Unter anderem gibt es auch einen englischsprechenden Juden, dessen Site viele Christen anzieht und er Dinge behauptet, die weder stimmen noch belegbar sind. Die Absicht des Typen ist es, Bücher zu verkaufen, mehr nicht.  

Die von den Assyrern verbannten Stämme wurden nach Osten gedrängt und verschwanden vermutlich irgendwo im Irak, China oder Indien. Allein in Indien entwickelte sich innerhalb der letzten zwei Jahrzehnte eine Bewegung genannt "Bnei Menasche – Die Söhne des Menasche". Tausende Inder behaupten, Juden zu sein und vom "Stamm des Menasche" zu kommen. Israel hingegen betrachtet sie nicht selten als Wirtschaftsflüchtlinge, die sich hierzulande niederlassen und Geld kassieren wollen. Alles unter dem Deckmantel des Menasche. 

Obwohl sich einige zweifelhafte Rabbiner wie Shlomo Riskin für die Bnei Menashe einsetzen, werden viele von ihnen immer noch durch Konversionskurse gezogen. Zweifelhaft ist das Unternehmen nach wie vor und die Inder selbst ziehen sich lieber in ihre eigenen Communities zurück. Einige von ihnen forderten sogar Land von der Regierung, um eine indische Wirtschaft aufzubauen. Persönlich glaube ich nicht an die Bnei Menashe und lehne sie entschieden ab. In Tel Aviv oder Jerusalem trifft man sie eher selten. Eher dagegen in kleineren Siedlungen wie Kiryat Arba oder Kfar Tapuach. 

Neben den Inder existiert ebenso eine Bewegung in Peru, wo behauptet wird, jüdischer Abstammung zu sein. Auch diese Leute werden in Israel durch Konversionskurse geschleift und verschwinden irgendwo in Siedlungen. Israelis sind Rassisten und ein Inder wird automatisch mit einem philippinischen Gastarbeiter gleichgesetzt sowie ein Peruaner auf der Straße auf sein Visum kontrolliert wird. Richtig integriert werden die Leute nicht und die Frage ist, ob sie das überhaupt wollen, da sie immer zusammen cliquen. 

Ehrlich gesagt wünschte ich, mehr Zeit zu haben, um auf die Stämme einzugehen. In diesen Wochen aber ist das leider unmöglich, da ich derzeit in meinem Job festsitze. Das Thema überbewerten würde ich allerdings auch nicht, denn ich denke, dass Meschiach festlegen wird, wer von wo abstammt und alle Spekulationen bis dahin unnötig sind.

4 Kommentare:

  1. Mir scheint jede nationalistische Betrachtung, und letztlich kann man Stämme dafür als "Mikroeinheiten" betrachten, als nicht Zielführend. Ich bevorzuge zu diesen Fragen die Sicht von Friedrich Weinreb, der stärker die Bedeutung der Stämme in einer Art Eigenschaft, mit welcher sich jeder Mensch identifizieren kann sieht, als in einer kleinen jüdischen, irdischen Mikro-Population.

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  2. B"H

    Die Staemme haben in der jued. Literatur wie Thora und Talmud ein sehr bestimmtes Ziel und daran ist nichts nationalistisch.

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  3. ... das ist m.E. eine Frage der Interpretation.
    Sobald der Bezug von der persönlichen Betroffenheit (und darin sehen ich das Ziel) auf eine Volksgruppe, einen Platz auf Erden fixiert wird, kann es schnell in das Nationalistische abgleiten
    [und dann wird es zum Turmbau zu Babel, wo versucht wird himmlische Ziele mit irdischen Mittel zu erreichen].

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  4. B"H

    Ich verstehe Deine Aussage nicht ganz, doch sehe ich keine Verbindung zwischen dem Nationalismus und den israelitischen Staemmen.

    Zu den wahren Zielen des "Turm von Bavel" kannst Du hier einiges mehr erfahren:

    http://hamantaschen.blogspot.com/search/label/Turm%20von%20Bavel

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