Donnerstag, März 22, 2007

Parashat Vayikra

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

In der Parashat Vayikra erleben wir etwas, was uns noch einige Male in der Thora begegnen wird. Allerdings nur in der Thora mit der hebraeischen Originalsprache und nicht in Uebersetzungen.
Gleich das erste Wort "Vayikra" (und Er rief…) endet mit einem kleinen Aleph. Die vorherigen Buchstaben Vav Yud Kuf und Resch sind in normaler Buchstabengroesse geschrieben, nur der letzte Buchstabe Aleph steht kleingedruckt dahinter.
Im weiteren Verlauf werden wir in verschiedenen Thora - Parashot noch einige Besonderheiten erleben. Seien es nun Buchstaben oder andere Zeichen, welche immer eine Bedeutung haben, denn wie wir wissen, ist nichts in der Thora ueberfluessig.

"Und Er rief Moshe und sprach zu ihm…" so die Anfangsworte dieser Parasha. Laut Rashi wurde Moshe von G-tt immer vorher erst gerufen und danach mit ihm gesprochen (siehe auch Sifra und Maharal). Der Thora – Kommentator Ohr HaChaim sieht das vorherige Rufen als eine Art Respekt von G-tt gegenueber Moshe, was sich auch in dem kleinen Buchstaben Aleph ausdrueckt.
Hierzu hoerte ich einmal die Interpretation von Rabbi Mordechai Machlis, dass auch wir, wenn wir anderen Menschen etwas zu sagen haben, diese erst rufen bzw. adressieren sollen und nicht einfach so drauflos reden.

Die Worte G-ttes konnte nur Moshe selbst hoeren (Rashi). Die Art, in der Moshe Prophezeihungen empfing, war vollkommen einzigartig (Talmud Yevamot 49b). Kein anderer Prophet erreichte jemals wieder den Level von Moshe. Die spaeteren Propheten erhielten ihre Prophezeihungen nur anhand von Visionen und Traeumen. Selbst Avraham erreichte nie Moshes Level, denn ihn rief G-tt durch einen Engel (Rabbi Moshe Alshich). Bei Moshe dagegen kam alles direkt von G-tt selbst (u.a. Rabbeinu Bachya und Shaar Ruach HaKodesh von Rabbi Yitzchak Luria).

Die Thora wurde von G-tt so verfasst, dass sie fuer unseren menschlichen Verstand verstaendlich ist. Unser weltlicher Verstand kann nur Dinge begreifen, wenn diese in unserer vermenschlichten Sprache zum Ausdruck gebracht werden (Talmud Berachot 7a). So lesen wir an dieser Stelle, dass G-tt rief, sprach oder das er das Aroma der Opferungen genoss. Wer sich nicht in der Symbolik der Thora auskennt, der koennte diese Worte glatt woertlich nehmen.
Uebrigens bedienen sich auch der Talmud, die Midrash, die Aggadot (Legenden) und natuerlich die Kabbalah der symbolischen Sprache und es ist angebracht, diese Schriften mit einem Lehrer zu lernen und nicht allein. Zumindest sollte man die Schriften anhand von guten Kommentatoren, den Talmud mit Ein Yaakov und die Kabbalah mit dem Yedid Nefesh lernen.

Die Parashat Vayikra befasst sich ueberwiegend mit den Opferungen. Das hebraeische Wort fuer solche Opferungen ist KORBANOT. Korbanot jedoch kann in keine andere Sprache uebersetzt werden (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Es einfach mit Opferung wie im Deutschen oder Englischen zu uebersetzen, ist gaenzlich falsch.
Korban (Opfer) kommt von dem hebraeischen Wort "lehitkarev", was heisst, dass man einer Sache oder etwas naeher kommt. Das ist die eigentliche Bedeutung der Korbanot. Wenn wir in Korban (Opfer) bringen, kommen wir so G-tt naeher, denn Er in Seiner unendlichen Gnade vergibt uns fuer unsere Vergehen. Im kabbalistischen Buch Zohar steht, dass im Zusammenang mit den Korbanot immer G-ttes Namen Yud Keh Vav Keh benutzt wird, welcher Gnade bzw. Guete ausdrueckt. Unsere Vergehen werden uns anhand der Opferungen vergeben, doch muss dabei die richtige Kavanah (Konzentration) vorhanden sein, heisst, man sollte Reue zeigen (Mishna Thora – Hilchot Teshuva und Hilchot Korbanot 4:11, Rambam).

Tieropferungen deshalb, weil die Vergehen der Menschen dem Verhalten von Tieren gleichkommen und nicht die Allmaechtigkeit G-ttes anerkennen (Rashi zum Talmud Traktat Eruvin 69b). Wir akzeptieren Opferungen von juedischen Suendern und geben ihnen damit gleichzeitig die Moeglichkeit, ihre Vergehen zu bereuen (Talmud Eruvin 69b).
Die Gemara faehrt jedoch fort mit der Erklaerung, dass einige juedische Suender selbst von den Opferungen ausgeschlossen sind: jemand, der einem Goetzen Wein opfert sowie derjenige, der oeffentlich den Shabbat bricht. Hieraus sehen wir, wie schwerwiegend diese beiden Vergehen sind.

In der Gemara befindet sich ein grosser Widerspruch: Juedischen Goetzenanbetern ist es verboten ein Opfer zu bringen, doch jeder Nichtjude kann freiwillig im juedischen Tempel ein Opfer bringen. Auch dann, wenn er Goetzenanbeter ist. Die Talmud Traktate in Eruvin 69b, Chullin 5a und 13b gehen naeher auf diese Aussage ein. Laut Chullin 5a wird ein Jude, der einem Goetzen Wein opfert, betrachtet als haette er gegen die gesamte Thora verstossen.
G-tt machte einen Unterschied zwischen den Juden und Nichtjuden, indem Er den Juden die Thora und den Nichtjuden die 7 Gesetze Noachs gab. Durch die Thora sind Juden vielmehr verpflichtet als Nichtjuden und somit sind die Strafen fuer einen Juden wesentlich haerter. Zu Tempelzeiten kamen Nichtjuden nach Jerusalem, um im Tempel freiwillig Opferungen darzubringen. Vor allem am juedischen Feiertag Sukkot (Laubhuettenfest).

Um zur Symbolik in der Thora zurueckzukommen: Es heisst, dass der Rauch der brennenden Opferungen aufstieg und G-tt das gute Aroma gefiel.
G-tt riecht nicht. Vielmehr gefiel Ihm, dass die Menschen zum Zeitpunkt der Opferung ernsthaft ihre Taten bereuen (Shushan Sodot).

Und was sagen uns heute die Opferungen ? Seit der Zerstoerung des 2. Tempels gibt es gar keine Tieropferungen mehr. Jedenfalls nicht bis zur Ankunft des Meschiach und dem Bau des 3. Tempels. Erst dann beginnen wieder die Opferungen.
Welche Gelegenheiten haben wir heute unsere Vergehen zu bereuen und G-tt naeher zu kommen ? Da sind zuerst einmal die wirkliche Reue und Yom Kippur bzw. Rosh HaShana. Wobei wir taeglich bereuen koennen und nicht unbedingt auf diese Feiertage warten muessen.
Weiterhin haben wir Gebete, wobei der chassidische Kommentator Sefat Emet vor allem das Amidah – Gebet als einen Ersatz fuer die Tempelopferungen sieht. Auch werden Teile des Mussaf – Service als Ersatz fuer die Opferungen gebetet.
Zum anderen kommen wir G-tt anhand von Torah und die Erfuellung der Mitzwot naeher (Shem Mi Shmuel).

Kein Vergehen wird in der Thora so oft erwaehnt und so hart geahndet wie der Goetzendienst. Auch die Haftarah (Lesung aus den Propheten) beschaeftigt sich wieder einmal mehr damit. In Jesaja (Yeshayahu) 43:21 – 44:23 heisst es: Und G-tt sprach: Ich bin der erste und der letzte und neben Mir gibt es keine anderen G-tter. Weiter heisst es, dass G-tt in der Zukunft die Suenden der Juden ausloeschen und sie erloesen wird.

Shabbat Shalom

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