B"H
Die Thoralesung fuer diesen Shabbat
In den vorherigen Thoralesungen wurden die Israeliten angewiesen, Opfer (Korbanot) zu bringen. In dieser Parasha dagegen erfahren die Cohanim (Tempelpriester) die genauen Details und Instruktionen, wie sie den Opferservice auszufuehren haben (Ramban, Yalkut Reuveni und Rabbi Samson Raphael Hirsch).
Genauso wie in der Thoraparasha der vergangenen Woche (Vayikra) begegnet uns dasselbe in Parashat Zav: ein Buchstabe im Thoratext ist wieder ungewoehnlich klein geschrieben. Diesmal handelt es sich um den Anfangsbuchstaben MEM מ des Wortes "MOKDAH", welches hier im Zusammenhang mit dem Olah – Opfer geschrieben steht. "Mokdah" heisst uebersetzt "bleiben". Das Olah – Opfer soll die ganze Nacht in dem auf dem Altar ewig brennenden Feuer bleiben.
Warum ist der Anfangsbuchstabe MEM מ kleingedruckt ? Nach dem Durchlesen vieler Kommentatoren, fand ich die beste Erklaerung dafuer beim chassidischen Rebben Menachem Mendel von Kotzk: Das Feuer in unserer Seele sollte nicht nach aussen zum Vorschein kommen, sondern nur innerhalb der eigenen Seele brennen.
Aber auch Rabbi Samson Raphael Hirsch schrieb einen guten Kommentar hierzu: Das kleingedruckte MEM weist uns darauf hin, dass das was in der Nacht zuvor Gueltigkeit hatte, genauso fuer den anbrechenden neuen Tag gilt. An einem neuen Tag gibt es keine Erneuerungen, sondern wir fuehren die Mitzwot (Gesetze) so aus wie am Tag zuvor. Unsere Aufgabe besteht darin, die Mitzwot mit neuem Enthusiasmus auszufuehren, so Rabbi Nachman von Breslov.
Rabbi Mordechai Machlis pflegt haeufig zu erwaehnen, dass das Heute das Gestern von Morgen ist (today is tomorrow's yesterday), und bezueglich der Thora gibt es keine Veraenderungen, da die darin enthaltenen Gesetze fuer die Ewigkeit gegeben wurden.
"Und G-tt sprach zu Moshe: ZAV (befehle)…" So steht es im ersten Satz dieser Thoralesung geschrieben. Das hier verwendete hebraeische Wort ZAV (befehle) hat zweierlei Bedeutung. Zum einen weist es auf eine unverzuegliche Ausfuehrung hin. Moshe muss den leiblichen Soehnen Aharons (den Tempelpriestern) die neuen Gesetze sofort mitteilen und nicht verzoegern. Zum anderen bindet das Wort ZAV auch alle zukuenftigen Generationen an die Einhaltung der Gesetze (Rashi).
Immer, wenn G-tt uns die Moeglichkeit fuer eine Mitzwa (in dem Fall Gutes zu tun) gibt, sollten wir nicht zoegern und diese unverzueglich ausfuehren (Noam Elimelech).
Schon in der Thoralesung der vergangenen Woche stellte ich die Frage, was wir denn heute ohne Tempel und Opferungen (Korbanot) machen. Neue Opferungen erfolgen erst wieder nach dem Bau des Dritten Tempels. Die Gemara im Talmud Traktat Menachot 110a gibt darauf Antwort: G-tt betrachtet Thoralernende, die in allen Plaetzen Thora lernen so als haetten sie im Tempel Opferungen gebracht (siehe dazu auch Baal Shem Tov und Kli Yakar).
In der Gemara im Talmud Traktat Chagigah 27a steht hierzu, dass frueher die Menschen durch die Opfer auf dem Altar ihren Vergehen bereuten. Heute wird jener Altar vom Essenstisch bei uns daheim repraesentiert. Der Tisch symbolisiert Wohltaetigkeit und Gastfreundschaft. Leute, die Beduerftige zu sich nach Hause zum Essen einladen, erhalten einen besonderen Segen und halten so den Tempel aufrecht.
Das wahre Beispiel hierfuer ist die Machlis – Family in Jerusalem. An jedem Shabbat steht ihr Haus offen fuer alle. Egal, ob die Gaeste arm oder reich sind, die Machlises empfangen alle mit offenen Armen. Und nicht nur das; ich hoerte, dass auch unter der Woche ihr Haus jedem offen steht. Laut Rabbi Machlis kommen manchmal Leute mitten in der Nacht vorbei, weil sie vor Hunger nicht schlafen koennen und bei den Machlises etwas zu essen bekommen.
Die Gemara im Talmud Bava Batra 10a stellt die Frage, warum es ueberhaupt Arme auf der Welt gibt. Nicht, dass die Armen ihre Armut als Strafe erhalten. Wenn wir Spenden geben, so ist das gut fuer den Empfaenger und gut fuer uns, denn unsere Seele wird nach unserem Tod milde gerichtet. Auch bringt Wohltaetigkeit die Ankunft des Meschiach (Messias) naeher.
Ein weiterer Punkt findet Erwaehnung in der Midrash Rabbah (Vayikra). Jeder, der zu G-tt umkehrt, geht symbolisch gesehen nach Jerusalem und baut den Tempel und den Altar wieder auf. Jeder Jude sollte daher ein menschlicher Tempel sein.
Die Thora lehrt uns, dass das Opfer fuer unsere Vergehen (Chatat) an der gleichen Stelle im Tempel geopfert wurde, wie das Olah – Opfer, welches u.a. auch als freiwillige Opferung gilt. Am letzten Shabbat hoerte ich hierzu das folgendeTeaching von Rabbi Mordechai Machlis: Juden, die ein Vergehen begangen haben, brauchten sich nicht oeffentlich zu schaemen, wenn sie im Tempel ein Chatat – Opfer bringen wollten. Sie wurden nicht gesondert auf einen Platz gestellt, wo jeder der Anwesenden sie sehen und eventuell laestern konnte. "Ah, hast du schon gehoert, ich sah heute so und so bei der Chatat – Opferung und wer weiss, was der wieder angestellt hat…." Vielmehr standen alle zusammen und niemand konnte sagen, wer ein Vergehen begangen hatte und wer ein freiwiliges Opfer darbringt.
Im Judentum haben wird das Konzept, dass die Seele (Neshama) eines jeden aufsteigt und gerichtet wird. Auf dem Weg hinauf unterlaeuft sie verschiedene Phasen. Ist die Neshama ersteinmal gerichtet, bekommt sie ihren endgueltigen Platz in Olam Haba, der kommenden Welt (der auf ewig existierenden Seelenwelt). Sobald unsere Neshama vor ihrem Gericht erscheint, wird ihr, symbolisch gesehen, ein Video ueber ihr gesamtes Leben gezeigt. All unsere kleinsten Vergehen werden wir nochmals durchleben und andererseits wird uns genauso gezeigt werden, wie wir haetten reagieren sollen. Jeder wird sein zweites perfektes ICH kennenlernen. Genau gesagt, wird jeder mit dem konfrontiert werden, wie er eigentlich haette sein sollen und was er haette erreichen koennen.
Die eigentliche Strafe fuer unsere Seele wird die Scham sein, dass wir sehen, was wir haetten tun koennen und es nicht getan haben (Rabbi Meir Weiner).
Da dieser Shabbat der letzte Shabbat vor Pessach ist, wird der Shabbat auch Shabbat HaGadol (der grosse Shabbat) genannt. In diesem Falle aendert sich die Haftarah (Lesung aus den Propheten folgend der Thoralesung). Gelesen wird aus Malachi 3:4 – 24, wo G-tt uns an die Lehren an Moshe erinnert. "Kommt zu Mir zurueck (haltet die Gesetze ein) und Ich werde zu euch zurueckkehren."
Es gibt sehr viele Erklaerungen dazu, warum der Shabbat den Namen Shabbat HaGadol traegt. Hier nur ein Beispiel: In der Mishna Berura (Hilchot Pessach) steht, dass der Name "Gadol – gross" auf die Wunder hinweist, die G-tt fuer uns an Pessach vollbrachte.
Shabbat Shalom und Pessach Sameach ve Kasher – ein frohes und koscheres Pessach
Donnerstag, März 29, 2007
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen