B"H
Vor mehreren Monaten hielt ein Gast bei einem Shabbatessen im Haus von Rabbi Machlis eine anklagende Rede. Vom Sehen kannte ich den Redner schon einige Jahre. Er muss so Anfang fuenfzig sein und er kommt urspruenglich aus Kanada. Zu dem Zeitpunkt, an dem er die Rede hielt, war er obdachlos, scheint aber jetzt sein Leben etwas besser in den Griff bekommen zu haben. Jedenfalls dem Anschein nach.
In seiner Rede beschuldigte er die Rabbiner zweier Jerusalemer Yeshivot (relig. Schulen) sein Leben zerstoert zu haben. In keiner der Yeshivot fand er Anschluss und von den Rabbis, von denen er Unterstuetzung erwartet haette, kam gar nichts. Am Ende verliess er die Yeshiva. Aber nicht nur das. Zusammen mit der Yeshiva begrub er auch sein religioeses Leben und lebt nun voellig unreligioes. Ich wollte ihm auf seine Rede hin einige Antworten geben, aber dann zog ich es vor, mich nicht mit ihm herumzustreiten.
Er steht nicht allein da, denn es gibt es unzaehlige Leute, die sich ueber das manchmal harte und depressive Yeshivaleben beschweren. Ich kenne das alles nur zu gut aus eigener Erfahrung. Fuer mich gilt aber, dass wenn ich mich an einem Ort nicht wohlfuehle, ich den Ort wechsele. Immerhin habe ich meinen freien Willen nicht verloren und kann allein entscheiden. Ich kann in eine andere Yeshiva ueberwechseln oder ich habe die Moeglichkeit mit Rabbis oder Freunden ueber meine Probleme zu sprechen. Sollte ich die Yeshiva ganz verlassen, so bedeutet das noch lange nicht, dass ich auch mein religioeses Leben einfach so wegwerfe.
Ich verstehe Leute, die enttaeuscht sind vom relig. Leben und des nicht selten entstehen aeusseren sowie inneren Drucks alles richtig machen zu muessen. Mich aus diesem System etwas zu entfernen bedeutet nicht, dass ich auch keine Mitzwot (Gebote) mehr halte. Es besteht keinerlei Pflicht die Mitzwot nur dann einzuhalten, wenn ich Teil einer bestimmten religioesen Gemeinschaft bin, sondern ich tue das fuer mich selbst.
Nicht jeder passt in die haredische oder andere relig. Gesellschaften. Nichtsdestotrotz ist jeder fuer sein Leben allein verantwortlich und sollte nicht bei jedem aufkommenden unbewaeltigten Problem anderen die Schuld in die Schuhe schieben. Es gibt auch ein Leben ohne und nach der Yeshiva.
Donnerstag, März 29, 2007
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen