Donnerstag, März 01, 2007

Parashat Tetzaveh

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat


Dieser Shabbat ist zugleich Shabbat Zachor und somit lesen wir in den Synagogen aus zwei Thorarollen. Zum einen die regulaere Parashat Tetzaveh und zum anderen die Parashat Zachor.

Die vorherige Parashat Terumah lehrte uns jegliche Einzelheiten ueber den Bau des Mischkans (Tabernakel), wogegen wir aus der dieswoechigen Parashat Tetzaveh erfahren, wie wir die Mitzvot im Mischkan erfuellen sollen.

Gleich im ersten Satz der Parsha sagt G-tt zu Moshe, dass dieser den Israeliten auftragen (Tetzaveh) soll, reines Olivenoel zum Anzuenden des Ewigen Lichtes zu bringen. Die Chassidut lehrt uns, dass alles in der physischen Welt seine Wurzeln in der oberen geistigen Welt (spiritual world) hat. Auch das Ewige Licht hat seine Wurzeln in der "spiritual world" und wird bis hinunter zu uns weitergeleitet. So wird die obere mit der unteren unseren Welt verbunden (Noam Elimelech und Degel Machane Ephraim).

In der hebraeischen Sprache drueckt das Wort "Tetzaveh" eine sofortige Erfuellung aus. Die Gabe des Olivenoel sollte umgehend erfolgen. Mit den individuellen Gaben fuer das Mischkan hat jeder Israelit einen Anteil daran.

Da wir derzeit keinen Tempel haben, gibt es auch kein Ewiges Licht mehr. Das Licht, welches uns jedoch immer bleibt ist die Thora. Die Lichter des Tempels koennen erloeschen, doch ist es unmoeglich, das Licht der Thora auszuschalten (Sefat Emet).

Das naechste Gebot, welches Moshe von G-tt erhaelt, ist die Herstellung der acht Kleidungsstuecke des Hohepriesters (Cohen HaGadol). In kabbalistischer sowie talmudischer Literatur repraesentiert jedes dieser Kleidungsstuecke einen Tikun (eine Art Seelenreparatur). Jedes einzelne Vergehen der Israeliten wird sozusagen von einem der Kleidungsstuecke "repariert" (hebrae. Mekaper). Die Talmud Traktate Zevachim 88a und Arachin 16a geben hierzu eine Liste:
Der Umhang (Ketonet) reparierte das Blutvergiessen, die Hose (Michnas) moralisches Fehlverhalten, der Turban reparierte die Arroganz, der Guertel falsche Gedanken vom Herzen, das Choschen die Ungerechtigkeit, das Ephod den Goetzendienst, der Mantel boeses Gerede und das Zitz am Kopf reparierte die Gleichgueltigkeit gegenueber G-ttes Geboten.

Viele Kommentatoren sind der Meinung, dass es hierbei nicht nur um die Kleider des Hohepriesters (Cohen HaGadol) geht. Es geht um Kleidung ueberhaupt. Im Judentum drueckt die Kleidung den Charakter des Menschen aus. Sie gibt dem Menschen nicht nur ein gewisses Erscheinungsbild, sondern zeigt genauso seine Moral (Rabbi Samson Raphael Hirsch).

Die Kleidung des Hohepriesters machte ihm zu etwas Besonderem und er unterschied sich dadurch von allen anderen. Genauso sollten wir uns durch unsere Kleidung von derer anderer Nationen unterscheiden. Durch anstaendige Kleidung begehen wir einen Tikun fuer uns selbst und diese Art der Kleidung haelt uns davon ab zu suendigen (Rabbi Moshe Chaim Luzzatto – Ramchal).
Viele haredische Freunde sagten mir, dass sie sich durch ihre Kleidung immer auf einem religioesen hoeheren Level befinden, welcher sie von relig. Vergehen abhaelt. Ich selbst habe auch schon diese Erfahrungen gemacht.

Rabbi Kook gibt zu dem Thema ein exellentes und beruehmtes Beispiel aus dem Talmud Traktat Shabbat 31a:
Ein Nichtjude ging einmal an einer juedischen Schule vorbei und hoerte wie der Lehrer den Kindern die Kleidung des Hohepriesters lehrte. Der Nichtjude fand Gefallen an der Kleidung und beschloss, zum Judentum zu konvertieren. Er dachte, dass er nach seiner Konversion zum Hohepriester ernannt werden wird und diese tolle Kleidung tragen darf.

Der Nichtjude ging also zu Shammai und trug ihm sein Anliegen vor. Doch Shammai akzeptierte ihn nicht. Das Judentum besteht nicht nur aus dem Dienst des Hohepriesters allein und der Nichtjude sollte schon andere Motivationen mitbringen.

Daraufhin ging der Nichtjude zu Hillel. Er sagte ihm, dass er konvertieren wolle, um Hohepriester werden zu koennen. Hillel antwortete ihm, dass er zuerst einmal lernen muss, was ein Hohepriester fuer Aufgaben hat. Der Nichtjude lernte sehr ausfuehrlich die juedische Religion und fand so allein heraus, dass er nach seiner Konversion niemals Hohepriester sein kann. Nicht einmal Koenig David haette Hohepriester werden koennen, da er kein Cohen war. Wie also kann ich als Fremder, der zum juedischen Volk kommt, Hohepriester werden ?

Der Maftir wird aus der zweiten Thorarolle gelesen. Dabei handelt es sich um Deuteronomy (Sefer Devarim) 25:17 – 19. Hier wird uns aufgetragen, uns immer daran zu erinnern, dass uns Amalek (der Enkel Esavs) in der Wueste aus reinem Hass angegriffen hat. Nicht, dass er einen Grund gehabt haette. Nein, nur so, aus Hass. Bis heute gibt es Menschen, die uns aus reinem Hass sprich Antisemitismus angreifen. Amalek lebt also weiter.

Das Prinzip Amalek kann ebenso symbolisch betrachtet werden. Er steckt genauso in jedem von uns. Amalek unternimmt alles, um uns davon abzuhalten, Mitzvot zu erfuellen. Wieviele Male wollen wir etwas Gutes tun im Leben; jemandem helfen oder fruehmorgens in die Synagoge gehen. Und dann haben wir diese Stimme im Ohr, die uns sagt: Warum denn ? Ich kann doch noch im Bett liegen bleiben. Ist doch viel besser auszuschlafen. Oder wieso helfen ? Habe ich nicht selbst genug Probleme am Hals ? Und ueberhaupt, morgen ist auch noch ein Tag. Genau das ist der Amalek in uns selbst (Midrash Rabbah).

Sowohl der Sefat Emet (ein fruehrer Rebbe der Chassidut Gur) als auch der Imrei Chaim (Vishnitzer Rebbe) kommentieren, dass ein verstaerkter Glaube, das Thorastudium und die Erfuellung der Mitzvot, diesen inneren Amalek besiegen. Wir koennen den Glauben dadurch verstaerken, indem wir zu der Einsicht gelangen, dass alles von G-tt erschaffen wurde und Er der Herr des gesamten Universums und unserer Existenz ist (Sefat Emet). Mit dem so verstaerkten Glauben sollen wir den Shabbat heiligen, was uns wiederum von dem inneren Amalek befreit (Imrei Chaim).

Das Thema Amalek fuehrt uns zu Purim, welches wir am Sonntag (in Orten auf aller Welt, die zur Zeit Joshua bin Nuns keine Stadtmauer hatten) und am Montag in Jerusalem feiern. Haman war ein Nachfahre Amaleks und auch er wollte die Juden ohne jeden ersichtlichen Grund vernichten. Doch die Juden besiegten Haman. Hoffen wir, dass dies auch in Zukunft so sein wird. Besiegen wir den inneren und den aeusseren Amalek.


Shabbat Shalom und Purim Sameach - Happy Purim

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