Mittwoch, Dezember 30, 2009

Nittel Nacht - Heilig Abend




B"H

Am Donnerstag, 24. Dezember 2009 (7th Tevet), feierte die christliche Welt Heilig Abend (symbolisch: die Geburt des Juden J.). Am Spätnachmittag des gleichen Tages unterrichtete ich, wie jeden donnerstag, eine kleine relig. Kindergruppe in einer Privatwohnung. Der Hausherr teilte mir nebenbei mit, dass es ja nur noch bis ca. 19.00 Uhr Thora lernen kann, denn danach sei das verboten.


"Ob das mit dem am Sonntag folgenden Halbfastentag 10. Tevet zusammenhänge", fragte ich.
"Nein, meinte der Hausherr, das liege an einem eher chassidischen Brauch, welcher das Thoralernen am Abend des 24. Dezember verbiete. Bis Mitternacht werde keine Thora gelernt (siehe den Rama zum Schulchan Aruch, den Chatam Sofer und andere).

In vielen chassidischen Gruppen wird diese sogenannte "Nittel Nacht" ganz besonders ernst genommen. Zum Beispiel in Lubawitsch (Chabad), wo in der Regel als Ausgleich Schach gespielt wird.
Kabbalistisch heißt es, dass wir dem falschen Meschiach J. sowie seinen Anhängern durch unsere Thorastudien keinerlei spirituelle Kräfte verleihen sollen. So auch der 5. Lubawitscher Rebbe Shalom Dov Baer (Rashab), 1860 - 1920.

Der Rebbe sagte, dass wir nicht unsere Zeit verschwenden sollen, wenn wir einmal keine Thora lernen, sondern Schach spielen. Nicht in allen chassidischen Gruppen herrscht der Brauch, Schach zu spielen (z.B. Vishnitz), dennoch regt das Schachspiel den Intellekt an wie das Thorastudium.


Links:

Details zur Nittel Nacht und der Historie bei "Hirhurim".





Schachspiel in Chabad in der Nittel Nacht 

7 Kommentare:

  1. Anna Nym11:11 PM

    Findest du das nicht auch seltsam, daß Juden sich an diesem Tag die Gestaltung ihres Lehrplans von christlichen Bräuchen vorschreiben lassen?

    Und dabei ist doch schon lange bekannt, daß J., falls er überhaupt gelebt hat, nicht in dieser Nacht geboren ist, sondern daß das nur die christliche Adaption eines viel älteren römisch-heidnischen Festes ist.

    Das Argument, einem falschen Messias keine Kraft durch Thorastudium verleihen zu wollen, geht also völlig an den Tatsachen vorbei. Wieso also dieser innerhalb des jüdischen Systems völlig sinnlose Brauch? Nicht, daß ich den Männern ihr Schachspiel nicht gönnen würde.

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  2. B"H

    Die juedische Kabbalah zieht ebenso die "dunkel Seite" in Betracht. Dies heisst soviel, wie "auch die negativen Kraefte koennen gewisse Macht und Einfluss erlangen". Und damit diesen "negativen Kraefte der dunklen Seite" sozusagen keine Nahrung bekommen, lernt man bis Mitternacht anscheinend keine Thora.

    Du hast recht, dass J. nicht am 24.12. geboren worden ist, dennoch scheint der Tag eine Symbolkraft fuer derlei dunkel Kraefte zu sein.

    Im Judentum geht man uebrigens davon aus, dass er gelebt hat und wiedersetzt sich dem auch nicht. Nur ist die Frage, welcher von all den Yeshus im Talmud derjenige ist, denn es gab mehrere.

    In einer Story heisst es, dass J. in den Tempel ging, magische G - ttesnamen verwendet und damit sein Unwesen trieb. Wobei wir damit auf die dunkle Seite der Mystik zurueckkommen.

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  3. Anonym3:53 PM

    Es gibt einige heidnische Feiertage. Gibt es bei dieser Vielzahl an Tagen etwa auch derartige Bräuche? Oder ist dieser Brauch auf eine dunkle Geburt eines falschen Mschjch beschränkt? Oder sogar DES falschen Mschjch schlechthin? Es gab so viele falsche Lügner. Warum verleiht ihr denen "spirituelle Kraft"? Wer hängt sich an denen schon auf? Überhaupt leuchtet mir nicht ein, wie durch Gutes dem Bösen Kraft gegeben werden sollte. Wenn man überhaupt etwas gegen "das Böse" in dieser Welt tun kann, dann ist es Torahstudium und die Umsetzung desselben. Das gilt auch für ein kirchliches Weihnachten, das mit vorkirchlichen Traditionen gekoppelt ist. Es ist meines Erachtens eher bedenklich das Studium offiziell aussetzen lassen zu wollen, da hiermit das Gute einfach Pause macht, während aber in der Welt das Heidentum gefeiert wird.

    Woher nimmst du die "Story", die du erwähnst?

    Allgemein geht man von historischer Seite auch nicht davon aus, dass Jesus nicht lebte. Man bestreitet aber natürlich die wunderhaften Erzählungen über seine Persönlichkeit.

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  4. B"H

    Soetwas wie die "Nittel Nacht" findet nur zum christlichen Heiligen Abend statt und nicht bei anderweitigen heidnischen Vorkommnissen.

    Die "Story" findet man im Talmud, nur muss ich den genauen Traktat abchecken !

    Ich dachte zuerst auch sofort, dass man doch gerade dann Thora lernen soll. Wenn wann, dann gerade am Heiligen Abend. Damit lag ich aber anscheinend falsch (siehe meine Links zu Chabad oder Hirhurim).

    Die Kabbalah spricht von guten Sefirot (Charaktereigenschaften) im kabbalistischen Sinne. Nebenbei aber gibt es auch die negativen Sefirot. Jene, der "dunklen Seite".

    Da G - tt die Welt so erschuf, dass wir Menschen die "Freie Wahl" im Leben haben, muss es zwangslaeufig "Negatives / Boeses" geben, sonst haetten wir ja keine Wahl !

    Diese negative Seite hat die Kraft, diverse Kraefte auszusenden. Der ZOHAR beschreibt dies gnauer. Unter anderem findest Du ebenso im Zohar die Aussage, dass Rachel bei Bethlehem beerdigt werden musste, denn in Bethlehem befindet sich sozusagen die Grenze zwischen der Reinheit und der Unreinheit. Jene Unreinheit, welche durch die Geburt von J. ihren Lauf nahm. Rachel dient daher mystisch betrachtet als Gegenpart zu dieser Unreinheit !

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  5. Anonym2:36 PM

    Ich verstehe diese Idee nicht.

    Fragwürdig finde ich noch immer, warum man sich, wie du mir bestätigst, auf Jesus dermaßen in Ablehnung konzentriert. Dadurch bestätigt man, wie ich finde, Christen eher.
    Jesus wurde einige Zeit später als Rahel geboren, wie du weißt. Geht es hierbei nicht auch viel zu weit, wenn man Jesus sogar dermaßen verteufelt, dass eine unserer Mütter SEINETWEGEN außerhalb Bethlehems begraben werden musste?
    War Jesus in Seiner Vorsehung wirklich DIE Unreinheit schlechthin, dass er sogar Einfluss nahm auf das Leben unseres Volkes hunderte von Jahren vor seiner Geburt?

    Was gibt es denn da noch für wilde Ideen, die einem "christlichen Antisemitismus/Antijudaismus" guten und fruchtbaren Boden für die Bezeichnung des Judentums als Antichristentum liefern?

    Jesus Jesus sein lassen, glauben, dass er ein falscher Verführer war, in Ordnung, aber keine Extra Gedenktage für ihn im Judentum, keine Sonderlehren, die ihm sonstwas für einen Wirkungskreis selbst vor seiner Geburt zusprechen.

    Jüdisch leben, jüdisch bleiben.

    Anderes scheint, wie hier chassidisches Brauchtum vorschlägt, doch eher bedenklich.

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  6. B"H

    Ich kann den Brauch verstehen und auch wieder nicht. Letzten Endes bleibt dies jedem selbst ueberlassen.

    Im Judentum gilt J. als ein falscher Meschiach, der (oder dessen Nachfolger) dem juedischen Volk riesigen Schaden zugefuegt haben. Mehr als alle anderen Voelker und Religionen der Erde.

    J. ist aus unterschiedlichen Gruenden eine Unreinheit. Angefangen von den fragwuerdigen rebellischen Attacken seinerseits, wobei er die Namen G - ttes fuer negative Zwecke nutzte.

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  7. Anonym2:44 PM

    Ich bin mir unsicher, ob das Christentum wirklich den größten Schaden am jüdischen Volk verübte.
    Meine persönliche Einschätzung ist, dass der Götzendienst, der eigentlich mit den sieben Völkern des Landes ein Ende finden sollte, wesentlich größeren Schaden angerichtet hatte.
    Dadurch, dass eben diese Bosheit in Israel weiterleben konnte, wurde unser Volk abtrünnig gemacht und geriet unter starke Züchtigung.

    Mir ist nicht bekannt, dass dieses Ausmaß an verheerenden Konsequenzen durch Jesus übertroffen wurde. Nicht zuletzt war das Übel, das ich als Schlimmstes betrachte, auch keine geringe Zeitspanne am Wüten.

    Meine Meinung. Ich schätze, dass selbst die eine Millionen Messianischer verhältnismäßig nicht die Zahl der "Opfer" von damals übertrifft.
    Ansonsten dürfte heute die säkulare, atheistische, egozentrierte Welt, oder was auch immer, größeren Einfluss zum Schaden haben als ein relativ unattraktives Christentum.

    Meine Meinung. Auch hierbei sehe ich die Rolle des Jesus als zu wichtig genommen, ohne dass ich die paradox erscheinende Kirchengeschichte ignoriere.

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