Sonntag, Oktober 10, 2010

Schabbat Teachings aus Tzfat (Safed)

B"H

Gemeindeleben, das ist es, was die Bewohner der Altstadt des nordisraelischen Zfat (Safed) hervorheben. Fast jeder kennt jeden, man hilft sich oder lässt den Mitmenschen, bei Bedarf, genauso in Ruhe. Jeder Bewohner von Zfat hat seine eigene Geschichte und viele davon sind mehr als interessant.

In der Tat ist die Stadt voll amerikanischer Neueinwanderer, welche sich vorwiegend in der Altstadt niedergelassen haben. Vielerseits relig. amerikanische Juden. Wer sich ausgerechnet in Zfat niederlässt, den erwartet eine relativ niedrige Miete, doch schlechte Jobaussichten, denn es herrscht tote Hose. Kleinstadt pur und das auch noch ohne Kino.

Im Mittelalter war die Stadt zusammen mit dem ca. 30 km entfernt liegenden Tiberias unten am See Genezareth (Kinneret) DAS Zentrum der Juden im damaligen Israel. Zfat tat sich durch seine berühmten Kabbalisten hervor. Rabbi Yitzchak Luria oder Rabbi Moshe Cordovero, zum Beispiel.

Am vergangenen Freitag traf ich gegen mittag in Zfat ein und bleibe hier für genau eine Woche im Hostel der chassidischen Gruppe Chabad.
Egal, ob der Schabbat frühzeitig einbricht (wie im Winter) oder später, die Geschäfte der Stadt sind schon kurz nach mittag geschlossen. Kleinstadtleben halt oder fast schon Dorf. Keineswegs zu vergleichen mit dem Treiben auf dem Jerusalemer Machane Yehudah Markt kurz vor Schabbateinbruch.

In der "Ascent" eigenen Synagoge hielten wir den "Kabbalat Schabbat Service" ab und erhielten hinterher Familien, bei denen wir zum Schabbatessen eingeladen waren. Kurz nach mittag geschah ein Wunder und es begann aus allen Eimern zu regnen. Ungewöhnlich früh im Oktober, aber Israel braucht dringend Regen. Mit dem Regen fiel auch gleich der Strom aus. Kleinstadtleben halt, wobei mich der Stromausfall sofort an meine alten Kibbutzzeiten erinnerte.

Zusammen mit drei weiteren Leutchen wurde ich zu einer Familie in der Altstadt entsandt. Es stellte sich heraus, dass die Familie neben der Synagoge der Lelover Chassidim wohnt und der Hausherr berichtete mir, dass einer der zwei Lelover Rebben aus Bnei Brak an diesem Schabbat in Zfat weile. Ich roch sofort einen chassidischen Tisch und wollte nach dem Essen unbedingt einmal in die Synagoge schauen.

Wir aßen unser Schabbatmahl und wieder begann es zu regnen. "Nur keine Sorge, sagten unsere Gastgeber, in Zfat regnet es zwar viel, doch nie besonders lange. Ihr kommt schon trocken nach "Ascent" zurück. Und so war es dann auch, obwohl der Strom wieder ausfiel und wir im Dunkeln über die kleinen Pflastersteine der Altstadt schwankten und in so manche tiefe Pfütze traten. Vorher jedoch warf ich einen Blick in die Lelover Synagoge, aber dort spielte sich nichts ab und die Chassidim schienen ebenso vor dem Regen nach Hause geflüchtet zu sein.

Unter anderem lernten wir, dass heute die Yahrzeit (Todesgedenktag) des ersten Rebben der Chassidut Ruzhin - Boyan ist. Rebbe Israel von Rizhin lebte seinerzeit in einem schlossähnlichen Gebäude und trug sogar goldene Schuhe. Allerdings hatte er die Schuhsohlen abgeschnitten, um wegen seines Reichtums nicht zu arrogant zu werden. Obwohl er für die Leute den Anschein erweckte, er sei unheimlich reich und trage seinen Reichtum zur Schau, so war er dennoch bescheiden und lief in Schuhen ohne Sohlen herum. Allerdings sei zu erwähnen, dass Rebbe Israel von Rizhin bis heute nicht unumstritten ist, denn die Polizei von Ruzhin (heute Ukraine) beschuldigte ihn am Tode von zwei jungen Männern beteiligt zu sein. Der Rebbe wurde verhaftet, doch entkam und liess sich in einer Nachbarland nieder.

An diesem gerade ausgeklungenen Schabbat lasen wir die Thora Parashat "Noach". Von der Flut und dem Turm von Bavel. Ein "Ascent" Chabad Rabbiner lehrte, dass das Wort "Teva - Arche" ebenso für "Wort" stehen kann. Noach sagte: "Kommt in meine Arche" und anders interprtiert kann dies genauso bedeuten: "Kommt zum Wort" - bedeutet "zur Thora, wo Ihr geschützt seid".

Eli Naiditch von "Ascent" hatte ein gutes und sehr hilfreiches Teaching bezüglich der Aliyah nach Israel parat. Er zitierte den Lubawitscher (Chabad) Rebben, der da seinerzeit sagte, dass ein Jude bei seiner Einwanderung nach Israel nicht nur materielle Theorien im Kopf haben sollte. Die Aliyah verlange gleichsam eine spirituelle Vorbereitung. Nicht immer sollen Neueinwanderer auf ihr materielles Wohl schauen und an allem herummäkeln, wenn es einmal nicht so gut läuft und sie anderes aus ihrem vorherigen Heimatland gewohnt sind. Vielmehr soll jeder Neueinwanderer ebenso die Qualitäten und positive Aspekte Israels erkennen. Nur so wird ein Neueinwanderer richtig glücklich.

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