B"H
Wer Informationen ueber Chabad sucht, wird diesbezueglich kaum auf Schwierigkeiten stossen. Es gibt unendlich viel Literatur. Sei es nun von Insidern, Personen ausserhalb der Gruppe oder von den Rebben selbst. Die Chassidut Chabad ist sehr umfangreich und ich versuche an dieser Stelle einmal die wichtigsten Inhalte zu beschreiben.
Wie ich schon zuvor erwaehnte, lernte ich fast fuenf Jahre bei Chabad in der Jerusalemer Altstadt. Ich nahm an vielen Shiurim (Vortraegen) teil, ging zu Shabbatot und lernte das Buch Tanya. Ich bin kein Mitglied irgendeiner chassidischen Gruppe. Ab und an gehe ich auch heute noch in eine Chabad - Synagoge und wenn es eine Chassidut gibt, zu der ich mich am meisten hingezogen fuehle, so ist dies Chabad. Nicht wegen dem Meschiach - Business, sondern eher wegen der Idee, dass G-tt ueberall und uns sehr nahe ist. Und wer wuenscht sich nicht einen nahen G-tt ?
Die Chassidut Chabad wurde nach dem Tod des beruehmten Maggid von Mezritch gegruendet. Der Maggid war ein Schueler des Baal Shem Tov und wurde nach dessen Tod sein Nachfolger. Die beruehmtesten Schueler des Maggid von Mezritch waren Rabbi Schneur Zalman, Rabbi Menachem Mendel von Vitebsk und Rabbi Levi Yitzchak von Berditchev. Rabbi Schneur Zalman war der juengste Schueler des Maggid. Nach dem Tode des Maggid (1772), lernte Schneur Zalman unter Rabbi Menachem Mendel von Vitebsk, wobei der letztere bald nach Israel ziehen sollte.
Heute behauptet Chabad nach wie vor, dass Rabbi Schneur Zalman der eigentliche Nachfolger des Baal Shem Tov sowie des Maggid war. Andere Gruppen wie z.B. Breslov behaupten das Gegenteil. In Wahrheit teilten sich die Schueler des Maggid von Mezritch nach dessen Tod in viele Gruppen auf.
Ein weiterer Beweis, den die Kritiker von Schneur Zalman vorbringen ist, dass dieser den Baal Shem Tov nicht persoenlich kannte. Fakt ist auch, dass es einen ernsthaften Disput zwischen Rabbi Baruch, dem Enkel des Baal Shem Tov, und Rabbi Schneur Zalman gab. Beide sahen sich als das wahre Oberhaupt der chassidischen Bewegung.
Rabbi Schneur Zalman von Liadi (1745 - 1813) ist der Gruender der Chabad - Bewegung, die urspruenglich Lubawitsch heisst. Nach der weissrussischen Stadt Lubawitsch. Schneur Zalman "kleidete" die kabbalistischen Lehren des ARI (Rabbi Yitzchak Luria) in chassidische Interpretationen. Er betrachtete die Lehren der Lubawitscher als hoechste intellektuell und gab der Gruppe einen neuen Namen: Chabad, was fuer eine Abkuerzung aus der Kabbalah steht: Chochma - Weisheit, Bina - Verstehen, Daat - Wissen.
Schneur Zalman wird ausserdem der "Alter Rebbe" oder der "Baal HaTanya" genannt. Das Buch Tanya, welches er verfasste und das zuerst 1796 erschien, ist das beruehmteste Buch der Gruppe und enthaelt die gesamte Chabad - Philosophie. Des weiteren ist es aeusserst kabbalistisch und man sollte es nur mit einem Lehrer lernen.
Die gesamte Chassidut Chabad basiert auf der Kabbalah des ARI, was auch aus dem Buch Tanya offensichtlich wird. Jeder Mensch hat zwei Seelen; die tierische und die g-ttliche, wobei wir die tierische Seele ueberwinden und zum Guten verwandeln sollen. Durch Gebet bringen wir G-tt in unsere Welt und kreieren hier einen Platz fuer Ihn, in welchem er wohnt. Metaphorisch gesehen.
Es ist wichtig eine Beziehung zwischen G-tt und Seinen Welten herzustellen, welches wir anhand von Gebet mit Kavanah (Absicht) und durch Meditation versuchen zu verwirklichen. G-tt ist ueberall und niemals weit weg. Er ist in allem was wir sehen oder abfassen.
Meditation ist ein sehr wichtiger Aspekt in der Chabad - Philosophie. Meditation an mystischen Themen wie die Erschaffung der Welt oder der Beziehung des Erschaffers zu Seiner Erschaffung. All das bringt uns auf einen hoeheren Bewusstseinslevel, welchen Chabad als Hitbonenut (Aufbau) bezeichnet. Durch die intellektuelle Meditation und dem Verstehen kommen wir G-tt ganz nahe.
Es gibt eine intellektuelle Verbindung von Chassidut und Judentum. Durch das Lernen der Mystik intesiviert sich die Hingabe.
Im laufe der Geschichte wurde Chabad immer wieder kritisiert. Beruehmt ist der Disput zwischen dem litvischen Rav Schach aus Bnei Brak und dem letzten Lubawitscher Rebben Menachem Mendel Schneerson. Rav Schach kritisierte vor allem die messianischen Ideen von Chabad.
Waehrend des ersten Golf - Krieges 1991, verkuendete Rabbi Schneerson, dass die Zeit fuer die Ankunft des Meschiach gekommen sei. Er sagte niemals, dass er der Meschiach sei, sondern seine Anhaenger interpretierten dies selbst. Dennoch machte Schneerson vielleicht einen Fehler, indem er nie eine Ja - oder NEIN - Antwort gab als man ihn fragte.
Der im Juni 1994 verstorbene Rabbi Menachem Mendel Schneerson war der siebte und letzte Rebbe von Chabad. Seine Frau und er waren kinderlos geblieben und somit gab es keinen Nachfolger.
Er war eine grosser Rebbe und Tausende von Menschen konsultierten ihn. Leider war er niemals in Israel, weil seiner Meinung nach jemand der in Israel ist, es nicht mehr verlassen kann.
Er sandte Schlichim (Abgesandte) in alle Welt. Ihm ist es zu verdanken, dass heute jeder juedische Tourist einen Platz am Shabbattisch finden kann. Egal wo. Sei es in Peking, Tibet, Polen oder Deutschland. Chabad ist ueberall, wie jeder im Internet sehen kann. Des weiteren gibt es z.B. auf Flughaefen Mitzwa - Kampagnen wie das Anlegen von tefilin.
Chabad hat seine eigenen Melodien, sein eigenes Sidur (incl. Tanya) und natuerlich viele Braeuche. Es wird ein sehr hoher Wert auf Kaschrut gelegt. Vor allem an Pessach. Ich war immer wieder erstaunt, wie obszessiv Chabad die Pessach - Gesetze einhaelt, um Chametz (Getreide) zu vermeiden. Wie die Belzer Chassidim, so wickelt auch Chabad einen Lappen um den Wasserhahn, um Chametz zu vermeiden. Genauso essen sie ihre Mazzot NUR aus einer Plastiktuete, um das Fallen von Kruemeln auf den Fussboden zu verhindern. Dort koennten diese Kruemel in Beruehrung mit Wasser oder Wein kommen und zu Chametz werden.
Chabadnikkim tragen keine Pelzmuetzen (Streimel) am Shabbat. Unverheiratete Maenner tragen eine normale Jacke und verheiratete Maenner einen langen schwarzen Kaftan. Sie unterteilen sich in zwei Gruppen: Die Meschichisten und jene, die Rabbi Schneerson nicht als Meschiach sehen.
Heute ist Chabad mit ca. 200.000 Anhaengern die groesste und umstrittenste chassidische Gruppe weltweit. Sie nehmen neue Leute auf sowie orthodoxe Konvertiten. Trotz aller Offenheit ist Chabad nicht immer ganz so offen. Vor allem nicht bei Schidduchim. Niemals wuerde ein "alter" Chabadnik einen Newcomer oder Konvertiten heiraten.
Persoenlich wuensche ich Chabad in Deutschland viel Erfolg. Sie sind den dort ansaessigen orthodoxen Rabbiner ein Dorn im Auge, doch Konkurrenz belebt das Geschaeft. Und genau das kommt den Juden in Deutschland zugute. Wer etwas Yiddishkeit lernen will, der geht zu Chabad.
In anderen Laendern dagegen sehen sie sich solch einer Ablehnung nicht ausgesetzt. Eher im Gegenteil. Tausende von Juden haben mit Hilfe von Chabad zu ihren juedischen Wurzeln zurueckgefunden.
Sollte jemand von Chabad etwas hinzuzufuegen oder Kritik haben, kann er mich dies gerne wissen lassen.
Naechste Woche werde ich einige Insights in die Chassidut Breslov geben.
Montag, Januar 29, 2007
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