Mittwoch, Januar 10, 2007

Parashat Shemot (Exodus)

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat


Nachdem der letzte lebende Sohn Yaakovs, Levi, verstarb, begann fuer die Israeliten in Aegypten das Leid. Sklavenarbeit und hohe Steuern.

"Und es kam ein neuer Koenig auf in Aegypten, der Yosef nicht kannte", so erzaehlt uns die Thora zu Beginn der Parasha. Im Talmud Traktat Eruvin 53a gibt es zu diesem Satz den beruehmten Disput zwischen den Rabbinern Rav und Shmuel. Kam wirklich ein neuer Koenig oder war es der alte, welcher von Yosef und Yaakov nichts mehr wissen und gleichzeitig verhindern wollte, dass die Israeliten zu maechtig werden koennten.

Die Midrash Rabbah lehrt uns, dass die israelitischen Muetter bei jeder Geburt sechs Kinder auf einmal gebaren und sich daher die Israeliten in Windeseile vermehrten. Pharao versuchte dies durch harte Sklavenarbeit zu verhindern. Die israelitischen Frauen liessen sich jedoch nicht einschuechtern. Auch dann nicht als Pharao den beiden Hebammen Shifra und Puah befahl, alle israelitischen maennlichen Babies zu toeten. Die Gemara im Talmud Traktat Sotah 11b sieht Shifrah und Puah als Yocheved und ihre Tochter Miriam.

Amram , Moshes Vater, war damals das Oberhaupt der Generation. In dieser Zeit befahl Pharao jedes maennliche Baby im Nil zu ertraenken. Seine Astrologen hatten ihm vorausgesagt, dass ein Junge geboren werden wird, der die Israeliten aus Aegypten fuehrt. Ebenso, dass das Schicksal dieses Jungen das Wasser sei. Pharaos Astrologen irrten sich nicht in ihrer Deutung, doch die Interpretation war falsch. Das Schicksal des Jungen war das Wasser, doch geschah dies spaeter als Moshe seinen Stab auf den Stein schlug, damit Wasser herausfloss (Talmud Traktat Sotah 12b).

Eine Strafe G-ttes erwartete Pharao nicht, denn schliesslich hatte G-tt versprochen (in Parashat Noach), keine weitere Flut ueber die ganze Welt zu bringen. Aber auch hier irrte Pharao; G-tt hatte dies zwar versprochen, aber eine Flut ueber ein einzelnes Land konnte er sehr wohl bringen (Talmud Traktat Sotah 11a).

Die Thora erzaehlt uns das Amram Yocheved heiratete und sie die Eltern Moshes wurden. Der Talmud gibt uns noch zusaetzliche Einzelheiten. Die in der Thora erwaehnte Hochzeit war die zweite. Yocheved und Amram waren zuvor schon einmal verheiratet gewesen und zeugten Miriam und Aharon. Miriam war drei Jahre aelter als Aharon und sechs Jahre aelter als Moshe.
Als Pharao erliess, alle maennlichen Babies im Nil zu ertraenken, beschloss Amram sich von seiner Frau Yocheved scheiden zu lassen. Alle israelitischen Maenner taten es ihm nach. Daraufhin ging Miriam zu ihrem Vater und sagte ihm, dass er schlimmer als Pharao sei. Jener haette befohlen alle maennlichen Babies zu toeten, doch ihr Vater Amram wuerde mit seiner Tat (der Ehescheidung) maennliche und weibliche Babies toeten. Heisst, erst gar nicht zulassen, dass sie geboren werden. Als Folge heiratete Amram erneut die Yocheved und alle anderen Maenner heirateten ihre ehemaligen Frauen (Talmud Sotah 12a). Miriam die Prophetin sah die Geburt Moshes voraus und an dieser Stelle lernen wir von ihrer Groesse.

Yocheved gebar Moshe im Alter von 130 Jahren. Diese 130 Jahre werden vom Arizal verglichen mit den 130 Jahren in denen sich Adam von Chava (Eva) trennte (Buch Shaar HaPesukim). Nach dieser Zeit der Trennung gebar Chava den Shet und Moshe wird als Reinkarnation von Adams drittem Sohn betrachtet.

Die ersten drei Monate seines Lebens wurde Moshe von seiner Mutter Yocheved heimlich versorgt. Den Namen Moshe bekam er erst von der Tochter Pharaos als diese ihn aus dem Nil zog. Wie also war sein frueherer Name fragt die Gemara in Sotah 12a und antwortet: Tuviah.
Er wurde am 7. des juedischen Monats Adar geboren und starb auch am 7. Adar. Viele gerechte Menschen (Zaddikim) sterben an ihrem Geburtstag, wie wir im Falle von Koenig David sehen. Dieser wurde an Shavuot geboren und starb an Shavuot.

Nun folgt die beruehmte Szene wie Moshe in einem Koerbchen auf dem Nil schwamm und Batya, die Tochter Pharaos, ihn aus dem Nil zog und als Sohn aufnahm. Verschiedene Midrashim lehren uns, dass ihr Name Batya war und sie zum Judentum konvertierte.
Laut der hebraeischen Sprache ist an dem Thorasatz, in dem es heisst, dass sie den Korb nahm, einiges unklar. Die Gemara in Sotah 12b interpretiert ihn so, dass der Korb mit Moshe ausserhalb ihrer Reichweite lag, doch sie streckte ihren Arm aus, der ploetzlich laenger war als normal.

Der Lubavitscher Rebbe und Rabbi Chaim Shmulevitz betrachten diese "Armverlaengerung" als metaphorisch. Ist es nicht manchmal in unserem Leben so, dass wir Probleme haben, die wir mir mehr Anstrengung meistern koennten. Genauso erging es Batya; der Korb war zwar zu weit weg, aber mit ihren letzten Kraeften erwischte sie ihn doch noch. Genauso sollten wir Situationen meistern; indem wir all unsere Kraefte und Faehigkeiten mobilisieren.

Spaeter toetete Moshe den aegyptischen Aufseher und jenes Ereignis wird uns im spaeteren Verlauf noch einmal begegnen. Naemlich in der Parashat Emor (im Buch Vayikra - Leviticus). Auch Datan und Aviram, welche Moshe an Pharao verrieten, werden wir in Parashat Korach wiedertreffen.

Wenn ich eines am Buch Exodus liebe, dann ist es die talmudische Midrash Mechilta von Rabbi Shimon Bar Yochai. Und genau in dieser Mechilta stellt Rabbi Eliezer die Frage, warum G-tt sich Moshe ausgerechnet in einem Dornenbusch offenbarte. Gab es denn keine besseren Baeume ?
Die Antwort der Mechilta moechte ich mit einer anderen Aussage aus dem Buch des Rambam "Fuehrer der Unschluessigen III, Kapitel 45" (The Guide of the Perplexed) verbinden.
Bezueglich des Dornenbusches antwortet die Mechilta, dass dieser die einzige Baumart auf Erden war, die nicht von den Voelkern als Goetze angebetet wurde und deshalb von G-tt gewaehlt wurde.
Der Rambam schreibt, dass Avraham der erste war, welcher in Richtung Westen, und nicht wie Goetzenanbeter gen Osten betete. Nach Osten deshalb, weil sie die Sonne anbeteten.
Nicht nur das Avraham gen Westen betete, auch der Kodesh HaKedoshim in welchem sich die Bundeslade im 1. Tempel befand, war gen Westen gerichtet.

In Aegypten haben die Juden ihren ersten richtigen Antisemitismus als Nation erlebt. Ein Thema, was auch heute nichts an Aktualitaet eingebuesst hat. Und das nach weit mehr als 2000 Jahren. Anscheinend hat die Welt immer noch nichts dazugelernt. Aber wie wir an unserer Geschichte sehen, haben wir bisher alle Probleme ueberwunden und selbst die Aegypter, Griechen und Roemer ueberlebt.

Shabbat Shalom

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Arizal: Rabbi Yitzchak Luria, geboren 1534 in Jerusalem, verstorben 1572 in Safed (Nordisrael). Der beruehmteste Kabbalist ueberhaupt.


Rabbi Chaim Shmulevitz: geboren 1902 in Kovno (Litauen) und verstorben 1978 in Jerusalem. Er war viele Jahre Leiter der weltberuehmten MIR - Yeshiva.

Rambam: Rabbi Moshe ben Maimon (Maimonides), juedischer Philosoph, geboren 1135 in Cordoba / Spanien und verstorben 1204 in Kairo. Begraben in Tiberias / Israel.

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