B"H
Es sind mehr als 10 Jahre her, dass ich zum ersten Mal persoenlich mit den Lubawitscher Chassidim (Chabad) in Kontakt kam. Natuerlich hatte ich im Juni 1994 vom Ableben des siebten und letzten Lubawitscher Rebben Menachem Mendel Shneerson gehoert. Seine Chassidim wuerden in den Strassen von Crown Heights (New York) tanzen anstatt zu trauern. Kaeme er doch demnaechst als Meschiach zurueck.
Im August 1996 war ich zum ersten Mal bei Chabad zu einem Shabbat - Essen in der Jerusalemer Altstadt eingeladen. Bei der "Jerusalem Connection" und ihrem Rabbi David Sterne. Rabbi Sterne veranstaltet nicht nur Shabbat - Essen, sondern auch Unterrichte (Shiurim) innerhalb der Woche.
Fuer nichtjuedische Leser kurz angemerkt: Chabad incl. Rabbi Sterne sind sehr darauf bedacht, nur Juden zu unterrichten bzw. zum Shabbat einzuladen. Jeder halachische Jude oder Teilnehmer an einem orthodoxen Giurkurs (Konversion) ist eingeladen. Auch Rabbi David Sterne legt darauf sehr grossen Wert.
Gleich nach meinem ersten Zusammentreffen nahm ich regelmaessig an chassidischen Kursen teil. Es wurde natuerlich Chabad - Philosophie gelehrt, aber ohne Messianismus. Nie habe ich ein Wort gehoert, dass Rabbi Shneerson der Messias sei.
Chabad selbst ist in zwei Lager gespalten; in die Meschichisten und jene, die den Rebben nicht unbedingt als Messias sehen.
Soweit ich herausfinden konnte, hat Chabad heute ca. 200.000 Mitglieder weltweit und ist damit eine der groessten chassidischen Gruppen. Ihre Lehre basiert auf jener des Baal Shem Tov sowie auf der Kabbalah des Rabbi Yitzchak Luria (dem Arizal).
Insgesamt lernte ich fast fuenf Jahre intensiv bei Chabad, heisst, mehrmals pro Woche. u.a. die Chabad - Grundlage, das Buch Tanya des ersten Lubawitscher Rebben Shneur Zalman von Liadi. Tanya lernte ich unter Rabbi Mendy Steinsaltz, einem der Soehne des beruehmten Chabad - Rabbis Adin Steinsaltz.
Im Tanya wird beschrieben, dass der Mensch zwei Seelen besitzt; die weltliche materielle (Nefesh) und die g-ttliche (Neshama). Beide Seelen befinden sich im staendigen Kampft miteinander und unsere Aufgabe besteht darin, die weltliche Seele nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. Durch Thora, Gebet und Mitzwot (Gebote) steht die Neshama an erster Stelle und somit bringen wir G-tt in unsere materielle Welt hinab. In allem was wir sehen oder anfassen ist ein Funke G-ttes.
Im Gegensatz zu Chassidut Breslov ist fuer Chabad G-tt ueberall anwesend. Anhand von Gebet manifestieren wir SEINE Anwesenheit in unserer Welt, womit wir den Messias naeher bringen. Dieses sind ganz wichtige Inhalte der Chabad - Philosophie.
Von sich selbst sagt Chabad die einzig intellektuelle Chassidut zu sein. Das kann sogar stimmen, doch habe ich bei Breslov nicht weniger Intelligenz erlebt.
Fuer Neuankoemmlinge gibt sich Chabad sehr offen und dieses zieht viele Leute an. Bekannt sind die regelmaessig stattfindenden Feiern. Essen und der typische "LeChaim" (ein kleiner Umtrunk) verpackt mit Liedern und Chabad - Stories. Bei anderen Chassidim heissen die Treffen "Tisch", bei Chabad dagegen nennt man das "Farbrengen".
In Jerusalem haben Chabadnikkim mehrere Staende in der Innenstadt, an denen sie maennlichen Passanten auffordern, Tefillin (Gebetsriemen) anzulegen. Waehrend Sukkot (Laubhuettenfest) wird das gleich mit dem Lulav praktiziert, welchen wir (Frauen und Maenner) in alle sechs Richtungen schuetteln.
Mehr als einmal wurde ich gefragt, ob ich Mitglied bei Chabad werden wolle. Sogar ein kostenloses Flugticket nach New York wurde mir angeboten, damit ich in einer hauseigenen Yeshiva in Crown Heights lerne. Chabad hin oder Breslov her, ich bin kein Gruppentyp. Ich mag einiges von Chabad, einiges von Breslov, Belz, Gur (Ger) und anderen, doch schliesse ich mich keinem Rebben an. Ergo, ich war noch nie in New York.
Ein weiteres Konzept, welches bei Chabad einen grossen Raum einnimmt ist Hitbonenut (Aufbau). Diese Hitbonenut findet anhand von Meditation statt. Haeufig meditieren Chabadnikkim an Thoraabschnitten und deren innerer Bedeutung. Eine Hitbonenut ist die tiefe Ergruendung und das voellige Verstehen des Thoraverses. Die Konsequenz ist eine hoehere Kavanah (Absicht) im darauffolgenden Gebet und eine tiefere Verbindung mit G-tt (Devekut).
Von aussen wird Chabad vorgeworfen, eine superreiche Organisation zu sein. Den Worten von Rabbi Sterne zufolge ist jedoch jeder Shaliach (Abgesandte) allein fuer die Finanzen in seinem Einzugsbereich verantwortlich. Shlichim (Abgesandte) sind ueberwiegend auf Spenden angewiesen und bekommen vom New Yorker Hauptquartier kaum oder gar kein Geld.
Dies nur als kleinen Einblick in die Chassidut Chabad. Klar, koennte ich noch Tausend weitere Dinge erklaeren...
Sollte jemand von Chabad Kritik ueben oder Korrekturen haben, kann er es mich gerne wissen lassen.
Dienstag, Januar 02, 2007
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Hallo Miriam,
AntwortenLöschendanke für deine kleine Einführung zu Chabad. In Berlin gehe ich ab und zu mal in deren Synagoge.
Ich würde mich übrigens sehr freuen, wenn du, wenn möglich, mehr über die verschiedenen orthodoxen Gruppen etwas schreiben könntest.
Ich habe da leider wenig Ahnung und wäre sehr interessiert an solchen Einblicken.
Toda
Yael
B"H
AntwortenLöschenHi Yael,
ich sitze gerade ueber einem groesseren Beitrag zu Breslov und Chabad. Wie verschieden beide Gruppen in ihrer Chassidut und Ideen sind.
Andere Gruppen werde ich auch beschreiben, doch ist es bei denen etwas schwieriger. Wie ich feststellen musste, kleben die Chassidim von Gur, Satmar etc. sehr an den Ideen ihrer Rebben, anstatt sich an den Lehren des Baal Shem Tov zu orientieren. Viele der Chassidim wissen nicht um ihre eigenen Lehren in der Gruppe. Sie muessen erst den Rebben fragen, so lauteten viele der Antworten mir gegenueber.
Miriam
Hi Miriam,
AntwortenLöschensuper, klingt sehr interessant.
Ich bin sehr gespannt, da ich mich diesbezüglich kaum auskenne.
Nochmals Toda
Yael
B"H
AntwortenLöschenWie gesagt, es wird nicht einfach werden. Es gibt total viel Lektuere ueber Breslov und Chabad. Satmar, naja, ich habe einiges aufgetrieben und hatte Satmarfreunde. Daher weiss ich einiges. Von Belz habe ich natuerlich Material, aber bei Vishnitz und Toldot Aharon schaut es etwas schlechter aus.
Man hat mir mehrere Male angenoten, an einem Tisch des Toldot Aharon Rebben teilzunehmen, doch will ich mir das nicht unbedingt antun. Auch meine Satmarfreunde will ich nicht unbedingt reaktivieren, sonst muss ich mir ersteinmal einiges anhoeren.:-)
Insgesamt aber werde ich einiges Material zusammen bekommen.
Miriam