Mittwoch, Januar 17, 2007

Parashat Vaera

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Gleich zu Beginn geht es in Parashat Vaera um zwei unterschiedliche Arten von Prophezeihung.
"Und G-tt sprach zu Moshe..." Dass G-tt "spricht" ist eine neue Art Prophezeihung (Abarbanel). Es ist ebenso neu, dass G-tt seinen wahren Namen Havaya offenbart. Die drei Vorvaeter Avraham, Yitchak und Yaakov kannten Ihn nur unter dem Namen El Shaddai. Selbst wenn der Name Havayah im Falle Avrahams an einigen Stellen in der Thora zuvor schon erwaehnt worden war. Wie kann es also sein, dass die Vorvaeter diesen Namen nicht kannten, fragt der Abarbanel. Viele Kommentatoren geben darauf dieselbe Antwort: G-tt steht ueber allen Dingen und natuerlich auch ueber der Natur. Nur Er kann sie nach Seinem Willen veraendern. Bisher vollbrachte Er nur versteckte Wunder, was sich ab sofort aendern sollte (Ramban, Abarbanel und andere). Unter dem Namen Havayah kann Er sogar die Natur veraendern.

In der Thora ist das "Sprechen G-ttes" nur eine Metaphor. G-tt spricht nicht, streckt seinen Arm nicht und hat auch sonst keine menschlichen Eigenschaften. Die Thora hat Er uns teilweise mit metaphorischem Inhalt gegeben, da unser menschlicher Verstand ansonsten nicht imstande waere, etwas zu begreifen.
"Eure Gedanken sind nicht Meine Gedanken", so heisst es schon im Buch Yeshayahu (Jesaja) 55:8. Wir haben ein anderes Verstaendnis der Dinge als G-tt. Er sieht den komplexen Zusammenhang und wir dagegen nur einen Bruchteil des Ganzen. Und wenn es uns nicht passt, rebellieren wir. So lautet unsere Psychologie. Wuerden wir das ganze Bild sehen, ergebe alles sofort einen Sinn.

Unsere Vorvaeter hatten nur Prophezeihungen anhand von Traeumen. Moshe dagegen sprach mit G-tt von Angesicht zu Angesicht. Bis heute gab es keinen so grossen Propheten wie ihn. Selbst die Propheten aus dem Alten Testament erreichten nie seine Groesse. Ihnen erschien G-tt auch nur in Traeumen und Visionen, in welchen Er ihnen Situationsbeispiele gab. Niemals jedoch den gesamten Zusammenhang. Etwas Wages blieb immer (Malbim).
Bei Moshe dagegen gab es keine Traeume, sondern er hatte die Prophezeihungen sofort in seinem Verstand und verstand sie voll und ganz. Zwei Arten der Prophezeihung mit Hilfe von zwei verschiedenen Namen G-ttes.
In der Thora erscheint G-tt unter sieben unterschiedlichen Namen. Jeder dieser Namen reflektiert einen anderen Aspekt und G-ttes Handeln wird durch Seine Namen ausgedrueckt.

Die drei Vorvaeter hatten vollstes Vertrauen in G-tt und hinterfragten nie etwas. Moshe zeigt diesbezueglich ein anderes Gesicht. Er will G-ttes Namen wissen und fuehlt sich fuer den Auszug aus Aegypten nicht verantwortlich. Soll es doch ein anderer machen. Wieso gerade ich ?
Viele Kommentatoren kritisieren Moshe fuer seinem Verhalten. Doch sagt Rabbi Moshe Feinstein, dass G-tt jeden Menschen nach seinen Faehigkeiten und Umstaenden richtet. Moshe konnte weitaus mehr als er sich zutraute.

Nicht jeder von uns ist Moshe oder wie die Vorvaeter, was G-tt auch nicht von uns erwartet. Dennoch sollte jeder versuchen sein Potential zu erfuellen und seine Faehigkeiten zu nutzen.

Shabbat Shalom

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Abarbanel: Rabbi Yitzchak Abarbanel. Geboren 1437 in Lissabon und verstorben 1508 in Neapel. Er kam aus gutem Haus, dessen Vorfahren bis ins Haus Koenig Davids zurueckgehen. Staatsmann, Kabbalist und Thora - Gelehrter.

Ramban: Rabbi Moshe ben Nachman (Nachmanides). 1194 - 1270, halachische Authoritaet. Seit 1267 lebte er in Israel und liess die juedische Gemeinde von Jerusalem wieder aufleben.

Malbim: Rabbi Meir Loeb Jehiel Michel Weiser, 1809 - 1879, russischer Kommentator und 1859 Oberrabbiner in Bukarest.

Rabbi Avraham Yitzchak HaCohen Kook: geboren 1865 in Russland, verstorben 1935 in Jerusalem. Erster Oberrabbiner Israels, Philosoph, Talmudist, Zionist und Kabbalist (der Kabbalah des Rabbi Yitzchak Luria).

Rabbi Moshe Feinstein: geboren 1895 in Russland, verstorben 1986 in New York. Litauer (Midnaged) orthodoxer Rabbiner und Gelehrter, Experte in Halacha (jued. Gesetz).

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