Montag, März 19, 2007

Der juedische Meschiach (Teil 1)

B"H

Von anderen Religionen hoeren wir unterschiedliche Aspekte ueber das Konzept des Meschiach (Messias). Seltsamerweise kommt aber seitens dieser Leute nie die Frage auf, wie denn genau das Judentum den Meschiach sieht. Welche Bedingungen muss der juedische Meschiach erfuellen, um ueberhaupt als solcher anerkannt zu werden ? Was aendert sich nach dessen Ankunft und wie geht es weiter ?
Warum wurden andere, die behaupteten der Meschiach zu sein, niemals anerkannt ?

Der Rambam (Maimonides) schreibt in seiner Mishna Thora (Hilchot Melachim 11:1), dass das Judentum den Menschen bzw. anderen Religionen ueberhaupt erst das Konzept des Meschiach lehrte. Zumindest erkannten damit andere Voelker, selbst wenn sie neben dem EINEN G-TT noch andere G-tter haben, das Prinzip Meschiach und sie lernten G-tt (Yud- Keh- Vav -Keh) kennen.
In der Literatur der Midrash heisst es, dass wenn Meschiach kommt, diese Voelker sagen werden, dass sie das Meschiach - Konzept kannten, doch es ihnen ihre Vorfahren falsch uebermittelten.

Ich beziehe mich ueberwiegend auf talmudische Auslegungen, welche aber ebenso die Aussagen der Propheten enthalten. Fuer diejenigen, die das Buch der Propheten vor sich haben sollten ist es wichtig, eine Ausgabe mit einer guten Uebersetzung bzw. nebendran den hebraeischen Originaltext zu haben. Unzaehlige falsche Auslegungen entstehen durch falsche Uebersetzungen und aufgrund von Mangel am Verstaendnis der symbolischen Sprache in den Schriften. Das beste Beispiel hierzu ist das Buch Yechezkel (Ezekiel). Wer nicht entsprechende Kommentare (Talmud Chagigah, Sanhedrin etc. oder kabbalistische Erlaeuterungen) lernt, der wird vollkommen in die Irre geleitet und geht in Spekulationen verloren.
Mein Ziel ist es hier, einige kleine Einblicke in die juedische Sichtweise zu geben und ich verzichte auf Meinungen anderer Religionen einzugehen.

Die Gemara im Talmud Traktat Sanhedrin 97 lehrt, dass das Kommen des Meschiach durch unterschiedliche Ereignisse eingeleitet wird. Nicht alles geschieht von heute am morgen, sondern in gewissen Abstaenden. Nach dem Meschiach folgen spaeter noch zwei weitere Phasen: die Auferstehung der Toten und der Tag des Gerichts.
An dieser Stelle moechte ich vorerst nur auf die Zeit vor der Ankunft des Meschiach eingehen. Wann genau kommt er und wie erkennen wir dies ?

Die Gemara in Sanhedrin 97a sowie im Traktat Sotah 49b geben eine Beschreibung der Zeit, welche das Kommen des Meschiach einleitet:

- In einigen Teilen der Welt herrschen Hungersnoete, in anderen dagegen Reichtum

- Die Weisheit der Thora wird fast vergessen sein

- Grundsaetzliche Werte zaehlen nicht mehr viel und jeder macht, was er will. Junge Leute zeigen keinen Respekt mehr gegenueber aelteren oder ihren Eltern.

- Die Generation wird vollkommen korrupt sein und es gibt kaum noch Wahrheiten

- Es wird Kriege zwischen den Juden (Israel) und den anderen Nationen geben

Der Talmud – Kommentator Maharsha sagte hierzu, dass die Juden aufgrund all der negativen Ereignisse zu der Erkenntnis kommen sollen, dass ihre Hoffnung nur in G-tt liegt und sie daher zur Umkehr kommen. Historisch geschah dies schon einmal, naemlich in der Generation von Esther und Mordechai.

Ueber die Jahrhunderte hinweg wurden immer wieder Zeichen gesehen, bei denen man glaubte, der Meschiach sei nicht mehr weit. Viele der im Talmud aufgefuehrten Punkte koennten theoretisch auf jede Epoche in der Geschichte bezogen werden. Der Rambam schreibt in der Mishna Thora (Hilchot Melachim 12:2), dass niemand genau weiss was passieren wird. Die Propheten gaben in ihren Propezeihungen versteckte Hinweise, aber unsere Kommentatoren koennen nicht mehr tun als die Angaben diskutieren. Details sind unbekannt.

G-tt erschuf die Welt in sechs Tagen und am siebten Tage ruhte Er. Diese sechs Tage werden auf 6000 Jahre bezogen und es heisst, dass die Welt 6000 Jahre existieren wird. Die Gemara in Sanhedrin 97a unterteilt eben diese 6000 Jahre in drei Teile:
Die ersten 2000 Jahre herrschte Tohu (Chaos) auf der Welt. Spaeter wurde Avraham geboren und die folgenden 2000 Jahre herrschte Thora. Die letzten 2000 Jahre (in denen wir uns befinden) sind von der Ankunft des Meschiach gekennzeichnet.
In der Gemara Sanhedrin 97a und vielen Kommentatoren gibt es unterschiedliche Ansichten was nach dem Ende der 6000 Jahre passieren wird. Die Meinungen reichen von Zerstoerung bis hin zu teilweiser Zerstoerung oder gar keiner Zerstoerung. Dieser Zerstoerung wuerde der Meschiach folgen.

Wie auch immer, der Meiri hat hierzu eine wunderbare Erklaerung: Eine voellige Zerstoerung sei nur symbolisch zu betrachten und heisse, dass es sich dabei um Judenpogrome handele. Eine weitere Erklaerung des Meiri lautet, dass mit der voelligen Zerstoerung die Yetzer HaRa (die schlechte Seite in uns) zerstoert wird.
Der Lubavitscher Rebbe Menachem Mendel Schneerson war der Meinung, dass der Zweite Weltkrieg schon den Gog Magog – Krieg repraesentiert.

In jeder Generation befindet sich ein potentieller Meschiach. Wir und er selbst wissen nicht, um wen es sich dabei handelt. Sollte die Generation von G-tt als wuerdig betrachtet werden (was bisher nicht geschah), dann wuerde der Meschiach offenbart werden.

Die Gemara in Sanhedrin faehrt fort mit Spekulationen ueber die Ankunft des Meschiach. Ueber diese Spekulationen will ich mich jetzt nicht auslassen, denn ich stimme mit der bekanntesten Meinung ueberein, dass der Meschiach kommt, wenn er nicht erwartet wird. Sich ueberfluessiger Spekulation hinzugeben wie Shemitah – bzw. Yovel, halte ich fuer Zeitverschwendung. Es gibt sogar eine Meinung, dass wer uebermaessige Daten fuer die Ankunft des Meschiach gibt, er sogar dessen Ankunft verschieben kann (Sanhedrin 97a und Maharsha).

Wann genau sind wir denn nun wuerdig, dass der Meschiach kommt ? Die Gemara in Sanhedrin 97 ff. gibt unterschiedliche Meinungen. Natuerlich sollten wir zu G-tt umkehren. Wenn die Juden zu ihrem G-tt zurueckfinden, werden sie erloest (Sanhedrin 97b). Sollte das nicht geschehen, kann G-tt den Juden so schwere Zeiten auferlegen und sie somit zwingen umzukehren. Der Maharsha und andere halten dagegen und sagen, dass die Umkehr von jedem selbst kommen muss und nicht erzwungen werden kann.

In Malachi 3:7 heisst es: Zuerst muessen die Leute zu G-tt umkehren und dann wird G-tt zu ihnen umkehren und sie erloesen.

Jeremiah 3:14 haelt dagegen und sagt, dass G-tt die Menschen sehr wohl zur Umkehr zwingen kann. Auch wenn sie den Meschiach nicht wollen, kann er kommen.


Fazit:

Ramban, Rashi und der Maharsha sagen, dass G-tt sehr wohl ein bestimmtes Datum fuer die Ankunft des Meschiach hat, doch dieses den Menschen unbekannt ist. Die Juden koennen von sich aus zu G-tt umkehren oder werden gezwungen.



Wegen der Fuelle von Material habe ich mich entschlossen, das Thema Meschiach in zwei Teile aufzuteilen.

2 Kommentare:

  1. Anonym10:18 PM

    Danke für diesen Beitrag.
    er ist eine (für mich) ganz hervorragend ergaenzung zu dem vortrag, den ich gestern in meiner gemeinde zu dem "juedischen Jesus" gehoert habe.
    rika

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  2. B"H

    Hi Rika,
    ich muss dazusagen, dass der eigentliche Hauptteil des Beitrages noch folgt.:-)

    Darf ich fragen, wo du den Vortrag hoertest ? Vielleicht in Baden - Wuerttemberg ?

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