Donnerstag, August 04, 2011

Erev Tisha be'Av - Der Abend des 9. Av

B”H

Am kommenden Montag abend (8. August 2011) beginnt der jüdische Trauertag TISHA be’AV, was übersetzt  “9. Av” bedeutet. Der neunte Tag im jüdischen Monat Av.

Mit dem Tisha be’Av endet zugleich die dreiwöchige Trauerperiode stattfindend vor dem eigentlichen Trauer – sowie Fastentag. 24 Stunden wird gefastet, was im Sommer wegen der Hitze besonders schwer fällt. In Jerusalem werden viele Geschäfte geschlossen haben. Nicht, weil an dem Tag wieder einmal alles zu ist. Im Gegenteil, denn am Tisha be’Av ist das Arbeiten nicht direkt untersagt. Vielmehr sind zahlreiche Jerusalemer am Fasten und da wird an dem Tag auf die Arbeit verzichtet. Öffentliche Gebäude sind, meines Wissens nach, geschlossen. Betroffen davon die Stadtverwaltung, das Innenministerium sowie alle weiteren Ministerien. 

Der Busverkehr läuft wie gewohnt und das einzige, was man so sieht, sind all die Leute, die da offenbar recht seltsames Schuhwerk tragen. Am Tisha be’Av wie am Yom Kippur werden keine Lederschuhe getragen, denn jeder Komfort soll an den Tagen der Trauer oder, wie am Yom Kippur, am Tag der Versöhnung mit G – tt und der eigenen Reue bezüglich der Vergehen, die man so begangen hatte, ausgeschlossen werden. Leinenschuhe, Crocs (manche Rabbiner verbieten die Crocs am Tisha be’Av und Yom Kippur, denn sie stehen in gewissem Sinne für Komfort), Schlappen sind angesagt. Einige Leute sieht man nur in Socken herumlaufen oder gleich ganz barfuss. 

Abends werden garantiert die “Women in Green” wieder ihren alljährlichen Tisha be’Av Marsch starten. Um die Stadtmauer herum, durch das Arabische Viertel am Damaskustor bis hin zur Kotel (Klagemauer). Wenn es mir nicht zu spät wird, werde ich mitlaufen. Zwar ist das Event politisch, wobei es eigentlich religiös sein sollte. Ausserdem muss ich meinen Bus heim nach Tel Aviv erwischen. Dennoch bietet der Marsch eine Gelegenheit ungehindert durch Ostjerusalem zu laufen. Von der israelischen Armee bewacht und von keinem Palästinenser angepöbelt oder sonst irgendwie belästigt.


Wer will, der kann meine Photos vom letzten Jahr anschauen:


Die Tisha be’Av Atmospäre in Jerusalem ist stets eine ganz besondere. Auch lesen wir am Montag abend sowie am Dienstag in den Synagogen die "The Book of Lamentations - die Megillat Eicha" sowie KINOT für Tisha be’Av. Die Kinot sind unterteilt in sephardischen und aschkenazische, wobei sich alles um die Tempelzerstörungen dreht, deren wir an dem Tag gedenken. Die Hoffnung des Tages aber liegt darin, dass der Meschiach kommen und den Dritten Tempel bringt und sich so der Trauertag Tisha be’Av in einen Freudentag verwandelt.


In dem Video lesen die Juden an der Klagemauer (Kotel) die KINOT und sitzen als Ausdruck der Trauer vielerseits auf dem Fussboden. Am Abend des Tisha be'Av wird es an der Mauer wahnsinnig voll sein mit den höchsten Sicherheitsstufen, damit die Palästinenser nicht ausrasten und wieder einmal Steine zum Tempelberg herunter schmeissen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen