Sonntag, Februar 25, 2007

Purim Insights

B"H

Meine Absicht ist es, in diesem Beitrag einige Insights in den juedischen Feiertag Purim zu geben. Insights, die vielleicht dem ein oder anderen nicht so gelaeufig sind.
Die eigentliche Purim – Storie dagegen kann jeder auf den Sites von Aish HaTorah und Chabad.org nachlesen.

Vorweg aber dennoch einige Halachot aus dem Shulchan Aruch (Code of Jewish Law):

Am Abend vor dem Lesen der Megillah wird der Machazit HaShekel eingesammelt. Dieses geht auf die Thoraparasha Ki Tisa, wovon wir einen kleinen Teil am vorletzten Shabbat lasen. Am Shabbat Shekalim, dem Shabbat vor dem Monatsbeginn Adar. Das Geld, welches auf diese Weise zusammenkommt, wird an Purim selbst unter den Beduerftigen verteilt.

In Parashat Ki Tisa wurde Moshe von G-tt aufgefordert eine Volkszaehlung durchzufuehren. Jeder Israelit ueber 20 Jahre sollte einen halben Shekel geben.
Ich persoenlich gehe meistens in eine Chabad – Synagoge und gebe den Machazit HaShekel dort vor Beginn des Lesens der Megillah. Jeder kann soviel spenden, wie er will. Es gibt diesbezueglich keine Vorgaben.

An Purim wird zweimal die Megillat Esther (das Buch Esther) gelesen; einmal abends nach Einbruch der Dunkelheit und einmal morgens. Jeder muss die Megillah diese zweimal hoeren, vorzugsweise natuerlich in der Synagoge. Geht jemand nicht in die Synagoge, so muss er die Megillah daheim lesen.

Ein jeder muss die Megiallah hoeren, selbst Kleinkinder.

Jedes Wort der Megillah muss vom Zuhoerer gehoert werden.

Man muss an Purim eine Seudah, ein festliches Mahl, haben.

Der Shulchan Aruch schreibt vor, dass man sich betrinken muss oder zumindest mehr Alkohol trinkt als normal. Laut Talmud Traktat Megillah 7b sollte soviel getrunken werden, dass man den Unterschied zwischen Mordechai und Haman nicht mehr weiss.

Wer an Purim arbeitet, dem bringt das so verdiente Geld keinen Segen.

(Kitzur Shulchan Aruch, Hilchot Megillah 141)


Exellente Einblicke in Purim liefern der Talmud Traktat Megillah sowie die Midrash Rabbah – Esther.

Ueberall auf der Welt und in den meisten Orten Israels wird Purim am 14. des juedischen Monats Adar gefeiert. In Jerusalem sowie in anderen Staedten, die zu Zeiten Joshua bin Nun eine Stadtmauer hatten, wird Purim jedoch am 15. Adar gefeiert (Gemara in Megillah 2a). Dieser Tag wird Shushan Purim genannt. Wenn in Tel Aviv Purim schon laengst wieder vorbei ist, beginnen wir in Jerusalem, Purim zu feiern. Einen Tag spaeter.

Was ist der Grund fuer Shushan Purim ? Wie wir im Buch Esther lesen, wurde in der Stadt Shushan Purim am 15. Adar gefeiert und eben jenes Shushan war von einer Stadtmauer umgeben. Diese Regel von Shushan Purim gilt sowohl fuer israelische Staedte als auch fuer Staedte im Ausland (Ramban, Rambam und Ritva).

Warum mussten die Orte gerade in der Zeit von Joshua bin Nun eine Stadtmauer besitzen ? Der Talmud Yerushalmi antwortet, dass wenn die Zeitrechnung mit dem Stattfinden von Purim begonnen haette, das Land Israel keine Stadtmauer besessen haette. Man wollte ganz einfach dem Land Israel die Schande ersparen und so einigte man sich auf die Zeit Joshua bin Nun. Des weiteren fuehrte Joshua den Krieg gegen Amalek und Haman war ein Nachkomme Amaleks. So wird der Sieg von Purim mit dem Sieg gegen Amalek in der Wueste verbunden.

Alles in der Megillat Esther ist versteckt und uns nicht offensichtlich. Selbst der Name Esther stammt vom hebraeischen Wort Seter = hidden, Versteck. G-ttes Name erscheint offiziell nicht ein einziges Mal in der Megillah. Verschluesselt finden wir Seinen Namen dennoch; wenn Esther Koenig Achashverosh und Haman zum Essen einlaedt: Yavo Hamelech ve Haman ….. Die Anfangsbuchstaben der jeweiligen Woerter ergeben den Namen G-ttes.

Die Stadt Shushan liegt im heutigen Iran. Nach der Zerstoerung des 1. Tempels durch die Babylonier lebten die Juden 70 Jahre in der Babylonier Diaspora. Koenig Achashverosh war zu der Zeit der maechtigste Herrscher der Welt und war Herr ueber 127 Laender. Er herrschte von 3393 - 3407 (nach dem jued. Kalender).

Zu Beginn der Megillah lesen wir von einem grossen Bankett, welches er gab. Leider nahmen an dem Bankett auch Juden teil. Das unkoschere Essen, welches serviert wurde, stoerte sie nicht. Das weit verbreitete Vergehen unter ihnen war, dass sie kaum noch Thora lernten, sondern sich mit der Situation im Exil abfanden. So liess G-tt es zu, dass Haman sein Urteil faellen konnte (Maharsha und Rashi).

Achashverosh sah das Bankett als eine Lehre fuer die Juden, dass sie nun endlich verstehen, dass ihr G-tt sie nicht mehr aus Babylon rettet. Der Koenig stellte die Kleidung und die Gefaesse aus dem 1. Tempel zur Schau. Er trug die Kleidung und benutzte die Gefaesse (Midrash Rabbah – Esther).
Waehrend Achashverosh mit den Maennern feierte, so feierte seine Frau Vashti mit den Frauen (Megillah 12a). Auch Vashti stellte auf ihrer Party die Gegenstaende aus dem 1. Tempel zur Schau.
In der Megillah lesen wird die beruehmte Stelle, in der Achashverosh Vashti am siebten Tage des Banketts auffforderte, vor der Maennergesellschaft zu erscheinen, sie sich weigert und der Koenig sie zur Strafe hinrichtet.

Die Gemara in Megillah 12b diskutiert ausfuehrlich was denn wohl der Grund fuer Vashtis Reaktion gewesen war. Einige Meinungen lauten, dass sie ploetzlich Lepra bekam und wieder andere sagen, dass ihr ein Schwanz wuchs. Alles in allem ist aber anzunehmen, dass sie sich einfach nicht der Demuetigung aussetzen wollte, nackt vor dem Koenig und dessen Untertanen zu erscheinen.

Haman erliess den Erlass, alle Juden umzubringen, aus purem Judenhass. Mordechai verbeugte sich nicht vor ihm und Haman empfand dies als Beleidigung. Sein Hass auf Mordechai schlug in Hass auf alls Juden um.

An dieser Stelle moechte ich einen Kommentar von einem meiner Rabbis, Rabbis Mordechai Machlis, einbringen. Anstatt auf das zu schauen, was er (Haman) in seinem Leben alles hatte, konzentrierte er sich nur auf das, was er nicht hatte; naemlich die Verbeugung Mordechais.
Das gleiche gilt auch heute in unserem Leben. Vielmals konzentrieren wir uns auf das, was wir in unserem Leben nicht haben, uebersehen jedoch komplett, das was wir eigentlich haben. Wir wollen immer mehr Geld, wissen aber nicht zu schaetzen, dass wir schon ein Haus besitzen und bester Gesundheit sind. Dass der Nachbar vielleicht ein groesseres Haus hat, macht uns wahnsinnig.

Nach dem ganzen Komplott Hamans musste dieser auch noch zu seiner Schande den Mordechai auf einem Pferd durch die Stadt fuehren. Hamans Tocher sah dies und dachte, dass ihr Vater auf dem Pferd sitze und Mordechai fuehre es. Sie wusste nicht, dass es genau andersherum war. Aus Verachtung gegenueber Mordechai nahm sie ihren Nachttopf unter dem Bett hervor und schuettete ihn auf denjenigen, der das Pferd fuehrte, naemlich ihren Vater. Als sie sah, was sie angerichtet hatte, stuerzte sie sich vor Scham ueber den Balkon in den Tod (Megillah 16a).
Haman und seine zehn Soehne wurden gehaengt und das juedische Volk ueberlebte.

Mit dem Lesen der Megillah machen wir das damals stattfindende Wunder publik. Wer einmal an dem Aish HaTorah – Discovery – Program in Jerusalem teilnimmt, der wird dort lernen, dass die zehn gehaengten Soehne Hamans mit den 10 hingerichteten Nazi – Kriegsverbrechern nach den Nuernberger Prozessen verglichen werden. Auch der Verbrecher Julius Streicher erkannte dies als er vor seiner Hinrichtung das Wort "Purimspiel" ausrief.

Das juedische Volk ueberlebte aufgrund von Umkehr und der erneuten Aufnahme des Thorastudiums. Es gibt die beruehmte Gemara im Talmud Traktat Shabbat 88a, dass die Israeliten am Berg Sinai die Thora aus Furcht akzeptierten. In den Tagen Achasveroshs jedoch akzeptierten sie sie erneut. Dieses Mal aus Liebe zu G-tt (Rashi). Als sie unter Ezra aus dem babylonischen Exil nach Israel zurueckkamen, nahmen sie die Thora ohne Konditionen an. Die neue Verpflichtung war eine Folge der Wunder, die zu ihren Gunsten geschehen waren und sie vor dem sicheren Tod bewahrt hatten.

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