Donnerstag, Februar 15, 2007

Parashat Mishpatim

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Dieser Shabbat ist nicht "nur" ein regulaerer Shabbat, sondern zugleich Shabbat Shekalim und zusaetzlich segnen wir morgens in den Synagogen den neuen Monat Adar. Aber der Reihe nach.

In der vorherigen Parashat Yitro erhielten die Juden von G-tt die Zehn Gebote und in der dieswoechigen Parasha folgen weitere neue Zivilgesetze. Der Ramban sagt, dass diese neuen Gesetze ein Zusatz zu den Zehn Geboten sind.

Im Judentum gibt es keine Trennung von religioesen, privaten und geschaeftlichen Angelegenheiten. Thora und Halacha regeln sogar wie ich mich im Beruf bzw. auf Geschaeftsebene zu verhalten habe. Beispiel: Ich bin kein religioeser Mensch, wenn ich als Kaufmann meine Kundschaft betruege.

Parashat Mishpatim beginnt mit dem Gesetz fuer Sklaven. Ein Sklave arbeitet sechs Jahre und wird im siebten Jahr freigelassen.
Nun koenne wir die Thora etwas oberflaechlicher lernen, wo die Erklaerung dazu lautet, dass G-tt in sechs Tagen die Welt erschuf und am siebten Tag ruhte. Gehen wir dagegen tiefer in die Materie, so erzaehlen und die Kabbalah (Zohar) und die Chassidut (Beer Moshe und Degel Machane Ephraim) von Reinkarnationen. Laut dem Buch Zohar stehen diese sechs Jahre fuer sechs Reinkarnationen, welche die Seele durchmacht, um zu ihrer urspruenglichen Perfektion zurueckzukehren. Heisst, zu der Zeit als sie von G-tt erschaffen wurde.
Sobald ein Jude suendigt, beschaedigt er seine Seele und diese kommt nach dem Tod vor G-ttes Gericht. Eine der Strafen kann sein, dass die Seele als Reinkarnation wieder zurueck in unsere Welt kommt. Der mensch muss sein gesamtes Leben daran arbeiten, seine Seele zu perfektionieren (Beer Moshe).
Dies sind etwas tiefgehendere Erklaerungen der sechs Jahre Sklavenarbeit und der Freilassung im siebten Jahr.

Ein weltweit viel zitierter Satz aus Parashat Mishpatim ist: "Auge um Auge, Zahn um Zahn." In der Presse lesen wir den Satz haeufig in Verbindung mit der israelischen Armee und den Palaestinensern. Wer "Auge um Auge, Zahn um Zahn" als Rache interpretiert, der irrt gewaltig.
Vielmehr geht es um Schadenersatz. Wird jemandem ein Schaden zugefuegt, bekommt er finanziellen Schadenausgleich. Im Talmud Traktat Bava Kamma 83b finden wir unzaehlige Beispiele dafuer: Was ist der tatsaechliche Schaden, wie stufen wir den erlittenen Schmerz ein, wie hoch ist der Verlust aufgrund von Arbeitsunfaehigkeit etc.
"Auge um Auge, Zahn um Zahn" heisst also nicht, dass wer jemandem ein Auge ausgehackt wird, seines nun auch verliert. Aber was ist der Grund, dass dieser Satz so in der Thora steht ? Warum steht nicht einfach "Schadenersatz" dort ?
Weil vor G-tt im himmlischen Gericht wirklich so gerichtet wird und es keine finanziellen Regelungen gibt. G-ttes Gericht verlaeuft anders.

Kein Vergehen wird so haeufig in der Thora erwaehnt wie der Goetzendienst. Das schlimmste Vergehen ueberhaupt. Wer andere G-tter anbetet, der erkennt G-ttes Einzigartigkeit und Seine Erschaffung der Welt nicht an. Die Thora verbietet uns die Namen fremder G-tter auch nur auszusprechen (Exodus 23:14). Der Talmud geht noch weiter und verbietet sogar die Erwaehnung deren Feiertage.

Eines der Gesetze, welches mir persoenlich sehr wichtig ist, ist das die Juden dreimal im Jahr (an Pessach, Shavuot und Sukkot - Laubhuettenfest) vor G-tt erscheinen sollen. Zu Zeiten der zwei Tempel kamen die Juden an diesen Feiertagen (Shalosh Regalim) nach Jerusalem in den Tempel um Opferungen darzubringen und zu feiern. An Sukkot taten das auch viele Nichtjuden.

Seitdem wir den Staat Israel haben und das Gebiet um die Klagemauer im Sechs - Tage - Krieg (1967) zurueckeroberten, kann jeder wieder an diesen Feiertagen in die Jerusalemer Altstadt kommen. Fuer mich ist das die schoenste Zeit und ich habe das Glueck, da ich in Jerusalem wohne, an Pessach und Sukkot taeglich in die Altstadt gehen zu koennen. An den Zwischenfeiertagen gibt es unzaehlige Attraktionen und Tausende stuermen in die Juedische Altstadt. An Pessach und Sukkot findet jeweils am 3. Tag der Segen der Cohanim (ehemals Tempelpriester) an der Klagemauer (Kotel) statt.

An Shavuot ist es Brauch, die ganze Nacht durchzulernen und morgens fuer das Morgengebet an die Klagemauer zu gehen. Falls dort noch aufgrund des hohen Ansturmes Platz sein sollte. Es ist ein grandioser Anblick, wenn die Sonne ueber dem Tempelberg aufgeht.

Diesen Mozzaei Shabbat (Shabbatausgang) beginnt der juedische Monat Adar. Somit fallen die Gebete in den Synagogen etwas laenger aus. Am Shabbat vor Adar ist traditionell Shabbat Shekalim. Somit wird die Thorarolle ausgewechselt und der Maftir wird aus Parashat Ki Tisa (Exodus 30:11 - 16) gelesen.
Darin beauftragte G-tt Moshe eine Volkszaehlung unter den Israeliten in der Wueste durchzufuehren. Jeder ueber 20 Jahre gab einen halben Shekel, nicht mehr und nicht weniger. Egal ob arm oder reich.
Dieses lehrt uns, dass jeder Mensch vor G-tt gleich ist.

Die Haftarah wird aus Koenige II, 12:17 gelesen. Sephardische Juden beginnen sie bei 11:17.

Shabbat Shalom

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Degel Machane Ephraim: Rabbi Moshe Chaim Ephraim, Enkel des Baal Shem Tov

Ramban: Rabbi Moshe ben Nachman (Nachmanides). 1194 - 1270, halachische Authoritaet. Seit 1267 lebte er in Israel und liess die juedische Gemeinde von Jerusalem wieder aufleben.

Beer Moshe: Rabbi Moshe Elyakim Beriah

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