Donnerstag, Februar 08, 2007

Parashat Yitro

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

In der dieswoechigen Thoralesung konvertieren Moshes Schwiegervater Yitro sowie die Israeliten. Die Israeliten deshalb, weil sie sich nun verpflichten, die Thora einzuhalten (Maharsha).

Die Thora haelt sich nicht immer unbedingt an die chronologischen Ereignisse und daher gibt es gleich ueber die ersten Saetze in Parashat Yitro vollkommen unterschiedliche Interpretationen. Was genau hoerte Yitro und wann kam er zu Moshe ? Laut Rashi hoerte Yitro vom Auszug aus Aegypten und dem siegreichen Krieg gegen Amalek. Die Mechilta andererseits lehrt, dass Yitro vom Krieg gegen Amalek und den 10 Geboten hoerte. Demnach waere Yitro nach den 10 Geboten zu den Israeliten gekommen und nicht vorher.

Die Konversion Yitros ging relativ leicht von statten. Er bekannte sich zu dem EINEN alles beherrschenden G-tt und damit wurde sein vorheriger Name Yeter in Yitro verwandelt, indem ein Vav am Schluss angehaengt wurde (Rashi und Moshe Alshich).

Am 1. des juedischen Monats Sivan erreichten die Israeliten Har Sinai (den Berg Sinai). Am darauffolgenden Shabbat sollten G-tt ihnen die 10 Gebote geben (Talmud Traktat Shabbat 86b).
Die Midrash Rabbah und der Talmud Traktat Avodah Zarah (Goetzendienst) 2b lehren, dass bevor G-tt die 10 Gebote bzw. die Thora gab, Er alle anderen Voelker befragte, ob sie nicht die Thora haben wollen. Als die Voelker hoerten, dass Diebstahl, Mord oder Goetzendienst verboten waren, lehnten sie die Thora ab. Nur das Volk Israel sagte "Na'aseh ve nishma" (wir werden tun und hoeren). Heisst, wir wollen nicht erst aufgelistet bekommen, was in den 10 Geboten steht, sondern wir tun es, weil Du unser G-tt bist. Die Israeliten wogen bei ihrer Zustimmung keine Vor - und Nachteile ab.

Der Vilna Gaon kommentiert, dass G-tt nur die Oberhaeupter der Voelker befragte und nicht jeden einzelnen. Innerhalb der Nationen gab es jedoch schon den ein oder anderen, der die Thora akzeptiert haette. Die Leute betrachtet der Vilna Gaon als die heutigen Gerim (Konvertiten). Damals hatten sie keine Chance, die Thora zu bekommen, was sie heute nachholen.

Die Gemara im Talmud Traktat Shabbat 87b lehrt, dass die Israeliten einige Mitzwot (Gesetze) aus der Thora schon auf einer ihrer allerersten Stationen in Marah bekamen. Naemlich die Shabbatgesetze, die Gesetze fuer die Rote Kuh (Parah Adumah) und das Zivilrecht (Rashi). Laut Rabbi Hirsch gehoerten dazu auch die Gesetze fuer die Beschneidung (Brit Milah).

Es heisst, dass als G-tt begann, den Israeliten die Gebote vorzutragen, deren Seelen (Neshamot) sie vor Ueberwaeltigung verliessen. Im selben Augenblick wurden sie von G-tt wiederbelebt (Talmud Shabbat 88b).
Ueberhaupt lernen wir an dieser Stelle sehr viel ueber Seelen. Die Israeliten bekamen in jenem Moment vor dem Berg Sinai den hoechsten Seelen - Level, welche sie kurz darauf aufgrund des Vergehens mit dem Goldenen Kalb verloren. Diesen hohen Seelen - Level nennt, unter anderem, der Baal Shem Tov Neshama Yeterah. Genau diesen Zustand erhalten wir mit dem Eintreffen des Meschiach zurueck. In der Zwischenzeit bekommen die Juden jeden Shabbat eine zusaetzliche Seele, welche auch Neshama Yeterah genannt wird. Diese zusaetzliche Seele erhalten wir jeden Freitag und verlieren sie am Mozzaei Shabbat. Daher sind wir am Shabbat spiritueller und mehr mit G-tt verbunden.

Am Berg Sinai erhielten die Israeliten die Thora, welche fuer alle Ewigkeiten (Deuteronomy 13:1, 13:2-4, 29:28) gilt. Alle juedischen Generationen sind zu ihrer Einhaltung verpflichtet. Die Gemara im Talmud Shavuot 39a und Shabbat 146a stellt die Frage, ob denn die kommenden Generationen und Konvertiten vor dem Berg Sinai auch einen Bund mit G-tt eingegangen sind.
Die Gemara und Kommentatoren antworten, dass alle juedischen Seelen vor dem Berg Siani standen (Rokeach). Alle Seelen der folgenden Generationen wurden zu Moshe gebracht (Maharsha). Wir alle haben am Berg Sinai gestanden, bewusst oder unbewusst. In anderen Schriften heisst es, dass seit dem Berg Sinai keine neuen juedischen Seelen mehr erschaffen worden sind, sondern wir alle Reinkarnationen der 600.000 Israeliten sind, die damals die Thora erhielten.
Jede Seele schwoerte damals G-tt, die Thora zu akzeptieren. Wir sind einen direkten Bund mit G-tt eingegangen und benoetigen kein Medium, wie Engel etc., zwischen Ihm und uns (Rabbi Hirsch).

Die Gemara im Talmud Traktat Shabbat 89a lehrt, dass Sinai (סיני) eigentlich Hass heisst. Die Erklaerung in der Gemara ist simple: Am Berg Sinai hasste G-tt die Goetzenanbeter.
Der Iyun Yaakov und der Rambam vertreten eine andere Ansicht: Am Berg Sinai begann der eigentlich Antisemitismus. Die Juden bekamen die Thora und andere Voelker waren neidisch. Daher ist der Sinai die Wurzel des Antisemitismus.

Als all die Israeliten zu Moshe kamen und ihn um Rat fragten, war Yitro geschockt und schlug die Ernennung von Richtern vor. Damals kamen die Leute zu Moshe und wollten den Rat G-ttes in allen moeglichen Lebenslagen. Dieses lehrt uns, dass wir heute wie damals G-tt um Rat fragen sollen (Rabbi Hirsch). G-tt ist ein Teil unseres alltaeglichen Lebens und nicht nur einmal pro Woche in der Synagoge present.
Mit der Anerkennung, dass G-tt der Erschaffer jeglicher Existenz ist, gelingt es uns vielleicht zu der Einsicht zu gelangen, dass nichts im Leben selbstverstaendlich ist.

In den Synagogen werden die 10 Gebote dreimal pro Jahr gelesen: In den Parashot Yitro, Vaetchanan und an Shavuot.Shabbat Shalom

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Rambam: Rabbi Moshe ben Maimon (Maimonides), juedischer Philosoph, geboren 1135 in Cordoba / Spanien und verstorben 1204 in Kairo. Begraben in Tiberias / Israel.

Rabbi Samson Raphael Hirsch: geboren 1808 in Hamburg und verstorben 1888 in Frankfurt / Main, wo er Rabbiner war.

Rokeach: Rabbi Elazar Rokeach oder Rabbi Eliezer von Worms. 1176 - 1238, Talmudist, Kabbalist, litt unter den Kreuzrittern, welche auch seine Familie ermordeten (1196).

Maharsha: Rabbi Samuel Eidels, 1555 - 1631, beruehmter Talmud - Kommentator. Geboren in Krakau. Seine Mutter Gitel war eine Cousine des Maharal von Prag.

Rashi: Rabbi Shlomo Yitzchaki, 1040 - 1105. Lebte in Frankreich und war einer der beruehmtesten Talmud - u. Thora - Kommentatoren.

Rabbi Moshe Alshich: geboren 1508 in der Tuerkei, verstorben 1593 in Safed / Israel. Rabbi und Thora Kommentator. Er war Schueler des beruehmten Rabbiners Yosef Karo. Rabbi Alshichs beruehmtester Schueler war Rabbi Chaim Vital.

Baal Shem Tov: Israel ben Eliezer, ca. 1700 - 1760, Gruender des Chassidimus

Vilna Gaon: Rabbi Eliyahu ben Shlomo Zalman, Litauen, 1720 - 1797, Talmudgelehrter und Kabbalist, Gegner der Chassidim

Iyun Yaakov: Rabbi Yaakov ben Joseph Reischer, 1661 - 1733, oesterreichischer Rabbiner, Rabbinat Worms und Metz

2 Kommentare:

  1. Anonym8:45 AM

    Ich freue mich jede Woche auf Deine Erläuterungen zur Parasha! Man merkt, mit wieviel Liebe sie geschrieben sind - unf dür mich persoenlich ist immer etwas dabei, was ich noch nicht wußte.

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  2. B"H

    Ich versuche nur einiges Wissen weiterzugeben, denn ich sehe online oder in der Juedischen Allgemeinen wie niechtssagend manchmal dort die Parashot sind. Fuer Leute, die etwas mehr wissen wollen, ist das meistens nichts, ausser man liest Sites in Englisch.

    Shavua Tov
    Miriam

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