Donnerstag, Februar 01, 2007

Parashat Beshalach

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Dies dieswoechige Parasha beginnt mit den Worten "Vayechi" (und es geschah). Immer wenn dieses Wort am Anfang einer Parasha auftaucht, leitet es nichts Gutes ein.

"Und es geschah nachdem Pharao das Volk fortgeschickt hatte..."
An dieser Stelle wird im Hebraeischen das Volk "AM" genannt und nicht wie in den nachfolgenden Saetzen "BNEI ISRAEL". Aus diesem Zusammenhang heraus sehen viele Kommentatoren, dass es sich hier um zwei verschiedene Voelker handelt.
Naemlich um die Israeliten und eine weitere Gruppe, von der schon in der vorherigen Parashat Bo (Exodus 12:38) die Rede war: die Erev Rav (Mixed Multitude).
Wer oder was genau sind die Erev Rav, auf welche Yalkut Reuveni, der Zohar, der Arizal, der Kli Yakar, der Ohr HaChaim und viele andere soviel Wert legen ?
Das genaue Konzept, auf welchem die Erev Rav basieren, finden wir in der Gemara des Talmud Traktates Chagigah 13b - 14a. Diese Gemara wiederum stuetzt sich auf Psalm 105:8. Die Thora haette erst nach 1000 Generationen gegeben werden sollen, doch gab G-tt sie den Juden nach nur 26 Generationen. Wo sind also die fehlenden 974 Generationen ?
In der Kabbalah nehmen diese 974 Generationen ein weites und wichtiges Spektrum ein, und ich fasse mich hier nur sehr kurz. Ohne Thora kann die Welt nicht existieren und daher wurde die Thora uns schon eher gegeben. Die Zeit bis zur Generation 1000 waere zulange gewesen. Seither werden die Seelen der 974 Generationen in jeder Generation reinkarniert, damit sie ihren Tikkun ("Seelenreparatur") erhalten. Bis zur Ankunft des Meschiach.
Diese Erev Rav wurden aufgrund des Vergehens von Adam in der Generation der Flut, des Turmes zu Bavel und der Einwohner Sodoms reinkarniert. Spaeter war die Generation in Aegypten und in der Wueste die naechste Reinkarnation.

Die Erev Rav, welche zusammen mit den Israeliten aus Aegypten auszogen, waren aegyptische Konvertiten zum Judentum. Sie waren nur aus Materialismus konvertiert, da sie wussten, dass die Israeliten einmal Aegypten verlassen werden. Auf Englisch gibt es den Ausdruck "They jumped on the bandwagon" - "Sie sprangen mit auf den Zug", um so aus Aegypten wegzukommen.

Rabbi Yitzchak Luria (der Arizal) sieht die Erev Rav daher als unehrliche Konvertiten, die nur ihrer eigenen Vorteile wegen zum Judentum konvertierten.
Ueberall in der Thora, wo die Erev Rav auftauchen und es Probleme fuer das Volk Israel gibt, sind die Erev Rav involviert (Ohr HaChaim).
In dieser Parasha sehen wir es an den Beschwerden, dass es entweder kein Wasser oder kein Essen gibt. Pharao baute auf die Erev Rav, denn diese sollten Moshe in Frage stellen und die Israeliten dazu verleiten, wieder nach Aegypten zurueckzukehren. In ca. fuenf Wochen, in der Parasha Ki Tisa, werden wir die Erev Rav noch ausfuehrlicher kennenlernen. Dann naemlich erweist sich ihre Mitnahme als fataler Fehler, dessen Folgen uns noch heute begleiten.

Die Thora lehrt uns, dass Moshe des Sarg Yosefs mitnahm. Woher wusste Moshe, wo genau sich der Sarg befand ? Die Gemara im Talmud Traktat Sotah 13a gibt uns Aufschluss. Moshe befragte Serach, die noch lebende Tochter Ashers. Als einzige wusste sie noch, wo genau der Sarg im Nil begraben war.
Mit Hilfe einer der Namen G-ttes hob Moshe den Sarg aus dem Nil. Der Name stand auf einem Zettel, welchen Moshe unvorsichtigerweise liegen liess. Micha, ein Israelit, fand ihn und in der Parasha Ki Tisa werden wir sehen, wozu genau jener Zettel verwendet wurde.

Schliesslich erreichten die Israeliten das Rote Meer. Die aegyptische Armee verfolgte sie und die Israeliten reagierten auf vier verschiedene Art und Weisen:
eine Gruppe wollte kaempfen, eine Gruppe wollte nach Aegypten zurueckkehren, einige wollten ins Meer gehen und wieder andere wollten beten.
Hierzu kommentiert der Lubawitscher Rebbe, dass ein Jude sich nie der Umgebung anpassen und assimilieren soll. Jeder kann beginnen Thora zu lernen und sein Leben zu aendern. Manchmal ist die Tatsache, dass jemand sein Leben aendert genauso schwierig wie der Gang durch das Rote Meer.

Oft fragen wir uns, warum die Israeliten soviele Stationen in der Wueste passieren mussten. Allein in dieser Parasha gehen sie in die Wueste Shur, dann nach Marah, nach Elim, in die Wueste Sin und nach Rephidim.
Viele Kommentatoren sehen diese Stationen symbolisch als Stationen im Leben jedes einzelnen von uns. Auch wir durchlaufen in unserem Leben viele Stationen und Phasen, die uns weiterbringen oder zurueckwerfen. Jeder von uns macht im Leben seine eigenen Erfahrungen, welche ihn hoffentlich zu einem hoehren Level fuehren werden. Ziel ist es, sich weiterzuentwickeln und nicht an einer Station stehenzubleiben.

Shabbat Shalom

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Ohr HaChaim: Rabbi Chaim ben Atar, geboren 1696 in Marokko und verstorben 1743 in Israel, Thorakommentator, Kabbalist und Talmudist

Arizal: Rabbi Yitzchak ben Shlomo Ashkenazi Luria, geboren 1537 in Jerusalem und verstorben 1572 in Safed (Nordisrael). Er war einer der groessten Kabbalisten und ist bekannt fuer seine Lurianische Kabbalah und sein Buch ETZ CHAIM. Sein beruehmtester Schueler ist Rabbi Chaim Vital.

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