Dienstag, Januar 27, 2009

Synagogen & Drumherum

B"H

"In wieviele Synagogen soll ein Jude gehen ?"
Diese Frage ist für viele Juden in deutschen Landen aber auch anderswo komplett irrelevant, denn meist befindet sich nur eine Synagoge im Ort. Bestenfalls gibt es zwei Synagogen, wovon oft eine reform und die zweite orthodox ist. Andernorts kann es da schon mitunter vielfältiger zugehen, dennoch findet man normalerweise findet jeder irgendwo seine Stammsynagoge. Aschkenazische, sephardische oder jeminitische Juden, jeder hat sein Plätzchen. Rabbi Mordechai Machlis gibt ab und zu am Schabbat die Anregung, dass wir alle zumindest einmal pro Monat am Schabbat eine andere Synagoge aufsuchen sollen um so eine jüdische Einheit zu bewahren.

Wie ich eingangs sagte, wird dies dem ein oder anderen aus dem Mangel an Synagogen heraus nicht möglich sein, doch wer in der Lage ist, der sollte einfach zur Abwechselung einmal eine sephardische Synagoge gehen.

Wunderbar gesagt, doch ich selber tue dies so gut wie nie.
Zum Beispiel war ich in meinem ganzen Leben bisher nur ein einziges Mal in einer jemenitischen Synagoge und muss zugeben, kaum ein Wort verstanden zu haben. Jemeniten und sephardische Juden sprechen ihre Gebete in noch schlimmeren Akzenten, in denen sie alltags über zu reden pflegen (klingt das aschkenazisch hochmütig ???). Auch liegt mir das Hören sephardischer Musik bzw. Melodien gänzlich fern. Trotzdem bin ich das, was man einen "Synagogen – Hopper" nennt und ich liebe es, mich auch anderswo umzusehen. Überwiegend in chassidischen Synagogen und hoffentlich breche ich damit die von Rabbi Machlis betonte Einheit nicht allzu sehr. Zu Breslov, Chabad, Karlin – Stolin, Stropkov oder den Toldot Aharon gehe ich recht häufig.

Ich bin in der glücklichen Lage nach wie vor halb (neben Tel Aviv) in Jerusalem zu weilen und so kommt insbesondere am Schabbat nie Langeweile auf. Es kann sogar passieren, dass ich mit Freunden durch die Mea Shearim Street gehe und wir uns nicht entscheiden können, in welche Synagoge wir nun gehen sollen. In solchen Momenten landen wir meist bei Karlin oder den Toldot Aharon. Bei den Chassidim herrscht die Tradition, am Schabbat die eigene Synagoge auszusuchen. Jeder scheint irgendwie seinen Platz zu haben und an manchen Sitzen prangen sogar kleine Namensschildchen. Außer bei der Chassidut Belz in Jerusalem, wo die Sitze auf Lebenszeit verkauft werden, sind die Sitzplätze eigentlich nur an den hohen Feiertagen reserviert.

Was macht eine gute Synagoge aus ?
Für mich stehen dabei nicht nur das Gebet oder der Rabbiner im Vordergrund. Wobei man nicht unbedingt Rabbiner sein muss, um den Service zu leiten. Jeder, der sich mit dem G – ttesdienst auskennt, darf dies tun (als Vorbeter).

Selbst wenn man irgendwo fremd ist, sollte man das Gefühl haben, willkommen zu sein. Der Wohlfühlfaktor spielt mit eine wichtige Rolle, denn was nützt es mir das beste Gebet zu haben, wenn mich die Anwesenden giftig anschauen ?
In den Synagogen Mea Shearims passiert es mir immer wieder, dass die anwesende betenden Frauen neugierig werden und man schnell ins Gespräch kommt, sobald diese merken, dass man ein wenig von der bzw. chassidischen Gruppen versteht.

Sicher geht man in Deutschland manchmal nicht nur so in die Synagoge, sondern wird an der Türe gefragt, wer man ist. In diesen Zeiten wahrscheinlich noch mehr, denn die Terrorgefahr auf jüdische Einrichtungen in der Diaspora ist enorm angestiegen. Für Nichtjuden erweist sich ein Synagogenbesuch vielleicht als noch komplizierter und ich las in Foren, dass man sich bei diversen Gemeinden erst anmelden muss.



Das Innere der "Großen Synagoge" in Jerusalem.
Die Synagoge ist riesig, verfügt über einen grandiosen Chor, doch ist mir zu touristenmässig. Da das Sheraton - Hotel gleich gegenüber liegt, besuchen sehr viele amerikanische jüd. Touristen die G - ttesdienste. Außerdem strömen manchmal zuviele nichtjüd. Touristen herein, die dann schnell gelangweilt erscheinen, weil sie wohl kaum in Betracht zogen, dass der G - ttesdienst in hebräischer Sprache abgehalten wird..




Die "Große Synagoge" von außen.




Das Innere der "Ohr HaChaim" - Synagoge. Im Vordergrund die "Bima", auf welche die Thorarolle während der Lesung gelegt wird. Im Hintergrund der "Aron HaKodesch - Thoraschrein" mit dem traditionellen Vorhang davor.




Die italienische Synagoge in Jerusalem.




Eine Thorahülle der sephardischen Juden.




Thorarolle



Ein aschkenazischer Thoramantel, mit welchem die Thora verdeckt bleibt, bis sie zur Lesung benutzt verwendet.




Der berühmteste Platz des Gebetes in Jerusalem ist natürlich die Klagemauer (Kotel). Dort findet jeder Platz und wer rechtzeitig kommt, auch eine Minyan (10 jüd. Männer) zum Gebet.

20 Kommentare:

  1. Anonym8:46 AM

    Antwort: nach Möglichkeit immer in dieselbe, auf denselben Platz, es sei denn es gibt einen besonderen Grund woanders hinzugehen (Reise, Familienfest, etc.)

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  2. B"H

    Ich weiss ja nicht, wo Du lebst und vielleicht bleibt Dir keine andere Wahl aufgrund von "Synagogenmangel". Aber wieso, falls moeglich, gehts Du nicht einmal woanders hin ?

    Immer die gleichen Leute, der gleiche Sitz und die gleiche Prozedur waere mir persoenlich zu langweilig.

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  3. Anonym12:18 PM

    Das steht so in der halacha, und die meisten Leute, die ich kennen führen sich so.

    Anscheinend ist es ein "Inyan", dass man immer vom selben Platz aus Davenent.
    Es gibt dafür irgendwelche kabbalistische Begründungen, aber wahrscheinlich spielt es auch eine Rolle, dass man zu einer bestimmten Gemeinde Gehören soll, die man regelmässig sieht.

    Vielleicht ist das für Männer wichtiger als für Frauen, und natürlich gibt es immer Leute, die "Shul-hopping" betreiben, aber an sich ist die Idee, dass man eine "Heimat" findet und dort bleibt.

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  4. Anonym12:25 PM

    Hier ein etwas einfach formulierter Text, der meine Aussage belegt
    http://ohr.edu/youth/kinder/5761/bereishi/vayera.htm

    A Fixed Place

    "Where are you going, Shimi?"

    "I am going to shul to daven, Yanky."

    "But aren't you going the wrong way?"

    "There is another shul over here that I am going to today."

    "You don't go to the same shul every time to daven?"

    "Not really Yanky. Should I?"

    "Avraham Avinu davened in a makom kavuah (fixed place)."

    "How do you know that?"

    "The Torah says, 'Avraham arose early in the morning to the place where he had stood before Hashem' (Bereshis 19:27). The Gemora explains that he prayed in the same place as before (Berachos 6b)."

    "Still, what is so important about that?"

    "The Gemora adds that the G-d of Avraham will help anyone who fixes place for davening. When he passes away they will say, 'What a kind and righteous person.' Also, his enemies will fall before him."

    "That is especially important in these times, when our enemies threaten us from all sides."

    "Exactly, Shimi. Tefillos (prayers) always help. However, when you daven in a makom kavuah they help even more."

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  5. Anonym12:27 PM

    Hier ein Text mit Quellen:

    This Gemara does seem to value having a makom kavua , i.e. a regular spot
    for one's davening. The Arukh ha'Shulchan 90, 23 quotes authorities who limit the idea of
    makom kavua; they state that the main point is to daven in one shul on a regular basis; one's
    place within the shul is irrelevant. Those who do apply the rule to place within the shul seem to
    follow the Magen Avraham 90, 34, in saying that the focus is not on a specific seat but on a
    specific area, because "it is impossible to be exact". Shulchan Aruch 90, 19 puts things in full
    perspective when he allows changing one's spot "for a need".

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  6. Anonym12:28 PM

    Noch eine Quelle, die dem Abschnitt, den ich vorher zitiert habe, vorausgeht.

    The Gemara Berachos 6b says: "Whoever sets a place for his tefillos, the G-d of Abraham will
    help him, and when he dies they will say of him: 'what a humble, righteous man, a student of
    Avraham Aveinu.'"

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  7. B"H

    Danke fuer die Muehe, die halachischen Aspekte alle zusammenzustellen.

    Rabbi Machlis pocht stets auf die "Achdut - Einheit" ALLER Juden. Egal, ob sephardisch oder aschkenazisch. Bei seinen Schabbatessen sagt er sogar, dass er einmal hoerte, dass der Meschiach erst dann kommt, wenn Aschkenazim auch einmal sephardische Niggunim am Schabbat singen und umgekehrt.

    Es ist ein Quentchen Wahrheit in dem was er sagt, denn wenn wir uns nur zu sehr auf die eigene Gemeinde und den eigenen Sitzplatz versteifen, vergessen wir schnell die Umwelt. Sprich, dass es da auch noch andere Gemeinden, Juden und Braeuche gibt.

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  8. Anonym12:54 PM

    Was du sagst widerlegt nicht, was oben steht.

    Es gibt, z.B. in Paris, aber sicher auch in Israel, bunt gemischte Synagogen, Ashkenasisch-Sefardisch und was du nicht alles willst.

    Aber das ändert nichts daran, dass man nach Möglichkeit eine Synagoge finden soll, in der man sich wohl fühlt, und dort ständig hingehen soll. Anscheinend ist "Synagogen-Tourismus" ganz nett, ist aber keine Dauerlösung.

    ... Vielleicht spielt auch eine Rolle, dass man auch einen Beitrag zur Existenz der entsprechenden Synagoge leisten soll. Das ist in Israel besonders wichtig, weil dort Synagogen ja bekanntlich von privaten Vereinen getragen werden.

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  9. Anonym1:04 PM

    z.B:
    Wenn dein Makom Kavua, wie bei Rav Machlis, die Kotel ist, (oder geht er nur am Shabbes zur Kotel?) dann siehst du dort schon viele verschiedene jüdische Kulturen vorbeiziehen, ohne dass du deinen Makom Kavua änderst.

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  10. B"H

    Ich will die Halacha nicht widerlegen, meine aber eher, dass es gar keine schlechte Idee ist, einmal pro Moant oder so, auch andere Gemeinden / Leute kennen zulernen. Auch sehe ich persoenlich gerne verschiedene Rabbiner.:-)

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  11. Anonym1:32 PM

    Vielleicht gilt der "Makom Kavua" besonders für Männer und weniger für Frauen.

    Vielleicht ist es als alleinstehende Frau wirklich ganz gut, zu "hoppen", weil man so herumkommt und essere Chancen hat, seinen "Basherten" zu finden.

    Aber ich nehme an, dass man besser zur Ruhe kommt, wenn man einen fixen Ort hat.

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  12. Anonym1:33 PM

    Aber mit dem Rabbiner ist es dasselbe: Asseh lecha Rav.

    Da sollte man sich auch einen aussuchen und dann immer zum selben gehen, wenn man Fragen hat.

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  13. B"H

    Ich meinte nicht, dass ich halachisch von einem Rav zum anderen "hoppe". Nur, dass ich auch einmal gerne andere Rabbiner in der Synagoge verfolgen als nur einen einzigen. Im Chassidismus sind die individuellen Braeuche der Rebben besonders interessant mitanzuschauen.

    Ich wechsele nicht die Synagogen, um einen Ehepartner zu finden.:-))) Das waere kaum moeglich ,denn in chassidischen Synagogen (ausser jetzt einmal Chabad)begegnen sich die Geschlechter eh nicht, denn ueberall sind getrennte Eingaenge.

    Der Grund aber ist, dass ich mich nicht unbedingt auf eines festlegen kann und will und deswegen oefters mal woanders vorbeischaue. Als meine mehr oder weniger "festen" Synagogen betrachte ich die Schabbatminyan des Rabbi Machlis an der Kotel sowie die Synagogen von Karlin - Stolin und den Toldot Aharon. Dort bin ich am liebsten, habe aber, aufgrund der Menge, nie einen festen Platz. Noch nicht einmal die Rebbitzen der TA hat einen festen Platz, sondern ist halt dort, wo Platz ist.

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  14. Anonym4:54 PM

    Ich habe nicht gesagt, dass du mit den Männern reden musst.

    Aber wenn du an verschiedenen Orten bist, dann spricht sich vielleicht herum, dass es dich gibt, und dann hat vielleicht jemand eine Idee.

    Aber andererseits: du willst sowieso nicht chassidisch heiraten, wenn ich dich richtig verstanden habe.

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  15. B"H

    Ich hatte Dich schin richtig verstande; in Bezug auf Schidduchim, meine ich.
    Leider spricht sich in gewissen Kreise immer alles zu schnell rum und dann werden Nachforschungen angestllt, was fuer ein Typ man denn sei. Auch wegen Schhidduch und so.:-)))

    Momentan weiss ich gar nicht was ich will und ehrlich gesagt habe ich einen kleinen Durchhaenger. Nicht wegen G - tt, sondern wegen seiner Anhaengerschaft. Kurz gesagt, vieles geht mir derzeit unheimlich auf den Geist und einige Jerusalemer Freunde geben gleich dem Leben in Tel Aviv die Schuld. Stimmt vielleicht; jedenfalls in Bezug auf einmal etwas andere Luft schnappen und Abstand zu dem gewinnen, was einem bisher so wichtig war.

    Nicht die Religion abschuetteln, doch vieles nicht mehr zu extrem sehen. Das meine ich damit.

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  16. Anonym12:00 AM

    Gönn' dir etwas Ruhe.

    Was du machst ist zwar für Forschungszwecke ganz schön, aber als normales Leben stelle ich es mir ziemlich anstrengend vor.

    Mich fasziniert dieser ganze Chassidismus auch, aber pomaly, pomaly = langsam, langsam, in homöopathischen Dosen...

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  17. B"H

    Es ist immer hilfreich, zwischendrin eine kleine Pause zu amchen und andere Dinge zu sehen. Mir geht es da nicht nur allein so, sondern ein Bekannter aus New York sandte mir zwar chassidische Photos einer Hochzeit zu, die in ich morgen in den Blog stellen werde, doch gleichzeitig verkunedete mir mein Bekannter, er brauche jetzt auch erst einmal seine Ruhe von allem.:-)

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  18. Anonym12:38 PM

    ..vielleicht brauchen ja auch die anderen einmal eine Pause von uns...

    ... Wir sind dort als Gäste, sie sind nett, heissen und willkommen, laden uns zum Essen ein, aber für sie ist es auch eine Anstrengung, zumal wir doch ziemlich anders sind.

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  19. Anonym5:15 PM

    ein makom kavua hat auch aus einem anderen grund wichtigkeit: es wird sofort bemerkt, wenn du fehlst.
    ich favorisiere sehr den makom kavua in schul. es stellt sich auch heraus, dass wohl viele menschen gerade ein bedürfnis dazu haben. ständig woanders zu sein, woanders zu sitzen, ist eine sehr unverbindliche sache - das ist die kehrseite der medaille. bei uns ist es auch üblich, einen festen platz zu haben.
    wir leben in einer grossen stadt und es ist nicht so, dass man nicht auch einmal woanders hingeht - meistens wegen einer simche. wenn wir zu besuch in israel sind, ist das natürlich auch eine gelegenheit, einmal etwas anderes anzusehen.
    verschiedene leute lernen wir immer über die schabbesmahlzeiten kennen (wir haben immer gäste). das ist dann vielleicht ein wenig so die erfahrung verschiedener menschen und ansichten und das finde ich auch immer sehr bereichernd.

    gut schabbes!

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  20. B"H

    Dass jemand fehlt, wird beim Makom Kavua sicher sofort bemerkt.:-) Aber teilweise auch, wenn Du nicht ur am Platz, sondern ueberhaupt nicht erscheinst.

    In Jerusalem steht fast an jeder Ecke eine Synagoge und ich gebe gerne woanders vorbei, bin jedoch geuanso gerne bei meinen eigentlichen Favoriten. Manchmal gewoehne ich mich fast zu sehr an meine persoenlichen Favoriten, was einen wiederum zur Gewoehnung verleitet.

    Schavua Tov - Eine gute Woche !

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