Sonntag, Dezember 26, 2010

Basiswissen zum Judentum: Reinkarnierte Seelen und der Grund

Photo: Miriam Woelke

B”H

Basiswissen zum Judentum:
Glaubt das Judentum an Reinkarnationen von Seelen ?
Ja, eindeutig. In der jüdischen Kabbalah wird das Thema sehr ausführlich diskutiert. Hierbei besonders vom mittelalterlichen Kabbalisten, Rabbi Yitzchak Luria, 1534 – 1572.

Zweck einer Reinkarnation ist die Seelenkorrektur, wobei die kabbalistische Lehre der Wiedergeburt der Seele ausschliesslich von jüdischen Seelen spricht. Ob Nichtjuden Reinkarnationen unterliegen, kann ich nicht sagen. In Bezug auf Nichtjuden geht die Kabbalah nur soweit ein als dass sie die Reinkarnation einer jüdischen Seele in einem Nichtjuden als Strafe für die Seele ansieht. Die perfekte Handlung hier wäre wohl eine Konversion zum Judentum, aber wer weiss das genau zu sagen ?

Zur Zeit des Rabbi Luria bis hin zum 18. Jahrhundert und dem bekannten Kabbalisten Rabbi Moshe Chaim Luzzatto war derlei Bestimmung noch zu deuten. Heutzutage aber weiss niemand mehr, ob er als Nichtjude eine jüdische Seele hat oder nicht. Einreden kann man es sich, doch stimmen muss es deswegen noch lange nicht. 

Der Hauptgrund für eine reinkarnierte Seele ist die Korrektur einiger Fehler / Vergehen in einem vorherigen Leben . Ein Jude kann sein ganzes Leben leben, ohne auch nur zu ahnen, was genau er zu korrigieren oder zu verändern hat. Sobald jedoch Probleme bei einer bestimmten Mitzwaherfüllung auftreten, sollte er dies als direkten Hinweis dafür nehmen, weshalb seine Seele reinkarniert wurde (Rabbi Shmuel of Zwolyn).

12 Kommentare:

  1. "Ja eindeutig" würde ich nicht sagen, sondern eher "es gibt im Judentum Strömungen, die an Reinkarnation glauben" es ist aber keineswegs ein Glaubensgrundsatz im Judentum allgemein.

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  2. B"H

    Reinkarnationen sind kein Bestandteil der "13 Principles of Faith" des RAMBAM, dennoch betrachten fast alle jued. - orthodoxen Stroemungen, die mir bekannt sind, Rabbi Yitzchak Luria, Rabbi Moshe Chaim Luzzatto, den RAMBAN, etc. als verbindlich. Die chassidischen Gruppen sowieso.

    Wer den ZOHAR als verbindlich anerkennt, Rabbi Yitzchak Luria aber nicht, war der Vilna Gaon. Was jetzt aber nicht heisst, der Vilna Gaon lehnte kabbalistische Lehren ab. Ganz im Gegenteil.

    In der Orthodoxie ist das Konzept der Reinkarnationen vollkommen anerkannt und zum festen Bestandteil geworden. Allerdings weiss ich nicht, wie die sich selbst ernannten "Orthodoxen Stroemungen" (jene, die eigentlich zur Konservativen - oder Reformbewegung zaehlen) damit umgehen.

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  3. Also ich bezweifle eher, das Hirsch Reinkarnation propagiert hat, um nur ein Beispiel zu nennen.

    Ich denke sich, es verhält sich eher so, dass die Pro-Reinkarnations-Strömungen heute mehr in Mode sind als die Nicht-Reinkarnations-Strömungen. Es kann auch sein, dass du dich zufällig für die mehr interesserst, die auch pro-Reinkarnation sind, bzw. dass allgemein die Pro-reinkarnationsler lauter darüber reden als jene, für die Reinkarnation einfach ein non-issue ist.

    Schon damls im Mittelalterlichen Spanien war der Zohar umstritten (man sagte damals, dass es eine Fälschung sei), und bis heute gibt es bei den Sfaradim bzw. Edot ha mizrach auch Anti-Zohar-Strömungen.

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  4. B"H

    Auch der RAMBAM und sein "Fuehrer der Unschluessigen" war seinerzeit mehr als umstritten und wurde sogar verbrannt. Heute dagegen gelten die Schriften des Maimonides als Standardwerke.

    Seitdem Rabbi Luria im 16. Jahrhundert die Reinkarnationen definierte, war das alles ein Thema und nicht mehr wegzudenken.
    Ob Rabbi Hirsch daran glaubte ?
    Vielleicht, vielleicht auch nicht. Gewusst hat er davon, seine Aufgabe jedoch sah er im Kampf gegen das deutsche Reformjudentum.

    Uebrigens sind die Reinkarnationen bei Sepharadim ebenso ein Thema. Wenn nicht noch mehr als teilweise bei den Aschkenazim.

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  5. Das ist etwas anderes: es war nie bestritten, dass Rambam diese Bücher geschrieben hat. Abgesehen davon gibt es auch heute noch Yeshivot, die den Moreh Nevuchim nicht gerne sehen... In vielen Yeshivot ist er nicht auf dem Curriculum.

    Bei Zohar ist es so, dass man zu der Zeit, wo er aufgetaucht ist, vermutet hat, dass es kein "altes Schriftstück" ist, sondern vom "Finder" in Wirklichkeit geschrieben wurde. Das heisst, man hat im Mittelalterlichen Spanien vermutet, dass der Zohar aus dem mittelalterlichen Spanien stammt.

    Es gab "Fans", die sich sofort auf dieses Buch gestürzt haben, und die gibt es bis heute, es gab aber auch Gegner, die mit diesen Konzepten nicht viel anfangen konnten, und die gibt es ebenfalls bis heute.

    Aus diesem Grund würde ich nicht behaupten, dass "Reinkarnation" im Judentum allgemein anerkannt ist. Ich würde vielmehr sagen, dass es im Judentum Strömungen gibt, die an Reinkarnation glauben. Reinkarnation ist aber absolut kein Glaubensgrundsatz im Judentum. Das heisst, man kann es damit halten, wie man will.

    Natürlich sind die Chassidischen Geschichten vom Hund, der nach Schul kommt, weil er einen Tikun braucht, ganz nett, aber nicht jeder muss die für 100% wahr nehmen. Man könnte sie auch als "Bobbemeisses" bezeichnen...

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  6. B"H

    Ich weiss von keinen Yeshivot, wo der "Moreh Nevuchim" nicht gerne gesehen ist. Ausser bei der Chassidut Breslov, welche auf die Lehre der Philosophie von grundauf verzichtet. Natuerlich ist der "Moreh Nevuchim" nichts fuer Kinder, sondern sollte eher von Erwachsenen gelernt werden. Weit verbreitet ist er allemal.

    Inhalte des Chassidismus als "irgendwelche Stories" abzutun zeigt mir, dass Du von chassidischen Inhalten nichts verstehst. Nur ein kleines Beispiel: Die gesamte Chassidut Chabad beruht auf dem Arizal und er wird als absolut verbindliche Quelle angesehen !!!

    Ferner betrachten Rabbiner, wie der Vilna Gaon, und saemtliche grossen Rabbiner den ZOHAR als verbindlich. Allgemein wird gesagt, dass die Inhalte von Avraham stammen, doch wurde er im Jahr 1290 von Rabbi Moshe DeLeon verfasst und publiziert. Gershom Sholem hat eine Reihe von Ideen und ich stimme ihm weitgehend zu. Allerdings ist der ZOHAR selbst in einem einheitlichen Aramaeisch verfasst, welches auf dem Talmud identisch ist.

    Uebrigens laesst der ZOHAR das Thema der Reinkarnationen gaenzlich aus !!!

    In der Orthodoxie ist es allgemein verbreitet, sich auf den ZOHAR sowie auf den ARIZAL zu beziehen. Die Sepharadim, besonders die Jemeniten, bringen darueber hinaus weitere Quellen.

    "Tikkun" sowie "Tikkun Olam" sind unumstoessliche Konzepte des Judentums. Wobei diese auf verschiedene Weise erfolgen. Hierauf geht insbesondere der Talmud Traktat Chagigah ein.

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  7. Ach Miriam, wenn dir nur daran liegt, deinen Gesprächspartner runterzumachen wie in "... zeigt mir, dass Du von chassidischen Inhalten nichts verstehst.", dann hat es keinen Sinn zu diskutieren.

    Chassidim nehmen Chassidut ernst, nicht-Chassidim (z.B. Mitnagdim) nehmen Chassidut weniger ernst, beides sind Strömungen, die im Judentum ihre volle Berechtigung haben.

    Das war alles, was ich sagen wollte.

    Und auch innerhalb der Edot HaMizrach gibt es mystische und rationalistische Strömungen, nur dass Aussenstehenden halt eher die mystischen Strömungen bekannt sind, die rationalistischen weniger.

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  8. B"H

    Das hat nichts mit "Runtermachen" zu tun, wenn jemand behauptet, viele "Stroemungen" erkennen den ZOHAR oder was auch immer nicht an. Es ist ganz einfach falsch und mir ist niemand bekannt, der den Arizal, den ZOHAR oder den RAMBAM in irgendeiner Form nicht anerkennt. Im Gegenteil !

    Insgesamt nehmen alle Rabbiner (wie es bei Reform unddergleichen aussieht, weiss ich nicht) die Kabbalah sehr ernst. Vielleicht beschaeftigen sie sich nicht immer damit oder wollen davon nichts hoeren. Nicht aber, weil es nicht stimmt, sondern weil es einfach nicht ihre Sache ist. So zu tun als sei der ZOHAR in vielen Kreisen nicht anerkannt, ist falsch.

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  9. Aha. Sie nehmen Kabalah sehr ernst, aber wollen nichts davon hören...

    Noch einmal: meine Aussage ist, dass nicht alle Strömungen im Judentum an Reinkarnation glauben. Es ist kein Glaubensgrundsatz im Judentum, aber es gibt tatsächlich Strömungen im Judentum, die daran glauben.

    Wenn du dich am liebsten mit diesen Strömungen auseinandersetzt, ist bei dir vielleicht der Eindruck entstanden, dass alle Strömungen im orthodoxen Judentum an Reinkarnation glauben, aber das ist nicht der Fall.

    Es mag aber sein, dass es eine "Reinkarnationsmode" gibt, und dass heute viele daran glauben. Aber ehrlich gesagt, glaube ich nicht einmal dass das der Fall ist.

    So schwer ist das eigentlich gar nicht zu verstehen. Aber vielleicht vernebelt Dir Dein Standpunkt den Blick auf andere Standpunkte.

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  10. B"H

    Deine Standpunkte haben mit der gelebten Orthodoxie in Israel wenig bis gar nichts zu tun und beweisen, dass Du Dich nie ernsthaft mit den Themen im Detail auseinandergesetzt hast.

    Was heisst GLAUBEN ????

    Glauben tun es die Rabbiner, doch tun sich viele damit weniger beschaeftigen. Dies aus vielerlei Gruenden: Einer sagte mir einmal, er halte sich fuer nicht gelehrt genug, sich mit kabbalistischen Themen zu beschaeftigen. Andere wollen derlei Buecher erst gar nicht im Hause haben. Nicht, weil sie nicht daran "glauben", sondern weil es ihnen Angst bereitet. Ich hatte die Erfahrung einmal mit einem aeusserst kabbalistischen Buch. Mittlerweile kaufte es sich derjenige aber selbst und aenderte seine Meinung.:-))))

    Jeder Rabbiner oder jeder Thoralernende hat sein Fachgebiet oder etwas, woran er besonders interessiert ist. Der eine lernt Talmud, der andere Mussar, der andere Chassidut, der andere jued. Geschichte ... was aber noch lange nicht besagt, dass der Talmudstudent die Kabbalah als nebensaechlich betrachtet.

    Es kommt auf jeden Einzelnen an, ob er sich auf die Halachot konzentriert oder eben auch die mystische Bedeutung der Halachot verstehen will. Wobei der Arizal oder der Talmudkommentator Maharsha es als Mitzwaherfuellung sehen, auch die Kabbalah, die verborgenen Inhalte der Thora zu lernen.

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  11. Na ja, dann sei doch froh, dass du sich gut auskennst...

    Prof. Dr. Miriam Woelke, einzig autorisierte Fachperson für "Judentum".

    Ist doch schön...

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  12. B"H

    Das habe ich nie behauptet und nur einige Fakten genannt.

    Uebrigens, wie stufst Du denn "Sefer Yetzirah - The Book of Creation" ein ? oder ist das auch zu unwesentlich ?

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