Montag, Dezember 27, 2010

In Zfat (Safed) leben ?

B”H

So ganz bin ich von meiner Idee, im nordisraelischen Zfat zu wohnen, noch nicht abgekommen. Schon allein der Arbeit wegen. Als ich jedoch gestern durch die Kleinstadt ging, fielen mir zuviele Leute auf, die einfach nichts tun und das geht mir auf die Nerven, wenn jemand einfach nur so herumhängt.

Momentan bin ich erkältet, doch normalerweise sprudele ich vor Energie, renne herum, sammele Material für meine Artikel und arbeite viel. Zuviel und dann gibt es Tage, an denen mir der Schlaf fehlt.

Dagegen kann ich Leute, die tagaus tagein nichts tun, nicht verstehen. Wahrscheinlich habe ich bei meinem Leben in Tel Aviv zuviel Energie mit auf den Weg bekommen. In Tel Aviv rennt ein jeder wie in New York. Kaum einer sitzt und wartet auf ein Wunder, doch rennt. Rennt, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. 

Jerusalem ist in der Beziehung wieder ganz anders. Gleich ob zahlreiche religiöse oder säkulere Juden, man verlässt sich zu oft auf Wohltätigkeiten. Derlei Leute schlafen, essen, ruhen sich aus, reden, gehen mittags in die Suppenküche, reden, wander herum, ruhen sich aus … Jahrlang ging das System gut, doch seit der weltweiten wirtschaftlichen Misere haben sogar Wohltätigkeitsverbände Probleme, ihre Spendenkonten voll zu bekommen. Es scheint geradezu als suche heutzutage ein jeder nur Spenden. 

Niemals in meinem Leben zuvor habe ich Leute gesehen, die sich so sehr aufs Essen stürzen, wie in Jerusalem. Egal, ob Israeli oder Tourist, ob Yeshiva Student, Seminary Girl oder Otto Normalverbraucher. Wenn es etwas umsonst gibt, wie bei diversen Schabbatessen, dann wird zugelangt. Coca Cola, Huhn oder Schnitzel. Soviel man eben nur kriegen kann; genauso wie bei Reinhard Mey’s “Schlacht ums kalte Bufett”.

All diese Gedanken gingen mir gestern in Zfat durch den Kopf. Freunde warnten mich schon: “Du kennst zuviele Irre und sobald Du in Zfat wohnst, strömen sie alle herbei und fressen Dir den Kühlschrank leer. Schlimmstenfalls stehen sie am nächsten Tag mit ihrem Koffer vor der Tür, suchen Obdach und leben auf Deine Kosten. Falls Du nach Zfat ziehen solltest, dann halte wenigstens Deine Adresse geheim !”
Ich weiss, dass meine Freunde Recht haben, aber meine Adresse in Tiberias halte ich schon vor besagten Leuten geheim”.

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