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Ein Leser meines englischen Blogs
fragte in einem Kommentar, woher wir denn wissen, dass die Grube, in welche Joseph von seinen Brüdern geworfen wurde, nicht doch tatsächlich leer war. Immerhin sagt uns das die Thora. Wie können dann jüdische Kommentatoren und der Talmud (Schabbat 22) behaupten, die Grube sei voll Schlangen und Skorpione gewesen ?
Eine interessante Frage, die uns erneut zeigt, dass so viel mehr hinter der Thora steht als ein paar Worte, die wir darin lesen. Die Aufgabe eines Juden ist es, viel tiefer in die Thora einzutauchen, um herauszufinden, was G – tt uns zu übermitteln versucht.
Ferner will ich nochmals anmerken, dass die Thora eine offene Seite hat. Inhalte, für jedermann offensichtlich sind. Zusätzlich hat die Thora jedoch auch noch eine verborgene Seite, welche im Judentum, die Kabbalah definiert. Viele Thorainhalte scheinen, oberflächlich betrachtet, völlig eindeutig. Im Endeffekt ist jedoch das genaue Gegenteil der Fall. Aus diesem Grund gab uns G – tt die mündliche Überlieferung am Berg Sinai, welche später im Talmud zusammengefasst worden ist.
Parashat Vayeshev 37:24:
“Dann nahmen sie ihn und warfen ihn in eine Grube; die Grube war leer, es befand sich kein Wasser darin”.
Dies sind die Worte der Thora, die beschreiben, wie Joseph in die Grube geworfen wurde. In eine Grube, die leer war. Leer ? Warum fährt die Thora dann fort uns zu verkünden, es sei auch kein Wasser darin zu finden ? Leer bedeutet doch leer und das schliesst mit ein, dass auch kein Wasser darin ist.
Warum also nennt uns die Thora diese zwei Inhalte in einem Zusammenhang ? Zu sagen, dass die Grube leer sei, hätte doch allein völlig ausgereicht !
Als Erklärung beginne ich mit einem Metapher des Torah Passuks (Abschnitts): Symbolisch betrachtet ist ein Kopf, welcher ohne Thorainhalte ist, empfänglich für fremde Gedanken und Ideologien – Bedeutet, dass das Judentum Wasser stets mit Thora gleichsetzt. Ohne Wasser kann ein Mensch nicht existieren und so ergeht es einem Juden ohne Thora. Ohne Thora in seinem Kopf gibt sich ein Jude zu sehr der Außenwelt hin und übernimmt fremde, negativ – beeinflussende, Ideologien auf. So, wie es Rabbi Avraham Yitzchak HaCohen Kook in seinem Kommentar beschreibt.
Der mittelalterliche Kommentator Raschi sagt, dass die “leere Grube” sowie das “fehlende Wasser” in einem Zusammenhang genannt wurden, weil es das war, was die Brüder wahrnahmen. Sie sahen eine leere Grube ohne Wasser. Wobei sich das nicht existierende Wasser auf die Leere der Grube bezog. Es war also kein Wasser darin und damit war für die Brüder die Grube leer. Was sie jedoch nicht wahrnahmen ist, dass sich Schlangen und Skorpione darin befanden.
G – tt liess ein Wunder walten und Joseph überlebte das Getier in der Grube. Kurz darauf verkauften ihn die Brüder an die Ishmaeliten, die Joseph nach Ägypten mitnahmen.
Hätten die Brüder mitbekommen, dass G – tt dem Joseph ein Wunder geschehen liess, so hätten sie ihn nicht weiterverkauft. Genau das ist es aber, was G – tt wollte, denn Joseph musste irgendwie nach Ägypten gelangen, um später die gesamte Familie zu sich zu holen. Warum ? Weil die Juden in Ägypten eine ganz besondere Aufgabe zu erfüllen hatten bevor sie, viel später, wieder hinausgeführt wurden.
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