Donnerstag, April 02, 2009

פרשת צו - Parashat Zav

B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

In den vorherigen Thoralesungen wurden die Israeliten angewiesen, Opfer (Korbanot) zu bringen. In dieser Parasha hingegen erfahren die Cohanim (Tempelpriester) die genauen Details und Instruktionen, wie sie den Opferservice auszuführen haben (Ramban, Yalkut Reuveni und Rabbi Samson Raphael Hirsch).

Genauso wie in der Thoraparasha der vergangenen Woche (Vayikra) begegnet uns dasselbe in Parashat Zav:
ein Buchstabe im Thoratext ist wieder ungewöhnlich klein geschrieben. Diesmal handelt es sich um den Anfangsbuchstaben MEM des Wortes "MOKDAH", welches hier im Zusammenhang mit dem Olah – Opfer geschrieben steht. "Mokdah" heißt übersetzt "bleiben". Das Olah – Opfer soll die ganze Nacht in dem auf dem Altar ewig brennenden Feuer bleiben.

Warum ist der Anfangsbuchstabe MEM kleingedruckt ?
Nach dem Durchlesen vieler Kommentatoren, fand ich die beste Erklärung dafür beim chassidischen Rebben Menachem Mendel von Kotzk: Das Feuer in unserer Seele sollte nicht nach außen zum Vorschein kommen, sondern nur innerhalb der eigenen Seele brennen.
Aber auch Rabbi Samson Raphael Hirsch schrieb einen guten Kommentar hierzu: Das kleingedruckte MEM weist uns darauf hin, dass das, was in der Nacht zuvor Gültigkeit hatte, genauso für den anbrechenden neuen Tag gilt. An einem neuen Tag gibt es keine Erneuerungen, sondern wir führen die Mitzwot (Gesetze) so aus wie am Tag zuvor. Nur allein die Mitzwot und das Gebet bringen uns G – tt näher (Devekut).

Unsere Aufgabe besteht darin, die Mitzwot mit neuem Enthusiasmus auszuführen, so Rabbi Nachman von Breslov.
Rabbi Mordechai Machlis pflegt häufig zu erwähnen, dass das Heute das Gestern von Morgen ist (today is tomorrow's yesterday), und bezüglich der Thora gibt es keine Veränderungen, da die darin enthaltenen Gesetze für die Ewigkeit gegeben wurden.

"Und G - tt sprach zu Moshe: ZAV (befehle)…" So steht es im ersten Satz dieser Thoralesung geschrieben. Das hier verwendete hebräische Wort ZAV (befehle) hat zweierlei Bedeutung. Zum einen weist es auf eine unverzügliche Ausführung hin (u.a. Raschi und der Kli Yakar). Moshe muß den leiblichen Söhnen Aharons (den Tempelpriestern) die neuen Gesetze sofort mitteilen und keinesfalls verzögern. Zum anderen bindet das Wort ZAV auch alle zukünftigen Generationen an die Einhaltung der Gesetze (Raschi. Immer, wenn G - tt uns die Möglichkeit für eine Mitzwah (in dem Fall Gutes zu tun) gibt, sollten wir nicht zögern und diese unverzüglich ausführen (Noam Elimelech).

In der Gemara (rabbinische Diskussionen) des Talmud Traktates Kiddushin 29a kommt die Frage auf, woher wir wissen, dass das jüdische Volk bis auf den heutigen Tag und auch in Zukunft die Mitzwah der Beschneidung (Brit Milah) eines männlichen Neugeborenen (am 8. Tag nach der Geburt) hat. Schließlich beauftragte G - tt nur Avraham, dessen Sohn Yitzchak zu beschneiden.
Die Antwort hierauf: Die Akademie des Rabbi Ishmael lehrt, dass jede Stelle in der Thora, in welcher das Wort "ZAV" geschrieben steht, uns angezeigt wird, dass derjenige einen Befehl / Auftrag unverzüglich ausführen soll ("… ka'ascher Zivah oto E - lo - him - als G - tt ihn (Avraham) beauftragte"). Gleichzeitig deutet das Wort "ZAV" etwas Ewigliches aus. Nicht nur jetzt besitzt der Befehl Gültigkeit, sondern für alle folgenden Generationen genauso.

Warum jedoch wird ein Mensch beauftragt, etwas SOFORT zu tun ? Hat das alles nicht noch fünf weitere Minuten Zeit ?
Oft geschieht es, dass gerade während dieser Minuten ein Zweifel in mir aufkommt. Soll ich nicht doch lieber alles verschieben ? Oder morgen ist doch auch noch ein Tag !
Dann beginnen wir mit uns selbst zu hadern und niemand ist von diesen Gedanken befreit. Keine noch so fromme Person.
Wenn G - tt uns mit etwas beauftragt, dann sollen wir mit Freude loslaufen und das gesetz erfüllen.
Ich weiß, das klingt jetzt vielleicht zu dick aufgetragen und nicht jeder will / kann immer heute und jetzt. Wir alle sind Meister im Ausreden erfinden. Und gerade das ist der Test dabei ? Geben wir unserem tierischen Instinkt (Nefesch) nach und zögern wir oder erreichen wir einen Tikun (Seelenkorrektur) durch die schnelle Ausführung ?

Schon in der Thoralesung der vergangenen Woche stellte ich die Frage, was wir denn heute ohne Tempel und Opferungen (Korbanot) machen. Neue Opferungen erfolgen erst wieder nach dem Bau des Dritten Tempels. Die Gemara im Talmud Traktat Menachot 110a gibt darauf Antwort:
G - tt betrachtet Thoralernende, die in allen Plätzen Thora lernen so als hätten sie im Tempel Opferungen gebracht (siehe dazu auch Baal Shem Tov und Kli Yakar).
In der Gemara im Talmud Traktat Chagigah 27a steht hierzu, dass früher die Menschen durch die Opfer auf dem Altar ihren Vergehen bereuten. Heute wird jener Altar vom Essenstisch bei uns daheim repräsentiert. Der Tisch symbolisiert Wohltätigkeit und Gastfreundschaft. Menschen, die Bedürftige zu sich nach Hause zum Essen einladen, erhalten einen besonderen Segen und halten so den Tempel aufrecht.

Die Gemara im Talmud Bava Batra 10a stellt die Frage, warum es überhaupt Arme auf der Welt gibt. Nicht, dass die Armen ihre Armut als Strafe erhalten. Wenn wir Spenden geben, so ist das gut für den Empfänger und gut für uns, denn unsere Seele wird nach unserem Tod milde gerichtet. Auch bringt Wohltätigkeit die Ankunft des Meschiach (Messias) näher.

Ein weiterer Punkt findet Erwähnung in der Midrash Rabbah (Vayikra). Jeder, der zu G - tt umkehrt, geht symbolisch gesehen nach Jerusalem und baut den Tempel und den Altar wieder auf. Jeder Jude sollte daher ein menschlicher Tempel sein.

Die Thora lehrt uns, dass das Opfer für unsere Vergehen (Chatat) an der gleichen Stelle im Tempel geopfert wurde, wie das Olah – Opfer, welches u.a. auch als freiwillige Opferung gilt. Hierzu hörte ich das folgendes Teaching von Rabbi Mordechai Machlis:
Juden, die ein Vergehen begangen haben, brauchten sich nicht öffentlich zu schämen, wenn sie im Tempel ein Chatat – Opfer bringen wollten. Sie wurden nicht gesondert auf einen Platz gestellt, wo jeder der Anwesenden sie sehen und ggf. lästern konnte. "Ah, hast du schon gehört, ich sah heute so und so bei der Chatat – Opferung und wer weiß, was der wieder angestellt hat …."
Vielmehr standen alle zusammen und niemand konnte sagen, wer ein Vergehen begangen hatte und wer ein freiwiliges Opfer darbringt.

Im Judentum haben wir das Konzept, dass die Seele (Neschama) eines jeden aufsteigt und gerichtet wird. Auf dem Weg hinauf durchläuft sie verschiedene Phasen. Ist die Neschama erst einmal gerichtet, bekommt sie ihren endgültigen Platz in Olam Haba, der Kommenden Welt (der auf ewig existierenden Seelenwelt). Sobald unsere Neschama vor ihrem Gericht erscheint, wird ihr, symbolisch gesehen, ein Video ihres gesamten Lebens gezeigt. All unsere kleinsten Vergehen werden wir nochmals durchleben und andererseits wird uns genauso gezeigt werden, wie wir hätten reagieren sollen. Jeder wird sein zweites perfektes ICH kennenlernen. Genau gesagt, wird jeder mit dem konfrontiert werden, wie er eigentlich hätte sein sollen und was er hätte erreichen können. Die eigentliche Strafe für unsere Seele wird die Scham sein, dass wir sehen, was wir hätten tun können und es nicht getan haben (Rabbi Me'ir Weiner + Rabbi Mordechai Machlis).

Dieser Schabbat wird "SCHABBAT HAGADOL - Großer Schabbat" genannt, denn es ist der Schabbat vor Pessach. Pessach beginnt am Mittwoch abend (8. April) und dauert bis zum 15. April (außerhalb Israel bis zum 16. April).


Schabbat Schalom

ZAV - BEFEHLE

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