Sonntag, April 26, 2009

"Tag der Knochen" - Die israelische Unabhängigkeit

B"H

Am Dienstag abend und Mittwoch feiert Israel seinen 61. Unabhängigkeitstag. Fast jeder Israeli geht dann hinaus ins Freie, grillt oder unternimmt Ausflüge in die Natur.
Fast jeder Israeli, aber nicht alle !

Alljährlich kommen die üblichen Diskussionen auf, ob und warum zahlreiche Haredim in Jerusalems berühmten ultra - orthod. Stadtteil Mea Shearim, anderen haredischen Stadtteilen oder in Bnei Brak bei Tel Aviv den Unabhängigkeitstag ignorieren. Für viele haredische Richtungen ist es ganz einfach ein normaler Arbeitstag ohne Grund zum feiern. Vor allem Chabad, die Satmarer Chassidim sowie die Neturei Karta bezeichnen den Tag als "Tag der Knochen" und der Trauer. Die Bezeichnung "Tag der Knochen" ist ein hebräisches Wortspiel. Der Unabhängigkeitstag heißt übersetzt "Yom HaAzma'ut" und man hat ihn symbolisch in "Yom HaAzamot" umbenannt.

In Mea Shearim gibt es zwei große Gruppen, die den Staat Israel ablehnen: Die Neturei Karta sowie die Edah HaCharedit, eine Organisation bestehend vor allem aus Satmar, Toldot Aharon, Toldot Avraham Yitzchak, Spinka, Teilen Breslovs, Anhängern des Vilna Gaon sowie den Mischkenot HaRoim und Dushinsky. Die Neturei Karta in Mea Shearim besteht nur aus einigen wenigen Familien, welche meistens im und um Beit Hungarin (ein Hinterhof nahe Mea Shearim Street) leben. Ihre Blühtezeit erlebte sie in den fünfziger und sechziger Jahren zu Zeiten der Rabbis Amram Blau (Bloi) und Aharon Katzenellenbogen. Heute wie damals besitzt die Neturei Karta einiges an Einfluß auf die Edah. Nicht, dass sie dort selbst vertreten sind, sondern viel mehr durch die Satmarer Chassidim.

Israel könne nur wieder als eigenes Land gelten, wenn der Meschiach kommt, so die zwei Gruppen. Alles andere wie der heutige Staat Israel sei G - tteslästerung. Israel wird nicht mit weltlichen Gesetzen regiert, sondern folgend der Thora und der Halacha (dem jüd. Religionsgesetz). Außerdem werde nur im Israel des Meschiach die hebräische Sprache benutzt. Dies ist der Grund, warum heute viele chassidische Gruppen im Alltag fast nur auf Jiddisch kommunizieren.

Die Neturei Karta, Satmar, Toldot Aharon u.a. sind dafür bekannt, dass sie KEINE israel. Busse (Egged) benutzen. Sie verfügen über eigene Krankenkassen und VERWEIGERN die israel. Sozialhilfe. Finanziert werden sie vor allem von anderen Chassidim aus den USA.

Wer am Unabhängigkeitstag durch die Straßen Mea Shearims geht, der sieht keinerlei israel. Flaggen ausgehängt. Nichts deutet auf einen Feiertag hin. 200 Meter weiter, in der Jaffa Road, sind die Feiern in vollem Gange, doch am Kikar Schabbat, in Malchei Israel und Mea Shearim Street ist von all dem nichts zu spüren. Die Geschäfte sind geöffnet und man sieht Schulkinder aus der Schule kommen.

Viele Jahre lang feierte ich den Unabhängigkeitstag fast genauso wie alle anderen Israelis auch. Mittlerweile aber hat sich das gelegt, was auf zwei Gründen basiert: Erstens lernte ich zwischenzeitlich eine Menge über die Gründe des Antizionismus und zweitens stellt man sich nicht selten die Frage, was eigentlich in unserem Land vorgeht und ob wir auf alles so stolz sein können. Statt vor dem Feiertag abends in die Große Jerusalemer Synagoge zu gehen, Hallel zu sagen (Psalmen 113 - 118), die Rede des aschkenazischen Oberrabbiners zu hören und dem Chor zu lauschen, beschränke ich mich auf einige wenige Kulturveranstaltungen. Dabei, unter anderem, den kostenlosen Besuch des Israel Museums sowie einige Theatervorstellungen unter freiem Himmel.

Nach ihrer Vertreibung aus Gush Katif weigerten sich sogar viele Nationalreligiöse die Unabhängigkeit zu feiern. Dann kam Olermt und alles wurde noch fraglicher. Korruption und Linke. Ist Israel ein Land, in dem sich ein relig. Jude wohlfühlt ? Nun haben wir Bibi Netanyahu und ich gebe zu, dass er das kleinere Übel gegenüber Zipi Livni ist.

In diesem Sinne bin ich wohl kein überragender israelischer Patriot, dennoch bin ich froh, dass Juden ihr eigenes Land besitzen. Schon allein des ewig steigenden Antisemtismus im Ausland, wo Israel den idealen Zuflcuhtsort bildet.

Gestern nachmittag ging ich durch den ultra - orthodoxen Stadtteil Ge'ulah in Jerusalem und las einen aktuellen Fakshivili (Mitteilungsposter der Haredim). Was dort zu lesen war, sprach mir direkt aus der Seele:


Wieder begehen die Zionisten ihren Unabhängigkeitstag.
Worauf sind die stolz ?
Darauf, dass Männer und Frauen zusammen wie wild in der
Innenstadt tanzen ? (Am Zion Square findet eine riesige Party statt)
Auf eine korrupte Regierung, die außerdem christlichen Missionaren immer mehr Grundstücke zuspricht ?
Auf Juden, die ins Ausland reisen und dort nichtjüdische Partner treffen und heiraten ? Und danach schlimmstenfalls mit nach Israel importieren.
Was für ein jüdisches Land soll das sein ?



Der Inhalt des Fakshivili hat Recht. Insbesondere die Netanyahu - Regierung nimmt immer mehr Spendengelder in Millionenhöhe von verschiedenen christlichen Gruppierungen (z.B. die fanatischen Evangelisten aus den Staaten - "Southern Baptist Convention") an. Ziel der Evangelisten ist es, sämtliche Juden nach Israel zu holen, sie dort zum Christentum zu bekehren und somit ein zweites Kommen des falschen Meschiach J. einzuleiten.

Heutzutage werden christliche Prominente geradezu hofiert. Ein Ding der Unmöglichkeit noch zu
Zeiten der Regierung eines Menachem Begin. Im nächsten Monat kommt der Papst auf
Besuch und einige Rabbiner des Oberrabbinates (Rabbanut) scheinen sich darum zu drängeln, wer dem ehemaligen Hitlerjungen und Kriegshelfer die Hand schütteln darf. G - tt sei Dank lassen sich weder Rabbi Eliyashiv noch irgendwelche chassidischen Rebbes auf derlei widerliche Aktionen ein.

Tausende junger Israel reisen alljährlich in den Fernen Osten, nach Europa oder Südamerika.
Unterwegs treffen sich nichtjüdische Freundinnen, die sie heiraten und schlimmstenfalls mit nach Israel importieren. Deutsche, Inderinnen, Chinesinnen, Russinen, Südamerikanerinnen, mitterweile läuft hier im Land alles herum und meint auch noch, Forderungen stellen zu können. Gehören solche "eingeheirateten" Nichtjuden nach Israel ? Anstatt dass sich viele Juden im eigenen Land und in
der eigenen Religion umschauen, suchen sie woanders und wenn es dann passiert,
ist der Aufschrei der Eltern groß. Instead of checking out they should start checking into Judaism.

In Israel laufen unzählige nichtjüdische Kinder aus derlei gemischten Eheverhältnissen herum. Vater Jude, Mutter nicht. Ergo, das Kind ist kein Jude und der Vater als Jude steht plötzlich mitNichtjuden da. In welchem Land leben wir eigentlich ? Ist es das, was G - tt von uns will ?

Obwohl berühmte Rabbiner wie der Ramban (Nachmanides) es als eine Mitzwah betrachten, in Eretz Israel zu leben, gehören derlei Beziehungen alles andere als zu einer Mitzwah. Ganz im Gegenteil, denn sie zerstören das jüdische Volk und in dieser Hinsicht mag ich nicht so recht an den Unabhängigkeitstag glauben. Neben einem Nichtjuden stehen und Flagge halten ?

Nationalrelig. und die christlichen Spenden

THANK YOU


9 Kommentare:

  1. Anonym9:16 PM

    miriam,
    ich bin mehr als enttäuscht über deinen heutigen beitrag!
    in meinen augen hast du wirklich einen rassistischen ton angeschlagen und ich kann es kaum fassen. seit mehr als zwei jahren lese ich in deinen blogs und war oft amüsiert über deine sinnsuche und habe mich teilweise darin selbst erkannt.

    manchmal schreibst du die haredim sind dir zu zwanghaft und dann stehst du wieder voll hinter ihnen.

    mir ist jedes kind herzlich willkommen, welches aus liebe gezeugt wurde, egal welche religion es hat. ich finde die arrangierten ehen oftmals furchtbar, sie sind aber fruchtbar und die kinder dann jüdisch. was aber ist wichtiger, liebe oder religion? kannst du dich noch an das mädel erinnern, welches du so gern mochtest und die du dann verheiratet wiedergesehen hast? sie erschien dir nicht glücklich...

    vielleicht solltest du endlich mal einen mann finden und kinder bekommen! ich weiß, dies ist etwas sehr persönliches, aber deine mitzwa als frau ist es kinder zu bekommen. rede nicht schlecht über andere die dies tun, auch wenn die kinder halachisch nicht jüdisch sind.
    denn sie sind auch israelis und vielleicht opfern sie eines tages in einem krieg ihr leben für ihr land.
    leiste selbst deinen beitrag zum erhalt des jüdischen volkes! dann hast du andere sorgen als ob deine kleidung religiös genug aussieht, um zu einem religiösen tisch zugelassen oder um als frau in der haredi gesellschaft aufgenommen zu werden.

    uwe aus berlin

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  2. B"H

    Hallo Uwe,

    wenn Du diesen Blog schon mehr als zwei Jahre liest, dann solltest Du eines gelesen haben, was ich schon oft wiederholt
    habe:

    Juden und Nichtjuden haben unterschiedliche Aufgaben auf dieser Welt und wenn jeder davon seine Aufgabe erfuellt, ohne in die des anderen zu involvieren, waeren wir einen grossen Schritt weiter.

    Der Anteil der sogenannten Mischehen, wobei ich mich mit dem Ausdruck nicht richtig anfreunden kann, betraegt in den USA mehr als 50 %. In England nicht viel weniger und in Israel begann das gleiche Problem vor ein paar Jahren.
    Fuer das Judentum an sch ist soetwas eine Katastrophe und da Du schon von Kindern sprichst: Ich kenne genuegend Leute aus solchen Ehen und fast alle von ihnen haben in Israel irgendwo und irgendwann einmal Probleme. Dann sind sie sauer auf ihre Eltern, die ihnen das eingebrockt haben. In einigen Gegenden, wie saekuleren Orten, mag dies unerheblicher sein als in Jerusalem; dennoch, irgendwann kommt stets alles wieder hoch. Spaetestens dann, wenn diese Kinder selber heiraten wollen und die zukuenftigen Schwiegereltern einen Juden und jued. Enkel wollen.

    Du machst es Dir etwas zu leicht mit einer Loesungsfindung. Mit Kinderliebe allein und heiraten ist es nicht getan.

    Um zu heiraten, muss man sich in der Gesellschaft stabilisiert haben und rennt nicht einfach drauflos. Aber zu Deiner Beruhigung: Ich bin nicht allein und mein Gegenpart hat von fruehester Jugend an die gleichen Probleme wie ich.

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  3. Anonym10:57 PM

    "aber deine mitzwa als frau ist es kinder zu bekommen."

    Nein, diese Mitzwa müssen Männer erfüllen, nicht Frauen. Frauen "helfen" Männern dabei.


    "vielleicht solltest du endlich mal einen mann finden und kinder bekommen!"

    Außerdem finde ich den Ton sehr merkwürdig, das klingt als müsste ein Mann mal wieder Frauen zeigen, was sie zu tun haben bzw. hört man das eigentlich nur von Männern, die meinen Frauen wären frustriert und müssten nur mal einen Mann haben und schon wäre sie nicht mehr frustriert.

    Yael

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  4. B"H

    "Geh einen Mann suchen und heiraten, dann braucht man keine Tische mehr und die Kleidung ist dann auch wurscht !"

    :-)

    Naja, in der Gesellschaft, in der ich mich meist bewege, ist allerdings das genaue Gegenteil der Fall und da macht man eben nicht mal so drauflos.
    Zweitens taete ich niemanden ausserhalb der Gesellschaft heiraten.

    Ich glaube, dass es hier weniger ums heiraten geht als um die Tatsache, dass ich nicht auf Friede, Freude, Eierkuchen machen, wenn es um besagte Ehen zwischen Juden und Nichtjuden mache. Und damit duerfte ich eine der wenigen in der deutschsprachigen jued. Welt sein, die das offen ausspricht.

    Yael hat Recht. Die Mitzwah Kinder zu zeugen, besteht nur fuer den Mann, nicht fuer die Frau. Und um einen Beitrag zum Judentum zu leisten, muss man nicht unbedingt heiraten und Kinder in die Welt setzen.
    Jeder Single etc. traegt seinen eigenen ganz privaten Beitrag.

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  5. B"H

    Eine Freundin von mir ist ausser sich, weil ich ein christliches Propagandavideo in diesem Artikel verwendete.
    Das ist richtig, doch dient es einzig und allein dazu zu zeigen, wie nationalreligioese Siedlungen Geld von christlichen Organisationen annehmen und sich dabei auch noch filmen lassen.
    Meine Absicht ist nicht, Propaganda fuer Christen zu machen !

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  6. schoschana10:23 AM

    es gibt immer etwas zwischen extase und ablehnung!

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  7. Hallo zusammen,
    ich bin schockiert über die Verwendung des Wortes "Mischehen" in diesem Zusammenhang. Ist das nicht ein Begriff der Nürnberger Rassegesetze von 1935?
    Gewalt beginnt mit Worten.
    Grüße aus Berlin von Alma Hirsch.

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  8. B"H

    Klingt vielleicht nach Nbg. Rassegesetzen, der Ausdruck wird aber gerade im Engl. immer wieder verwendet:

    "MIXED MARRIAGES" - im Zusammenhang mit Ehen zwischen Juden und Nichtjuden !

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