Dienstag, Juli 06, 2010

"Du sollst Vater und Mutter ehren - Kibud Av ve'Em"

B"H


Eines der Zehn Gebote laute, man solle Vater und Mutter ehren. Viele verwechseln EHREN mit LIEBEN und damit fragen sich so manche von den Eltern misshandelte Kinder, was denn aus ihnen wird. Wo rangieren sie auf der Liste, wenn sie von den Eltern gequält anstatt geliebt wurden. Die Thora jedoch spricht ausdrücklich von EHREN, wobei sich nach wie vor die Frage stellt, wie ich Eltern ehren kann, wenn sie mir etwas antaten.


Hinzu kommt, dass viele Leute das Gebot als eher minderwertig betrachten. Naja, das sei halt so und man ehre die Eltern mehr oder weniger. Der Jerusalemer Talmud (Talmud Yerushalmi) hingegen berichtet im Traktat Peah 1:1 wie wichtig es ist, die Eltern zu ehren, aber zugleich kommt die Frage auf, wie weit ein Kind dabei gehen sollte. Ich weiss momentan die genaue Quelle nicht mehr, doch meine ich es in einer Midrasch gesehen zu haben: Es war ausgerechnte der böse Esav, Yitzchaks Sohn bzw. Yaakovs Bruder, der, neben seinen Schandtaten, das beste Beispiel für dieses Gebot war. Immer zog er sich vorher sauber an, wenn er seinen Vater Yitzchak treffen wollte. Wahrscheinlich war es der Vater, welchem Esav jemals alle Ehren zuteil werden liess.


Der Talmud Yerushalmi (normalerweise zitiere ich aus dem Babylonischen Talmud, es sei denn, ich gebe ausdrücklich den Jerusalemer Talmud an) Peah 1:1 berichtet von einer besonderen Begebenheit. Vom nichtjüdische Armeeoffizier Damah ben Netinah aus Ashkelon gibt es eine weiter Story, doch erwähnen will ich an dieser Stelle nur eine davon.


Einmal ging ein Jaspir - Stein (rötlich braun oder in mehreren Farben schimmernd) aus der Brustplatte des Cohen HaGadol (Hohepriester) verloren. In der Thora lautet der Name der Brustplatte "Choshen Mishpat" besetzt mit zwölf verschiedenen Steinen die zwölf israelitischen Stämme repräsentierend (siehe Exodus 28:15 - 21). Auf die Steine waren bestimmte Buchstaben eingraviert und der Cohen HaGadol konnte anhand der Buchstabenkombinationen Antworten auf Fragen an G - tt dechiffrieren.


Nachdem der spezielle Stein verloren gegangen war, stellte sich die Frage, wer denn einen neuen hat, den man erstehen könnte. Einige Leute sagten, dass Damah ben Netinah einen solchen Stein besitze. Also machte man sich auf den Weg zu ihm, um ihm den Stein abzukaufen und in das Choshen Mishpat einzumontieren. Angekommen im Hause Damahs jedoch sagte dieser, dass sein Vater den Jaspir habe, doch der Vater momentan schlafe. Es wird erzählt, dass der Vater den Stein während des Schlafes zwischen zwei Fingern hielt und wieder andere Leute sagen, der Stein liege auf der Brust des Vaters. Damah ben Netinah jedoch wollte seinen Vater nicht aufwecken. Die Tempelabgesandten boten ihm alle möglichen Summen an, seinen Vater aufzuwecken, um ihnen den Stein zu verkaufen, doch Damah blieb stur: Er weigerte sich, seinen Vater aufzuwecken, versprach aber, seinem Vater von der Angelegenheit zu berichten, sobald dieser von selbst aufwache.


Und so geschah es. Damah ben Netinah verkaufte letztendlich den Stein, nachdem sein Vater aufgewacht war. Das letzte höchste Angebot wollte er dennoch nicht annehmen, sondern lediglich den regulären Preis einfordern. Die Tempelabgesandten waren beeindruckt.


Rabbi Yose, der Sohn von Rabbi Bun, sagte:
In dieser besagten Nacht gebar Damahs Kuh eine Rote Kuh, welche ihm die Juden für die Mitzwah der Roten Kuh abkauften. Somit wurde Damah ben Netinah vom Himmel reich belohnt für den Respekt, den er seinem Vater entgegenbrachte.


In jüdisch - religiösen Kreisen wird es so gehalten, dass man sich das Aufwecken einer Person überlegt und nicht jeden einfach so aus dem Schlaf reisst.


Im Babylonischen Talmud Avodah Zarah (Götzendienst) heißt es, dass Rabbi Eliezer den Kauf einer Roten Kuh aus den Händen eines Götzendieners (Damah ben Netinah war einer) verbietet. Ebenso sei es untersagt, Steine für das Choshen Mishpat von einem Götzendiener zu erstehen. Die Gemara (rabbinische Diskussionen) geht jedoch im Falle des Damah ben Netinah davon aus, dass der Tempel damals Mittelsmänner schickte und aufgrunddessen der Deal erlaubt war.

3 Kommentare:

  1. Ich würde da nicht so bedenkenlos verbreiten, dass auch misshandelte Kinder ihre Eltern Ehren sollen.

    Das kann psychologisch sehr problematisch sein, und auch in der Halacha gibt es grenzen für Kibud Av va Em.

    Die bekannteste ist, dass "Shmirat Shabat" vor "Kibud Av va em" steht, daher müssen wir den eigenen Eltern nicht gehorchen, wenn sie uns befehlen, Shabbat zu entweihen oder andere Gebote der torah zu brechen.

    Der zweite bekannte Fall ist, dass man nicht auf Eltern hören muss, wenn sie mit dem Ehepartner, den man sich ausgesucht hat, nicht einverstanden sind oder wenn sie einem einen Ehepartner aufschwätzen wollen, den man nicht will.

    Zur Frage ob man misshandelnde Eltern ehren muss hat Bentzion Sorotzkin einen interessanten Aufsatz geschrieben, den du hier findest:
    http://drsorotzkin.com/honoring_abusive_parents.html

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  2. B"H


    Blogspot hat momentan anscheinend technische Probleme mit der Kommentaruebermittlung und deswegen stelle ich die anfallenden Kommentare manuell in die Blogs !!!!


    Toutou hat diesen Kommentar hinterlassen:

    Ich würde da nicht so bedenkenlos verbreiten, dass auch misshandelte Kinder ihre Eltern Ehren sollen.

    Das kann psychologisch sehr problematisch sein, und auch in der Halacha gibt es grenzen für Kibud Av va Em.

    Die bekannteste ist, dass "Shmirat Shabat" vor "Kibud Av va em" steht, daher müssen wir den eigenen Eltern nicht gehorchen, wenn sie uns befehlen, Shabbat zu entweihen oder andere Gebote der torah zu brechen.

    Der zweite bekannte Fall ist, dass man nicht auf Eltern hören muss, wenn sie mit dem Ehepartner, den man sich ausgesucht hat, nicht einverstanden sind oder wenn sie einem einen Ehepartner aufschwätzen wollen, den man nicht will.

    Zur Frage ob man misshandelnde Eltern ehren muss hat Bentzion Sorotzkin einen interessanten Aufsatz geschrieben, den du hier findest:
    http://drsorotzkin.com/honoring_abusive_parents.html

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  3. B"H

    Das war nicht meine Absicht, sondern ich ging davon aus, klargemacht zu haben, dass es in solchen Faellen der Misshandlung eben nicht gilt bzw. fraglich ist.

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