Donnerstag, Juli 22, 2010

Parashat Va'etchanan


Photo: Miriam Woelke


B"H

Die Thoralesung für diesen Schabbat

Dieser Schabbat ist zugleich "Schabbat Nachamu", der Schabbat nach dem Tisha be'Av (am Dienstag dieser Woche). Die Thoralesung "Va'etchanan" wird immer am Schabbat nach dem Tisha be'Av gelesen ! Va'etchanan ist mit dem Tisha be'Av verbunden, denn G - tt warnt die Juden vor dem Fall in den Götzendienst und dies war dann auch der Hauptgrund für die Zerstörung des Ersten Tempels. Va'etchanan zeigt uns jedoch ebenso den Weg der Hoffnung und dem des Neubeginn (siehe die Torah Tidbits des Israel Center / Orthodox Union in Jerusalem).

Aus unseren Fehlern sollten wir lernen und in der Zukunft zu vermeiden lernen. Im Judentum besteht fast immer ein Weg der Rückkehr zu G - tt. Wir können die Generationen des Ersten oder Zweiten Tempels nicht mehr umfunktionieren, doch haben wir die Chance, es besser zu machen.

Jeder von uns hat seine Lieblingsparshot in der Thora und jene, die ihm gar nichts sagen oder nur schwer verständlich sind. Die Parasha Va'etchanan gehört zu meinen Lieblingsparashot, eben weil sie soviel wichtige Inhalte enthält.

Wir erfahren, dass Moshe G - tt bat, nicht vielleicht Seine Meinung zu ändern und ihn (Moshe) doch wenigstens für kurze Zeit den Jordan überqueren lassen will und Moshe so das Land Israel sehen und betreten kann. G - tt gibt nicht nach, beauftragt Moshe jedoch, auf eine Anhöhe (Pisgah) zu gehen, damit er so das Land sehen könne. Es heißt, dass Moshe nicht nur das Land sah, sondern auch dessen Zukunft. In jenem Moment sah er alle folgende Generationen bis hin in unsere Zeit und noch darüber hinaus.

In der Thora heisst es:

"… u're'eh be'ejnecha … - und sehe mit DEINEN Augen".
Dies sagte G - tt zu Moshe als Er ihn auffoderte, in das verheissene Land herabzuschauen.

Der Thorakommentator Raschi fragt an dieser Stelle, warum G - tt sagte "… mit DEINEN Augen". Mit welchen Augen hätte Moshe denn sonst schauen sollen ?
Raschi aber betrachtet die Hervorhebung der eigenen Augen Moshes so, dass G - tt ja die Bitte Moshes zumindest teilweise erfüllte a la "Du willst das Land sehen ? Soviel kann Ich (G - tt) Dir gewähren. Dein Körper hingegen wird Israel nicht betreten.

Stellen wir uns einmal vor, was geschehen wäre, wenn Moshe mit den Israeliten nach Israel gegangen und weiterhin ihr Oberhaupt geblieben wäre. In der Kabbalah lautet eine Idee, dass Moshe den Meschiach sofort gebracht hätte. Der Kommentator Or HaChaim sagt, dass G - tt den Tempel sicherlich nicht zerstört hätte, wenn Moshe dagewesen wäre. Eine Zerstörung musste erfolgen, um die Juden für ihre Vergehen zu bestrafen und sie letztendlich in die Diaspora zu befördern, damit sie später nach Israel zurückkehren und der Meschiach kommt. Mit einer Person wie Moshe wäre G - ttes Plan etwas durcheinander gekommen. Wir selber sind aufgerufen gemäss G - ttes Willen zu agieren und eine Überperson wie Moshe hätte das vielleicht unbewusst verhindert. Der chassidische Thorakommentator Shem MiShmuel schreibt, dass die Juden aufgerufen waren, den letztendlichen Tikkun (Seelenkorrektur) in Israel auszuführen, denn ihre Seele war noch nicht perfektioniert. 

Ich weiß nicht, wie es in Thoraübersetzungen in verschiedene Sprachen ausschaut, doch adressiert Moshe in seiner Bitte G - tt mit zwei dessen Namen: A - do - nai (HaShem) und dem Namen Yud - Heh - Vav - Heh. Raschi und der Ramban (Nachmanides) kommentieren, dass die Namen für Gnade und Gesetz stehen. Laut Rabbi Samson Raphael Hirsch verwendete Moshe beide Namen um auszudrücken, dass wie immer auch G - ttes Entscheidung ausfallen werde, Moshe sie ohne Widerspruch akzeptiert.

Im Talmud Traktat Sotah 14a wird gefragt, warum Moshe unbedingt nach Eretz Israel gelangen wollte ?
Die Antwort lautet, dass ein Jude nur dort in der Lage ist, ALLE Mitzwot (Gesetze) auszuführen. Im Ausland lebende Juden haben immer das Problem, dass sie nie alle Mitzwot ausüben können und ihre Gebete erst über Umwege aufsteigen. Währenddessen in Israel alle Gebete sofort aufsteigen und direkt erhört werden. Von daher ist es sehr wichtig, in Israel zu leben. Moshe war bereit, G - ttes Entscheidung ohne jeden Widerspruch hinzunehmen. Genauso sollten auch wir unser Leben führen; nämlich in dem wir den wahren Grund erkennen, warum wir in dieser Welt sind und wer uns erschaffen hat.

In keinem Buch der Thora warnt G - tt so ausdrücklich vor dem Fall in den Götzendienst wie im Sefer Devarim (Deutoronomy). Jegliche Assimilation mit anderen Nationen wird uns untersagt. Im Talmud Traktat Avodah Zarah (Götzendienst) finden wir hervorragende Beispiele dafür, was uns genau verboten wurde und aus welchem Grund.
Genauso verhält es sich in Sefer Devarim mit der Intermarriage, der Ehen zwischen Juden und Nichtjuden. Übrigens ein biblisches Verbot, auch wenn manche es heutzutage vielfach schönreden wollen. Wer genaue Auskunft darüber sucht, der braucht nur Sefer Devarim und den Talmud aufzuschlagen, wo er alle Antworten diesbezüglich finden kann. In der Parashat Va'etchanan warnt G - tt vor Ehen zwischen Juden und den Völkern, die sich in Eretz Israel befinden, u.a. die Kanaaniter und die Jebusiten. Wer als Jude einen Nichtjuden heiratet, läuft große Gefahr sich leztendlich zu assimilieren, auch wenn er es vorher nicht für möglich hielt.

Was ? Mir passiert soetwas nicht, denken viele, aber spätestens die nachfolgende Generation sieht das schon ganz anders. Falls die nachfolgende Generation aufgrund einer nichtjüdischen Mutter überhaupt noch halachisch als jüdisch zu bezeichnen sein sollte. Aber es ist nicht nur Assimilation, sondern solche Ehen führen oft zwangsläufig zum Götzendienst der anderen Partei.

In einem Schiur (Vortrag) hörte ich einmal von einem interessanten Fall:
Eine amerikanische Jüdin hatte sich in einen Nichtjuden verliebt und wollte ihn heiraten. Er wiederum war sogar bereit, orthodox zum Judentum zu konvertieren. Am Ende jedoch wollte er die junge Frau gar nicht mehr heiraten, denn er war zu religiös geworden und wollte keine jüdische Frau mehr, die bereit war, einen Nichtjuden zu heiraten.

Im Talmud Traktat Avodah Zarah 36b kommt die Frage auf, ob denn ALLE Ehen zwischen Juden und Nichtjuden verboten seien. In der Parashat Va'etchanan werden schließlich nur die nichtjüdischen Völker in Eretz Israel genannt.
Die Schüler der berühmten talmudischen Rabbiner Hillel und Shammai genauso wie der berühmte Rabbi Schimon Bar Yochai kommentieren dagegen, dass damit ALLE Nichtjuden gemeint sind. Im Talmud Kiddushin 68b heißt es, dass jegliche Ehen zwischen Juden und Nichtjuden von der Halacha als Null und Nichtig betrachtet werden. Alle Ehen von Nichtjuden, die NICHT konvertieren und einen Juden heiraten, sind ungültig. Siehe dazu auch den RASHBA in TOSAFOT und den Rambam in seiner Mishna Thora (Hilchot Biah 12:1).

Nicht nur halachisch sind solche Ehen ein Problem; wer sich in der Kabbalah etwas auskennt, der weiß, dass bei unserer Erschaffung eine Seele (Neschama) in zwei Hälften getrennt wurde. Unsere Aufgabe ist es, unsere sogenannte "bessere Hälfte" wiederzufinden und durch die Hochzeit mit Nichtjuden erreichen wir das nicht. Dies gilt gleichermassen für den Fall, wenn der Nichtjude nicht ernsthaft konvertiert. Ganz zu schweigen mit den Identitätsproblemen der Kinder. Ich kenne so einige Fälle, in denen Kinder aus amerik. Ehen, bei denen die Mutter Nichtjüdin war, zum Judentum konvertieren wollten und ausgerechnet die nichtjüdische Mutter aggressiv einschritt. Die wollte ihre Kinder lieber in der Kirche sehen. Zum Glück konvertierten die Kinder aber doch und gingen später auf orthod. Yeshivot.

Immer und immer wieder warnt uns die Thora vor der Assimilierung. Ein ganz wichtiger Rabbiner, der dies auch tat war der Frankfurter Rabbi Samson Raphael Hirsch. Wir dürfen niemals vergessen, dass G - tt die Juden mit einer bestimmten Aufgabe erschaffen hat. Rabbi Yaakov Yitzchak Horowitz (der Seher von Lublin) sagte, dass die Juden ihre Wurzeln in den Namen G - ttes haben.

In dieser Parasha heisst es: 

"Ihr sollt meine Gesetze einhalten … die ich euch HEUTE aufgetragen habe zu tun".

Im Talmud Eruvin 22a heißt es dazu, dass sich das Wort HEUTE auf unsere Welt bezieht. In dieser materiellen Welt sollen wir G - ttes Mitzwot erfüllen und nicht morgen in der Kommenden Welt (Olam HaBah), denn dort ist es zu spät.

Die Assimilationsprobleme in der Diaspora (Galut) sind vielfältig. Leicht vergisst man seinen eigentlichen Ursprung und will sich nur allzu gerne anpassen. Aber nicht nur in der Galut herrscht das Problem, sondern auch hier in Israel. Leider sehen wir die Ergebnisse immer häufiger, wenn junge Leute aus dem Ausland kommen und sich in Yeshivot einschreiben wollen. Dann sind sie halachisch nicht jüdisch und müssen erst konvertieren. Ich erlebte nicht wenige, die sauer auf ihre Eltern waren, weil sie eine "Mischehe" führten.

Ferner trägt uns G - tt auf, Seine Thoragesetze NICHT zu verändern bzw. neue hinzuzufügen. Die Thora ist das Wort G - ttes und bis in alle Ewigkeiten gültig. Nichts daran darf verändert werden, nur weil der Originalinhalt einigen Leuten nicht in den Kram passt. Noch nicht einmal ein einziger Buchstabe darf umgeändert, ausgelassen oder hinzugefügt werden !

Am Schabbat ist es eine Mitzwah, Simcha (Freude) zu haben und alle Art von Trauer und Traurigkeit zu vermeiden. Aber vielleicht wäre es keine schlechte Idee, wenn sich jeder von uns einmal darauf besinnt, warum wir auf dieser Welt sind und was unsere Aufgabe ist. Jeder Mensch wurde mit einer ihm zugedachten Aufgabe auf dieser Welt erschaffen und es liegt an jedem einzelnen von uns, dadurch unseren Tikkun (Seelenreparatur) zu erfüllen, die Welt perfektionieren und so zur Ankunft des Meschiach beitragen. Ich kann nicht den Tikkun meines Nachbarn oder Freundes erfüllen und diese Leute wiederum nicht meinen Tikkun übernehmen.

Schabbat Schalom

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen