Donnerstag, Juli 29, 2010

Parashat Ekev


Einbahnstrasse

Gesehen in Jerusalem

Photo: Miriam Woelke


B"H

Mindestens 15 Thorakommentare ging ich heute zur dieswöchigen Thora Parasha EKEV durch und immer wieder konnte ich nur an eines denken: "Wie schaut es heute mit uns, wenn G - tt da in EKEV sagt, wie gut es uns (den Juden) in Israel gehe, wenn sie nur die Mitzwot einhalten. Stimmt es nicht eher traurig, dass es uns nicht besonders geht und könnte es demnach sein, dass wir die Mitzwot nicht einhalten. Nichteinhalten = Es geht uns mies ?
Für mich war keine Antwort befriedigend genug und so klappte ich die Kommentare zu und damit ich mich nicht allzu schuldig fühle, stelle ich meine Parasha vom letzten Jahr in den Blog. Mit einigen Änderungen und Versuchen. Aber wie gesagt, für mich war keine Erklärung aufschlussreich genug. Vielleicht fällt mir heute nach in einem Traum etwas ein, denn ich sah vorhin Leo Di Caprios neuen Film "Inception".



Die Thoralesung für diesen Schabbat

"VeHaya EKEV Tishm'un HaMishpatim Ha'ejle … - And it will be because of your listening to these ordinances, …"

Nachdem die vorherige Thoralesung, Parashat Va'etchanan, mit dem Shema Israel endete, teilt Moshe uns jetzt die Auswirkungen mit, falls die Juden den Bund, sprich die Thoramitzwot (Gesetze) einhalten. Wenn wir es tun, wird G - tt Seinen Bund mit uns aufrecht erhalten und uns mit Güte (Chesed) richten. Wir, sowie das Land Israel, werden erfolgreich sein und die Nationen schauen zu uns auf.

Israel ist das einzige Land auf der Welt, welches zu 100% von G - tt abhängig ist. Halten die Juden die Mitzwot, so wird Israel mit Erfolg gekrönt. Wendet man sich dagegen von Ihm ab, dann muß Israel (die Juden) die Konsequenzen tragen. Außerdem kommentiert der Ramban (Nachmanides) zur Parashat Bereshit (Genesis), dass G - tt die Thora mit der Beschreibung des Erschaffungsprozesses begann.
Warum tat Er dies und begann die Thora nicht mit einem
anderen Inhalt ? Von Beginn an machte G - tt allen klar, dass Ihm die ganze Welt gehört und die Völker sollen Israel (die Juden) nicht beschuldigen, das Land Israel von anderen geklaut zu haben. Von Anfang an gab sprach G - tt das Land Israel den Juden zu und dies wird bis in alle Ewigkeit so bleiben. Demnach kann kein Volk behaupten, wir hätten uns irgendetwas willkürlich angeeignet.

Für alles müssen wir in Israel beten und dürfen es nie als selbstverständlich ansehen. Sogar um ausreichenden Regen müssen wir G - tt bitten, was wir täglich im "Shema Israel - Gebet" und im Winter in der Amidah tun. Rabbi Samson Rapahel Hirsch schreibt, dass das Einhalten der Mitzwot uns persönlichen Wohlstand beschert und uns überhaupt erst am Leben erhält. Unsere Mission sei, G - tt näher zukommen, denn Juden haben immer eine spezielle Verbindung mit Ihm. Wir sollen G - tt aus Liebe und aus Angst (Ehrfurcht) dienen. Der Kommentar zum Deutoronomy (Sefer Devarim), Sifre - Piska 32, unterscheidet zwischen den zwei Arten G - tt zu dienen. Derjenige, der G - tt aus Liebe heraus dient, erhält eine doppelt so hohe Belohnung als jener, der nur alles aus Angst tut. Ebenso teilt uns kabbalistische Literatur die unterschiedlichen Level der Mitzwoteinhaltung mit. Ob wir etwas aud Liebe und freiem Willen tun oder wir nur angst vor Bestrafung haben oder eben alles nur ausführen, weil es so geschrieben steht.

Immer wieder aufs Neue werden wir daran erinnert, G - tt für alles zu danken. Vor allem für unsere täglichen Bedürfnisse wie die Nahrung. In Parashat Ekev finden wir einen ganz wichtigen Teil aus dem Birkat HaMazon (Grace after the meal), welches wir nach dem Brotessen beten. "Und Du hast gegessen und Du bist gesättigt und Du sollst G - tt, der Dir das Land gab, segnen - Ve'achalta ve'sawata u'verachta et A - do - nai E - lo - he- cha al Ha'aretz ascher natan lach".

In der Halacha (im Schulchan Aruch) ist verankert, dass Juden vor jeglichem Essen und Trinken immer einen Segensspruch sagen. Aber nicht nur vorher, sondern auch nachher.
Wer Hunger hat, der ist zu jeder Zeit bereit, einen Segen zu sagen. Alles ist egal, Hauptsache es gibt etwas zu Essen. Aber hinterher, wenn man gesättigt ist, vergißt man G - tt sehr schnell, denn man braucht ja nichts mehr. Aber genau dann sagen wir einen weiteren Segensspruch, welcher viel schwerer zu sagen ist als derjenige vor dem Essen. Eben weil man gar kein eiliges Bedürfnis mehr hat.

Im Talmud Traktat Sotah 5a steht, dass wir niemals arrogant werden sollen. Immer müssen wir vor Augen haben, dass wir niemals allein existieren können und von G - tt abhängig sind. In Sotah wird der Berg Sinai als Beispiel aufgeführt. Warum gab G - tt den Juden die Thora ausgerechnet an dem kleinen Berg Sinai ? Hätte es nicht ein größerer beeindruckenderer Berg sein können ?
Vom Talmud und der Midrasch lernen wir, dass alle Berge sich darüber stritten, auf welchem Berg G - tt die Thora vergeben könne, nur der kleine Berg Sinai schwieg. Mit seinem Schweigen wurde er von G - tt belohnt und für die große Aufgabe auserwählt, was uns lehrt, dass auch wir nicht immer angeben müssen, sondern manchmal eher durch Schweigen glänzen. Und warum ist die Arroganz G - tt so verhaßt ? Einfach weil ein arroganter Mensch niemals zugibt, etwas Falsches gemacht zu haben und sich hinterher beschwert, dass G - tt ihn bestraft. Zur Einsicht kommt er nur selten, was wahrscheinlich von der Art der Bestrafung abhängt.

Erneut warnt uns G - tt vor dem Götzendienst und wir werden angewiesen,

Was manche im Judentum als lästig ansehen, ist die lange Prozedur des Brotessens. Vor jedem Essen waschen wir uns grundsätzlich die Hände und vor dem Brotessen findet dies rituell statt. Man nimmt das sogenannte Natlah, ein spezielles Gefäß mit Handgriff, und wäscht sich in einer vorgeschriebenen Art und Weise die Hände. Danach haben wir den Brauch, nicht zu sprechen, sondern erst den Segen über das Brot zu sagen. Üblicherweise wird jedesmal ein wenig Salz auf das Brot gestreut, was uns an Tempelzeiten (Opferungsprozedur) erinnert.
Religiöse Juden essen zu jeder Hauptmahlzeit Brot, um diese Mitzwot (Händewaschen und Birkat HaMazon) auszuführen. Egal, was sich auf dem Tisch befindet, wenn es Brot gibt, werden immer erst rituell die Hände gewaschen uns es muss das Birkat HaMazon gesagt werden, welches Ihr in jedem Sidur (Gebetbuch) findet oder im Internet herunterladen koennt. Im Schulchan Aruch - Orach Chaim 185:1 heißt es, dass das Birkat HaMazon in jeder Sprache gebetet werden kann. Das Gebet ist übrigens eine Mitzwah aus der Thora (Deutoronomy 8:10). Es beinhaltet drei biblische Segen, nämlich den Birkat HaZan, den Birkat HaAretz für das Land Israel und den Birkat Yerushalaim (siehe auch Shulchan Aruch - Orach Chaim 192:1). Sitzen mehr als drei Männer am Tisch, so wird vor dem Birkat HaMazon der Birkat HaZimun gebetet (Rabbotai Nevarech….). Im Shulchan Aruch ist festgelegt, dass das Birkat HaMazon immer an jenem Platz gesagt werden muss, an dem derjenige aß. Heißt, er kann sich zum Gebet nicht einfach woanders hinsetzen (siehe auch die Mischna im Talmud Berachot 51b).

Im Judentum gibt es keine einzige Mahlzeit (von der Medikamenteneinnahme einmal abgesehen), vor der nicht ein Segen gesprochen wird. Egal, ob es nur ein Eis oder eine Cola ist. Für alles sollen wir G - tt danken. Für alles gibt es unterschiedliche Segen, wie für Brot, Kuchen, Früchte, Obst, Reis oder Getränke. Auf jeder Yeshiva (relig. Schule) lernt man sofort die Berachot (Segen) und wer relig. aufwächst, dem ist das sowieso geläufig. Ich kenne viele relig. Familien, da kennen die Dreijährigen schon alle Berachot.

Wie wichtig das Land Israel ist, beweist die chassidische Story, die ich einmal von Rabbi Mordechai Machlises Ehefrau Henny hörte.
Einmal kam ein Mann zu einem berühmten Rebbe und erzählte ihm, dass er in Israel gewesen sei. Dort gebe es Straßen aus Marmor und alles sei voll kostbarer Edelsteine. Tief beeindruckt fuhr auch der Rebbe nach Israel, aber alles was er sah, war Müll auf den Strassen und stinkende Abwasserkanäle. Enttäuscht kam er heim und fragte den Mann, wo denn das Marmor gewesen sei. Der Mann schaute den Rebben ungläubig an und meinte "Was, Du hast es nicht gesehen" ?
Entsetzt zog sich der Rebbe für mehrere Wochen in sein Arbeitszimmer zurück und meditierte. Wie konnte das sein; ein einfacher Mann hatte die Schönheit und Spiritualität Israels gesehen und ausgerechnet er war außerstande gewesen ?

Die Geschichte will uns sagen, dass auch wir an uns arbeiten sollen, um die wahre Schönheit Israels zu sehen und nicht nur unsere ganze Aufmerksamkeit dem Oberflächlichen widmen bzw. alles Negative hervorzukramen. In Israel zu leben bedeutet gleichzeitig die Gefahr, die Umwelt als selbstverständlich anzusehen. Man geht halt zur Klagemauer (Kotel) oder ißt koscheres Essen. Die Diaspora hingegen vermittelt vielerseits den Eindruck, dass Israel zwar oben auf der Prioritätenliste des einzelnen Juden steht, man jedoch der Bequemlichkeit des Lebens im Ausland nachgibt.

Schabbat Schalom

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