Jerusalemer Stadtbusse. Hier in der Agippas Street am Machane Yehudah Markt
Photo: Miriam Woelke
B”H
Momentan ist die Relevanz des Thema wieder am Abflauen, denn die Zeitungen haben wieder einmal anderweitige Themen entdeckt. Trotzdem sind die Haredim (ultra – orthodoxe Juden) nach wie vor sauer, von den Medien zu etwas abgestempelt worden zu sein, was sie nicht sind. Und das in einem Atemzug, wobei sich niemand mehr die Mühe machte zu unterscheiden, welche haredischen Gruppen genau betroffen sind und wer sich überhaupt nicht am Streit beteiligt. Im Endeffekt zeigten die Angriffe säkulerer Juden, der linksgerichteten israelischen Presse sowie vieler israelischer Politiker die Wirkung, dass die Haredim auf einmal Einigkeit zeigten, wobei die hohe Anzahl verschiedener haredischer Richtungen sich doch sonst nicht gerade grün ist. Im Kampf gegen die masslosen Angriffe des Säkularismus wurde ungewohnte Einigkeit bewiesen.
Auf meiner Rückfahrt von Jerusalem nach Tel Aviv am gestrigen abend war ich erstaunt einen haredischen Busfahrer auf der Route vorzufinden. Ausgerechnet im ansonsten hochsäkuleren Bus 405 vom Jerusalemer zum Tel Aviver Zentralen Busbahnhof.
Die Buslinie 480 von Jerusalem zum Bahnhof in der Arlozorov Street von Tel Aviv wird dagegen häufig von Haredim benutzt und den ein oder anderen Busfahrer mit einer schwarzen Kipa gibt es auch. Die Arlozorov liegt an der Stadtgrenze nach Ramat Gan und von dort aus fahren viele Stadtbusse am haredischen Teil der Nachbarstadt Bnei Brak vorbei oder direkt hinein.
Als unser Bus, die Linie 405 gegen 21.40 Uhr den Jerusalemer Busbahnhof verliess, waren wir recht wenige Fahrgäste. Normalerweise ist das Gegenteil der Fall, aber je weniger, desto besser. Die Fahrt nach Tel Aviv dauert ca. eine Stunde und die Mehrheit der Fahrgäste schläft eh unterwegs ein.
Es dauerte nicht lange und unser junger haredische Busfahrer kam mit einem Fahrgast, der fast neben ihm sass, ins Gespräch. Natürlich ging es dabei auch um die aktuellen Anschuldigungen der Presse und der Haredi zog richtig ab. Dass unsere Presse sich nicht schäme, Reden von Rabbinern bruchstückhaft zu verwenden und zu zitieren. Aus dem Zusammenhang gegriffen und immer wieder gegen die haredische Gesellschaft verwendet. Seit mehr als einer Woche gehe das nun schon so, dass linksgerichtete Politgruppen haredische Busse stürmen wollen und Trouble machen. Erst vorgestern versuchte solch eine Gruppe in einen haredischen Bus einzusteigen, doch der Fahrer wollte die Linken nicht hineinlassen: “Bis jetzt gab es hier nie Probleme und jetzt kommt Ihr und macht welche !”, so der Busfahrer zu den Linken. Viele Haredim stiegen erst gar nicht mehr in den Bus und warteten lieber auf den nächsten. Das Resultat war, dass die Linken den koscheren Busse am Ende nicht kritisierten und plötzlich auch nichts mehr auszusetzen hatten; sie zogen von dannen.
“Dass sei doch allen ein abgekatertes Spiel der Linken”, so der Busfahrer weiter, Die Insassen stimmten ihm zu und wenig später war wieder Ruhe, denn bis Tel Aviv wurde der Rest des Weges durchgeschlafen.
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