Samstag, Januar 21, 2012

Schidduch Anruf

B”H 

Wortdefinition: 

Schidduch: Innerhalb der jüdisch – religiösen Gesellschaft, haredisch (ultra – orthodox) sowohl als auch nationalreligiös, lernen sich Heiratswillige nicht mal eben so kennen. Weder im Café noch im Bus oder auf Parties. Seriöse Eheanbahnungen werden zumeist von Heiratsvermittlern (Schadchanim) organisiert. Nebenher aber arrangieren auch Familien sowie Freunde ebenso diverse Treffen zwischen potentiellen Ehepaaren. Der Verlauf der vorherigen Treffen, sogenannte BLIND DATES, sind unterschiedlicher Natur und ich werde in diesen Wochen ein paar Fallbeispiele geben, damit die Leser sich besser in die Situationen hineinversetzen können. 

Hier ein kurzer Beginn: 

Während ich mich noch in der haredischen (ultra – orthodoxen) Gesellschaft bewegte und anstrengte, ein gutes Mitglied zu sein, unternahmen Freunde und Bekannte schon einige weitere Vorausplanungen. Wie sich das gehört, sollte ein passender Mann arrangiert werden. Zwecks Hochzeit und Kinder, versteht sich. Ohne dem funktioniert in der haredischen Gesellschaft nun einmal nichts. Allerdings befand ich mich noch nicht allzu lange in der Gesellschaft und fand daher, dass ich zuerst meinen eigenen Weg finden müsse, anstatt mir noch das Gejammer von jemand anderem anzuhören. Ich selber hatte damals mit mir allein genug zu tun und wollte mich nicht noch um eine weitere Person kümmern, die da auch irgendwie ihren Gesellschaftweg sucht. Und auf diese Weise entkam ich recht erfolgreich den “Schidduch – Eheanbahnungs” – Versuchen meiner Umwelt. 

Einige Zeit lang wohnte ich in einer WG von zwei und manchmal auch drei relig. Mitbewohnerinnen, die allesamt auf Schidduschsuche waren und alle möglichen relig. Heiratsvermittlerbüros abklapperten. Eines abends, ich war allein daheim, klingelte das Telefon und am Apparat war irgend so ein Typ, der unsere Telefonnummer vom Schadchan erhalten hatte. 

Normalerweise ruft ein Interessent immer die Frau zuerst an und nicht umgekehrt. Und hier war er nun: Ein Typ auf Brautsuche und der Heiratsvermittler hatte ihm eine weitere Telefonnummer gegeben. Mit einer meiner Mitbewohnerinnen wollte er sprechen und ob die daheim sein. 

Nein, war sie nicht und ich sagte ihm, er solle später nochmal anrufen. Der Typ liess jedoch nicht locker und fing, Fragen zu stellen wie: “Ob die Mitbewohnerin denn dick oder dünn sei, groß oder klein und was ich von ihr halte”. Ich dagegen wollte den nervigen Typen loswerden und verwies ihn auf einen späteren Anruf. Auch das beeindruckte ihn nicht, denn er meinte: “Naja, bist Du vielleicht auch auf der Suche, denn dann können wir uns ja treffen. Du klingst interessant”. 

Das Gebaggere ging mir nun vollends auf die Nerven und ich legte auf. Der entsprechenden Mitbewohnerin erzählte ich nichts von dem Typen, mit dem sie sich später traf. Erfolgreich verlief das Treffen eh nicht. 

Mich erstaunte eigentlich lediglich die unglaubliche Frechheit, die der Typ an den Tag legte. Wollte so religiös wirken, doch benahm sich total daneben. Vielleich hätte ich ihn ja fragen sollen, ob er dick der dünn ist. Eines jedoch kann ich mit Sicherheit sagen: Er war ziemlich bescheuert.

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