Dienstag, Januar 10, 2012

Positive und negative Vorurteile bezüglich Chabad (Lubawitsch)


Die "Zemach Zedek" Chabad Synagoge in der Altstadt von Jerusalem

Photo: Miriam Woelke
B”H 

Insbesondere in Deutschland ranken sich ja um die chassidische Gruppe Chabad (Lubawitsch) seltsame “Weisheiten”. Von Meschichistentum ist ständig die Rede, denn man meint halt allgemein, dass grundsätzliche alle Chabadnikim (Mitglieder von Chabad) ihren im Juni 1994 verstorbenen letzten Rebben Menachem Mendel Schneerson als den kommenden Meschiach betrachten. Ich persönlich kenne Unmengen von Chabadnikim, die das nicht tun und nicht jeder in Chabad ist automatisch Meschichist. 

Ferner höre ich auch aus Israel, dass Chabad so toll modern sei. Jeder Jude ist immer sofort eingeladen, man braucht sich nicht super anständig anziehen und alles ist total nett. Ohne jegliches superreligiöse Gelabere wie bei anderen Haredim (ultra – orthodoxen Juden). Außerdem gehen zahlreiche Chabadnikim in Israel zum Armeedienst. Da muss doch Chabad zwangsläufig modern und tolerant sein. Jedenfalls im Gegensatz zu anderen chassidischen Gruppen. 

Als ich bei einigen Israelis mit der Wahrheit daherkam, wollte mir das erst niemand glauben. DAS hatte keiner erwartet und doch ist es wahr. Wer Chabad als so toll modern sieht, irrt gewaltig. Chabad ist neben den Satmarer Chassidim eine der striktesten antizionistischen Gruppierungen überhaupt und niemand in Lubawitsch feiert den israelischen Unabhängigkeitstag, sondern gedenkt dem “Tag der Knochen”.  Wie kann es dann sein, dass einige Lubawitscher Chassidim zur israelischen Armee gehen, fragte ich einen Chabad Rabbi. Dessen Antwort lautete, dass die Gruppe sich den Gepflogenheiten eines jeden Landes, wo man gerade lebt, anpasst. Ein kleiner “Missionsgedanke” mag natürlich auch dahinterstehen. Ansonsten ist Chabad vollkommen antizionistisch eingestellt. 

Heutzutage muss man weitgehend zwischen alteingesessenen geborenen Chabadnikim sowie den Tausenden Neureligiösen unterscheiden, welche später im Leben zur Gruppe stiessen und den letzten Rebben nie sahen und nicht kannten. Zwischen jenen, die schon seit Generationen dabei sind und den Neuen bestehen gravierende Unterschiede. Allein das sieht man auch an einer bestimmten Chabad – Yeshiva in Jerusalem, auf welcher nur alteingesessene Chassidim studieren. In Jiddisch und wo die Väter Chabad Rabbiner sind. Seit Generationen. Die neureligiösen Chabad Schlichim aus den bekannten Chabad Häusern hingegen mögen zwar hier und da modern erscheinen, doch mit diesem Verhalten sollen Juden angezogen werden. Nicht unbedingt in die Gruppe hineinmissioniert, sondern vielmehr dem Judentum nähergebracht werden. Wobei Chabad einzig und allein an halachischen Juden interessiert ist und nicht an Reformkonvertiten oder Nichtjuden. 

Den eigenen Antizionismus propagandiert Chabad wenig bis gar nicht und man muss schon sehr viel über die Gruppe lernen, um die Ideologien mitzubekommen. Vor allem die Geschichte der Chassidut Chabad, in welcher sogar von Abspaltungen aus den eigenen Reihen die Rede ist. Ich nenne hier nur als kleines Beispiel die chassidische Gruppe “Malachim”, welche heute nur in New York existiert und weitgehend in die Chassidut Satmar integriert worden ist. Natürlich zieht es Ex – Chabadnikim oder Noch – Chabadnikim zu Gruppierungen mit demselben starken Antizionismus. 

Was Chabad ebenso wenig propagadiert, und da steht die Gruppe nicht alleine, ist die Stellung zum Holocaust. Darauf aber werde ich intensive getrennt eingehen und will dies an dieser Stelle nicht hopplahopp abwickeln und Missverständnisse aufkommen lassen. Festhalten sollten wir, dass Chabad eine chassidische Gruppe mit einer strengen Ideologie ist und jeder, der sich intensiv mit Chabad beschäftigt, kommt sehr schnell dahinter. Durch meine Blogkontakte zu vielen Chabadnikim in aller Welt stellte ich fest, dass die Interna der Gruppe ebenso zahlreich wie kompliziert sind. Wer mit wem und warum und warum dann auch wieder nicht. 

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