Montag, März 05, 2012

Ad de lo Yada

B"H
Ad de lo yadah = Solange, bis man nichts mehr weiss

Eine Anspielung auf die Mitzwah (Gesetz) des sich betrinken an Purim und zugleich ein bekannter jüdisch - relig. Song. 

Purim, dass ist die Story der Königin Esther, die im babylonischen Exil König Achaschwerosch heiratete und die gleichzeitig die Ausrottung des Jüdischen Volkes verhinderte. Am Feiertag selbst lesen wir zweimal die "Megillath Esther - Das Buch Esther", einmal abends und einmal morgens am Purim - Tag.

Purim ist nicht nur ein Feiertag, an dem ausgelassen gefeiert wird, sondern hat ebenso einen ernsthaften historischen Hintergrund. Der Talmud Traktat Megillah informiert uns über sämtliche Details zu dem Fest (hebrä. Chag) und der Schulchan Aruch (Code of Jewish Law) vermittelt uns die mit dem Feiertag verbundenen Halachot (Gesetze).

Ich weiß nicht, wie es anderen ergeht, doch in Jerusalem ist es keine Seltenheit, schon Wochen vor dem Fest so mancherlei verkleidete Leute zu sehen. Die Kostümierung ist vielleicht vergleichbar mit dem deutschen Fasching, aber Purim hat einen relig. sowie historischen Hintergrund. Selbst die traditionellen Hamantaschen (dreieckiges Gebäck mit verschiedenen Füllungen wie Schokolade, Marmelade oder Dattelcreme) sind schon längst zu haben.

In der Gemara des Talmud Megillah heißt es, dass Königin Esther selbst die Weisen darum bat, die Megillah zu verfassen und sie am Purim - Fest verlesen zu lassen. Die Weisen antworteten ihr folgendermassen: Damit wirst Du den Zorn der anderen Nationen auf uns (die Juden) ziehen, da diesen behaupten werden, dass wir den Untergang unserer Feinde feiern. Esther schrieb zurück: Ich erscheine sowieso schon in den Chroniken der Könige von Persien und Media.

Esther wollte, dass ihre Story und der damit verbundene Lebenswillen des Jüdischen Volkes an alle folgenden Generationen weitergegeben wird. Der Bösewicht der Megillath Esther ist Haman, der wiederum ein Nachfahre des Amalek (Enkel des Esav) war. Amaleks Ziel ist es, dass Jüdische Volk zu vernichten und bis heute erinnern wir uns, dass es einen Amalek gab und immer noch gibt. Nicht nur ist Amalek eine Person, die vor weit mehr als Tausend Jahren starb, sondern Amalek befindet sich in jeder Generation. Es sind jene Menschen, welche die Juden vernichtet sehen wollen, wie die Römer, die Deutschen zu Zeiten Hitlers oder der derzeitige iranische Präsident. Allerdings ist "Amalek" eher als KONZEPT zu betrachten anstatt einer gesamte Bevölkerungsgruppe. Das chassidische Buch Baer Moshe, zum Beispiel, sieht in Amalek unsere eigene "Yetzer HaRah - negative Seite in uns selbst".

Der Thora - u. Talmudkommentator Raschi sieht es als positiv, wenn alle anderen Nationen von der Story erfahren. So seien sie wenigstens in der Lage zu sehen, was den Todfeinden des Jüdischen Volkes geschieht. 

Jeder hat so seine Vorlieben für einen Feiertag oder etwas, was er daran nicht mag. Ich weiß nicht warum, aber bisher konnte ich zu Purim keine richtige Verbindung aufbauen. Vielleicht weil die Leute betrunken herumtorkeln. Sich zu betrinken ist eine Mitzwah (Gesetz) an Purim. Ich kann dem nichts abgewinnen und finde es gräßlich, wenn an Purim alle durchdrehen. 

Einen positiven Hinweis dazu bekam ich aber von einem guten Bekannten. Er sagte mir, dass er jedesmal beim Beten immer nur nachdenke, nichts falsch zu machen. Hat er auch ja die richtige Kavanah (Konzentration), kommt das Gebet bei G - tt an, was auch immer. Wenn er sich dagegen an Purim volllaufen läßt, ist er endlich in der Lage ohne all die störenden Gedanken zu beten. Einfach frei heraus, aber nur nicht umkippen.

Purim macht uns besonders deutlich, dass das jüdische Volk nach all den Exilen und Pogromen immer noch sehr lebendig ist. Wieviele Male wurden wir schon totgeglaubt und sind immer wieder auferstanden ? Und wo sind all die großen Imperien und Feinde, die uns einstmals an den Kragen wollten ? Wo sind die Assyrer, die Ägypter, Cannaniter, Babylonier, Griechen, Römer, Kreuzritter und wo ist das Tausendjährige Hitlerreich ?

Alle sind längst Vergangenheit, doch wir sind immer noch sehr lebendig und stehen nicht verstaubt in einem Museum herum.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen