Samstag, März 03, 2012

VASCHTI - Nur eine irrelevante Person ?

B"H

Zu Purim (am kommenden Donnerstag + Freitag), zum Buch Esther (Megillath Esther) sowie all den Vorkommnissen um Esther, Mordechai, Achaschwerosch, Haman, Charvonah, etc.  gibt es Unmengen von Kommentaren und Beschreibungen. Angefangen vom Talmud bis hin zur Kabbalah. Warum ist der Name G - ttes im Buch Esther kein einziges Mal erwähnt oder wer waren all die aufgeführten Personen ? Welche Aufgaben haben sie in der Megillah und warum ? Was will uns das Buch Esther bis heute lehren und warum wird es immer bestehen bleiben und der höchste jüdische Feiertag Yom Kippur nicht ?

Vaschti, die Frau des Achaschwerosch

Mehr oder weniger zu Beginn des Buches Esther (Megillat Esther) lesen wir von König Achaschweroschs Frau Vaschti. Und gerade Vaschti scheint im ganzen Spektakel etwas unterzugehen. Da weigert sie sich, am Gelage ihres Herrn Gatten teilzunehmen und schon wird sie aufgrund der persönlichen Kränkung des Königs hingerichtet. Folglich steht Achaschwerosch als Witwer da und braucht eine neue Frau (Esther).

Wer aber war Vaschti und warum weigerte sie sich strikt, am Gelage des Ehemannes teilzunehmen ?

Das "Buch Esther" teilt uns mit, dass nicht nur der persische König Achaschwerosch eine riesen Party schmiss; nein, auch seine Gattin Vaschti ließ sich nicht lumpen und veranstaltete ein Bankett für die Weiblichkeit. Allerdings besagt die Gemara (rabbinische Diskussionen) im Talmud Megillah, dass das "Buch Esther" uns genauso hätte mitteilen sollen, dass es nur allzu logisch gewesen wäre, wenn die Weiblichkeit im Gebäude der Frauen gefeiert hätte. Stattdessen jedoch fand auch deren Fest im Palast statt (Talmud Megillah 12a). Die Talmudkommentatoren Raschi und Maharscha geben hierzu an, dass beide Parties in einer gemeinsamen Orgie enden sollten. Nichts Überraschendes, wenn wir uns die damalige Mentalität der Babylonier und Perser anschauen.

Am siebten Tage des Festes war Achaschwerosch so ziemlich benommen vom Wein und da kam ihm glatt der Gedanke, dass es an der Zeit sei, seine Frau Vaschti der ebenso betrunkenen Menge endlich einmal vorzuführen. Zuvor hatte der König mächtig angegeben. Vaschti sei die allerschönste Frau und die gröhlende Menge bestand darauf, dass sie nackt vor ihnen zu erscheinen habe (Maharscha).

Wahrscheinlich hegen jetzt alle ein besonderes Mitgefühl für die "arme" Vaschti, die da zum Sexobjekt degradiert werden sollte. Mußte sie da nicht Stolz zeigen 
und ablehnen ? Wurde sie nicht zu Unrecht hingerichtet ?

Der Talmud Megillah sowie weitere Quellen jedoch sehen in Vaschti das Böse; keineswegs war sie das fromme Unschuldslamm, wie es manchem erscheinen mag.

Auch Königin Vaschti haßte Juden und entwickelte eine besondere Vorliebe, ihre jüdischen Sklavinnen zu peinigen. Der Talmud Megillah 12b beschreibt, wie sie die Sklavinnen zwang, am Schabbat zu arbeiten. Nicht nur so, sondern nackt. Und somit bestrafte G – tt sie damit, selber nackt in der Öffentlichkeit auftreten zu müssen.

Warum aber weigerte sie sich aufzutreten, wenn sie es doch vorher zusammen mit dem König geplant hatte ?

Zum Weigerungsgrund gibt es in talmudischer Literatur unendlich viele Vorschläge, die von "sie ware plötzlich von Lepra befallen gewesen" bis hin zu "der Erzengel Gabriel kam und verursachte, dass ihr ein Schwanz wuchs" reichen. Das Wort "Schwanz" ist hierbei nicht unbedingt wörtlich zu verstehen. Vielmehr sind damit ungewöhnliche Körperauswüchse gemeint und nicht ausgerechnet ein Schwanz (Maharscha).

Jedenfalls wurde König Achaschwerosch stocksauer als Vaschti nicht wie geplant erschien. Aber hätte er nicht darüber hinwegsehen können ? Gut, dann kam sie halt nicht, aber es gibt ja auch noch andere Frauen, die hätten auftreten können.

Wie wir aus dem Talmud Megillah 12b erfahren, hatten Vaschti und ihr Gatte ein ganz besonderes Verhältnis miteinander. Achaschwerosch galt als herkömmlich und nur Vaschti war wirklich königlichen Blutes. Als Absage schickte sie ihm eine Notiz, in dem sie ihn, den König, als Stalljungen ihres Vaters Belschazzar bezichtigte. Achaschwerosch war außer sich vor Wut und man riet ihm, Vaschti aus dem Wege zu räumen.

Die Midrasch Rabbah beschreibt, wie auch Vaschti die priesterlichen Roben aus dem Zweiten Tempel in Jerusalem trug. Nicht nur Achaschwerosch beleidigte G – tt, sondern auch seine Frau. Jene Roben sind nur für die Tempelpriester (Cohanim) bzw. dem Hohepriester (Cohen HaGadol) vorgesehen und wer auch immer sie anzieht, betreibt G – tteslästerung.

G – tt entschied, dass die Zeit reif war, Vaschti zu bestrafen und zum bestmöglichen Zeitpunkt durch Esther zu ersetzen, die das Jüdische Volk rettete.

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