Samstag, April 28, 2007

Die Gesellschaft der Empfehlungen

B"H

Mein Weg in die Haredi - Gesellschaft vor einigen Jahren war leicht, doch spaeter merkte ich, dass ich viel Glueck hatte und es normalerweise nie ganz so leicht verlaeuft.

In der Haredigesellschaft, vor allem aber in der chassidischen Gesellschaft, geht es nur mit Empfehlungen. Wen kennst Du bei uns und dann wird nachgeforscht. Kennt man erst einmal einige Familien, geht der Rest fast von selbst. Bei mir ging es etwas einfacher, da ich fuer eine haredische Firma arbeitete und daher automatisch mit Leuten in Kontakt kam.

Diese kleine Welt, in der jeder jeden kennt und jeder alles ueber den anderen zu wissen scheint, ging mir nach einiger Zeit ziemlich auf den Geist. Keinen Schritt konnte ich tun, ohne beobachtet oder gefragt zu werden. Aber nicht nur von Haredim selbst.
Ich liebte es, jeden Shabbatausgang (Samstag Abend) mit dem Bus ins Kino zu fahren, da ich meine Filmleidenschaft nie aufgab.
Ich stieg also religioes gekleidet in den Bus und spaetestens im Canyon Malcha (Einkaufs -u. Kinozentrum) kam ich mir deplaziert vor. Man sieht dort zwar zu hauf maennliche Haredim, aber keine weiblichen.
Im Kinosaal der gleiche Anblick. Neben den Nichtreligioesen sassen haredische Maenner im Film, aber keine Frauen. Ich wuenschte mir in dem Moment immer normale Kleidung und keinen Rock und sowas. An solchen und anderen Orten kam oft der Spruch von Nichtreligioesen, was denn die Dossit (Religioese) hier will.
An Religioese werden bestimmte Ansprueche gestellt und das nicht nur in deren eigener Gesellschaft. Viele Nichtreligioese schauen gerade auf das Verhalten der Religioesen und erwarten eine perfekte Welt. Ich sah nichts Unperfektes daran, einen Film anzuschauen, andere aber anscheinend schon.

Meinen Empfehlungen hat das uebrigens nicht geschadet.

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