B"H
Die Thoralesung fuer diesen Shabbat
Diese Thoraparasha beginnt mit dem Wort "Vayehi" (und es geschah…). Ich erwaehnte schon einige Male zuvor, dass immer wenn eine Parasha mit diesem Wort beginnt, im weiteren Verlauf nichts Gutes zu erwarten ist (u.a. Yalkut Reuveni und Midrash Rabbah). In der Gemara im Talmud Traktat Megillah 10b heisst es, dass schon die Sanhedrin festlegten, dass das Wort VAYEHI immer eine Tragoedie einleitet. Die Gemara nennt dazu einige Beispiele, von denen das beruehmtes sicher der Beginn der Megillat Esther ist: Und es geschah in der Zeit des Achashverosh….Auf diese Einleitung folgte die uns so bekannte Tragoedie, in welcher Haman die Vernichtung des juedischen Volkes beschloss.
Auch wenn die Einleitung zur Parasha negativ ist, begann doch der Tag mit einem freudigen Ereignis. Es war Rosh Chodesh Nissan (der Beginn des juedischen Monats Nissan) und das Tabernakel (Mischkan) wurde offiziell errichtet (Rashi, Ibn Ezra, Abarbanel). Nachdem die Tempelpriester (Cohanim) in der letzten Parashat Zav ihre Anwesungen erhielten, schritten sie nun zur Tat und begannen ihren Dienst.
Aber noch am selben Tag nahm das Schicksal seinen Lauf. Die zwei aeltesten Soehne Aharons, Nadav und Avihu, brachten ein "fremdes Feuer", welches nicht vom Altar kam (Rabbi Akiva), und entzuendeten darin die Ketoret (verschiedene Pflanzenzutaten fuer die Opferung). Sofort kam ein Feuer vom Himmel, trat in die Nasenloecher von Nadav und Avihu ein und verbrannte ihre Seelen (Neshamot). Leblos fielen die zwei Koerper zu Boden. Die Leichen und deren Kleidung waren vollkommen in Takt, doch die Seelen hatten die Koerper verlassen (Talmud Sanhedrin 52a).
Der Yad Ramah kommentiert hierzu, dass Nadav und Avihu mit ihren Seelen suendigten und so wurden ihre Seelen verbrannt. Rabbeinu Bachya sagt etwas Aehnliches: Sie suendigten mit Feuer und wurden so mit Feuer bestraft. Wie wir wissen und der Degel Machane Ephraim nochmals erwaehnt, sind alle Strafen G-ttes Midah KeNeged Midah. Heisst, wenn wir suendigen, wird uns die Art der Suende zum Verhaengnis. Ein bekanntes Beispiel hierfuer ist die Generation von Noach. Seine Generation suendigte mit Fluessigkeit (Samen bei sexuellen Vergehen) und wurde aufgrunddessen mit Fluessigkeit (Wasser bei der Flut) bestraft.
Zum Tode von Nadav und Avihu gibt es unzaehlige Kommentare. Warum mussten die Soehne Aharons sterben ? Auch wird gesagt, dass Aharon selbst dieses als seine eigene Strafe ansah, denn schliesslich hatte er beim Bau des Goldenen Kalbes mitgeholfen (siehe Parashat Ki Tisa).
Einige Meinungen lauten, dass die Soehne Aharons nicht heiraten wollten und deshalb bestraft wurden. Sie sollen sich als etwas Besseres gefuehlt haben und keine Frau war ihnen gut genug.
Der Talmud Sanhedrin 52a nennt ein anderes Beispiel. Einmal geschah es, dass Nadav und Avihu hinter Moshe und Aharon hinterher gingen und sich fragten, wann denn nun endlich die beiden aelteren Herren sterben wuerden, damit sie selbst die Fuehrung der Israeliten uebernehmen koennen.
Rabbi Samson Raphael Hirsch glaubt, dass Arroganz ihren Tod verursachte. Doch die verbreiteste Meinung ist die des Rabbi Yishmael: Nadav und Avihu waren betrunken als sie ihr Opfer darbrachten. Rabbi Yishmael ersieht diesen Grund aus dem darauffolgenden von G-tt an Aharon gegebenen Gesetz, wonach Tempelpriester (Cohanim) niemals ihren Dienst betrunken ausfuehren duerfen.
Die zwei Talmud Traktate Keritot 13b und Shevuot 23a lehren, dass ein Cohen, der Wein getrunken hat, den Tempel nicht betreten darf. Warum nennt die Thora ausfuehrlich den Wein und nicht ein anderes oder weiteres alkoholisches Getraenk ? Laut Rabbeinu Gershom und Shitah Mekubetzet § 8 zeigt uns das Verbot des Weines an, dass fuer das dieses Vergehen mit dem Tod vom Himmel geahndet wird.
Die Gemara in Keritot 13b faehrt fort, dass wenn der Cohen vor seinem Dienst im Tempel ein anderes alkoholisches Getraenk zu sich nahm, er zwar fuer sein Vergehen verantwortlich ist, doch nicht mit dem Tode bestraft wird.
Gleich nach diesem neuen Gesetz gibt es weitere neue Mitzwot (Gesetze), naemlich die Kashrut. Welche Tiere sind fuer unseren Genuss koscher und welche nicht. Und wieso ueberhaupt koscher ? Was genau bringt uns das ?
Viele sind der Ansicht, dass uns diese Gesetze aus gesundheitlichen Gruenden gegeben wurden. Dennoch, der eigentliche Grund ist nicht materiell, sondern spirituell. Da ein Jude die Kapazitaet fuer ein spirituelles Leben besitzt, gibt uns G-tt spirituelles Essen, damit wir spirituell wachsen koennen. Durch die Einhaltung der Kaschrut - Gesetze steigen wir spirituell auf und erreichen so mehr Kedusha (Heiligkeit). Unsere Neshama (Seele) befindet sich so auf einem viel hoeheren Level. Sobald wir unkoscheres Essen zu uns nehmen, verletzen wir unsere Seele.
Es geht im Leben nicht darum, seine eigenen materiellen Gelueste zu befriedigen; heute habe ich Lust auf Schweinefleisch oder einen Cheeseburger etc. Was bringt uns die kurzweilige Befriedigung ein ? Wenn wir so denken, handeln wir nicht mit unserer Neshama, sondern einem niedrigen Seelenlevel, der Nefesh. Die Nefesh ist sozusagen der tierische Instinkt in uns. Mit dem Einhalten der Kaschrutgesetze sollen wir Disziplin lernen und uns so auf der spirituellen Leiter nach oben bewegen (unter anderem Rabbi Samson Raphael Hirsch).
Zum Schluss moechte ich nochmals auf das Thema Tod zurueckkommen. Vor wenigen Tagen kaufte ich das Buch "Gan HaEmunah" (Garten des Glaubens) von Rabbi Shalom Arush. Rabbi Arush ist wohl der beruehmteste Schueler des Rabbi Eliezer Berland aus der Chassidut Breslov. Gleich zu Beginn seines Buches stellt Rabbi Arush eine sehr interessante Frage: Warum sterben manche Menschen so jung und wie sollen wir ueberhaupt mit dem Tod einer uns nahestehenden Person umgehen ?
Im Judentum haben wir das Konzept der Haschgacha Pratit, G-tt wacht ueber jeden Menschen und legt das genaue Schicksal jedes einzelnen von uns fest. Wieviele Kinder wir haben und mit wem, welchen Beruf wir haben, sind wir arm oder reich etc. bis hinein in die kleinsten Details in unserem Leben. Alles liegt in G-ttes Hand und Er macht keine Fehler. Jeder bekommt das, was er braucht, um seine Lebensaufgabe in dieser Welt erfuellen zu koennen. Alles, was uns in unserem Leben passiert, hat einen bestimmten Zweck, warum es uns passiert und nicht einem anderen.
Wenn G-tt in Seinen Plaenen also keine Fehler macht, dann muss ich auch darauf vertrauen koennen, dass es fuer denjenigen Menschen vorbestimmt war, zu jenem Zeitpunkt zu sterben. Rabbi Arush schreibt, dass G-tt genau festlegt, wann, wo und wie wir sterben. Wenn jemand jung stirbt, dann war das vorher so geplant und G-tt wird Seine Gruende dafuer haben. Gruende, die wir nicht verstehen, doch wenn wir vollstes Vertrauen in G-tt haben, so werden wir leichter den Tod eines Menschen akzeptieren koennen.
Shabbat Shalom
Mittwoch, April 11, 2007
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