Montag, April 23, 2007

Religion am Arbeitsplatz

B"H

Als ich in Deutschland lebte, kam das Thema Religion am Arbeitsplatz so gut wie nie zur Sprache. In meinem letzten deutschen Job bei einer Grossbank wurde ich ab und zu gefragt, was denn nun genau koscher und Shabbat sei, aber damit hatte es sich auch. Auch die Politik blieb hintenan, denn wir hatten genuegend Arbeit und die stand immer im Vordergrund. Das einzige, was mich manchmal stoerte wenn ich neue Leute kennenlernte war, dass ich mich fast immer rechtfertigen zu musste. Judentum Israel, das kennt die ueberwiegende Mehrheit nur aus dem TV.

Um so mehr freute ich mich umso mehr wieder zurueck in Israel zu sein. In Jerusalem, vielleicht im Gegensatz zu anderen israelischen Staedten, ist Religion sehr wohl ein Thema am Arbeitsplatz. Der wichtigste Grund mag sein, dass man halt religioese Kollegen hat.
Natuerlich ist es bei uns in der Baeckerei genauso. Die Belegschaft ist gemischt mit Religioesen und Nichtreligioesen. Eine bisher erfolgreiche Mischung und niemand geht aufeinander los. Eher im Gegenteil, denn mancher aeusserlich Nichtreligioeser, wie ich, entpuppt sich entweder als religioes, religioes ausgewachsen oder er hat Ahnung von der Religion, so wie unser Verkaufsleiter unten im Laden. Genau wie der Besitzer, dessen Vater Rabbiner war, die Kinder jedoch alles andere als in die Fusstapfen des Vaters traten.

Meine besten Diskussionen habe ich mit zwei Verkaeuferinnen unten im Laden, denn die eine gehoert zur chassidischen Gruppe Breslov und die andere zu Chabad. Gestern war mal wieder Diskussionszeit zusammen mit unserem komplett unreligioesen Manager. Als dieser vor etwas mehr als einem Jahr bei uns anfing, musste er sich ersteinmal an die religioese Kundschaft gewoehnen. Da fragten ihn ploetzlich Leute, ob man bei dem Brot oder bei dem Kuchen diesen oder jenen Segen vorher sagt. Der Manager stand da wie ein begossener Pudel, raeusperte und fragte schnell einen der relig. Kollegen.
Zu Beginn wusste er nicht den Unterschied zwischen litvish und chassidisch, aber mittlerweile ist er gut bei der Sache. Wahrscheinlich auch Dank unserer rabbinischen Kosherexperten (Mashgichim) der Belzer Chassidim.

Kann sein, dass man in nicht unbedingt relig. Orten wie Tel Aviv sich eine Zusammenarbeit zwischen Religioesen und Nichtreligioesen kompliziert vorstellt. Unsere Baeckerei zeigt das Gegenteil. Wir haben Glueck, denn sobald ein religioeser Feiertag naht, an dem andere arbeiten (wie Tisha Be'Av), haben wir frei. Andere wiederum nehmen sich die Zeit um das Nachmittagsgebet zu sagen und keiner regt sich auf. Allerdings kommen schonmal die Sprueche, dass wir keine Synagoge seien oder dass wenn der Meschiach kommt, er bei der ganzen Beterei sicherlich zuerst zu uns kommt.

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