Mittwoch, April 25, 2007

Parashat Acharei Mot - Kedoshim

B"H

Die Thoralesung fuer diesen Shabbat

Auch an diesem Shabbat lesen wir wieder zwei Thoralesungen auf einmal. Zuerst Acharei Mot und danach Kedoshim. Die erste Parasha gibt uns die Gesetze fuer den Yom Kippur Service und in Kedoshim erhalten wir die Gesetze, die fuer unser soziales Zusammenleben so wichtig sind.

Gleich zu Beginn heisst es, dass G-tt nach dem Tode der zwei Soehne Aharons (Nadav und Avihu) zu Moshe sprach. In einer der vorherigen Parashot (Shemini) starben die zwei als sie ein fremdes Feuer im Kodesh HaKedoshim (dem Allerheiligsten) opfern wollten.
In Acharei Mot wird Moshe von G-tt beauftragt, seinem Bruder Aharon auszurichten, dass er als Hohepriester (Cohen HaGadol) nicht zu jeder Zeit in das Allerheiligste (Kodesh HaKedoshim) treten darf, sondern nur am Yom Kippur. Aber auch an diesem Tag darf der Cohen HaGadol (Hohepriester) nur zu einem bestimmten Zeitpunkt ins Allerheiligste treten. Naemlich dann, wenn er den Opferdienst ausfuehrt (Sifra).

Sechs Wochen nachdem die Juden am Berg Sinai die Thora erhielten, bauten sie das Goldene Kalb. Moshe zerbrach die ersten Gesetzestafel, stieg nochmals auf den Berg Sinai, bat fuer die Juden um Vergebung und bekam ein zweites Paar Gesetzestafeln. Mit diesen kam er, nachdem G-tt den Juden vollkommen vergeben hatte, am 10. des juedischen Monats Tishrei (gewoehnlich im Oktober) hinunter vom Berg Sinai. Somit wurde dieser Tag,Yom Kippur, zum hoechsten juedischen Feiertag. Jedes Jahr an Yom Kippur bitten wir G-tt fuer unsere Vergehen um Vergebung und bitten Ihn ebenso, uns in das Buch des Lebens zu schreiben.
G-tt schaut bei unseren Gebeten am Yom Kippur auf unsere Intension, in Zukunft keine Suenden mehr begehen zu wollen oder zumindest Versuche zu starten, alles besser zu machen. Er richtet uns nach dem Augenblick und schaut nicht in unsere Zukunft, in der wir voraussichtlich abermals suendigen werden. Es kommt allein auf unsere Absicht und Ernsthaftigkeit in unseren Gebeten am Yom Kippur an.
Woher wissen wir, dass G-tt oft Menschen nach gewissen Augenblicken richtet ? Auch dann, wenn sie sich in der Zukunft als Katastrophen fuer das juedische Volk erweisen koennten.
Die Midrash verweist auf den beruehmten Vorfall mit Ishmael, dem Sohn Hagars und Avrahams. Als Hagar mit Ishmael in der Wueste sass und er dem verdursten nahe war und weinte, wurde Hagar Wasser gezeigt. G-tt hatte Mitgefuehl mit dem weinenden Kind, obwohl Er wusste, dass von Ishmael einmal die Araber abstammen werden, welche in der Zukunft eine staendige Bedrohung fuer die Juden darstellen.

Wenn wir den ersten Satz in Acharei Mot lesen, meinen wir, dass G-tt Moshe bzw. Aharon nach dem Tode Nadav und Avihus beauftragte, nicht zu jeder Zeit ins Allerheiligste zu treten, um nicht zu sterben wie die beiden Soehne.
Die Gemara im Talmud Traktat Yoma 53a stellt jedoch eine andere These auf. Die Warnung nicht zu jeder Zeit einzutreten bekam Moshe schon vor dem Tod der beiden. Die Art der Strafe fuer das Vergehen wurde ihm aber erst nach deren Tod gesagt.
Woher wissen wir das, fragt die Gemara und antwortet: Daraus das der Satz "…mit einer Wolke werde Ich erscheinen" grammatikalisch in der Zukunftsform geschrieben steht. Als G-tt den Satz aussprach, war Er noch nicht in einer Wolke erschienen.

Im Judentum haben wir das Konzept der Teshuva, der Umkehr zu G-tt. Wie weit wir auch von unserem Level hinabgefallen sind und welche Vergehen wir begangen haben, es gibt immer eine Chance zur Reue und Umkehr (Beer Moshe). Chassidischer Literatur zufolge ist es manchmal besser in niedrigere Level hinabzufallen, um danach viel hoeher aufzusteigen. Wir muessen nur den niedrigen mit dem hohen Level verbinden und sind dann somit in der Lage wieder zu einem hohen Level aufzusteigen (der Baal Shem Tov sowie sein Schueler und spaeterer Nachfolger Rabbi Dov Beer, der Maggid von Mezritch).

Der Cohen HaGadol (Hohepriester) erhaelt den Auftrag, seinen Service am Yom Kippur nur in weisser Leinenkleidung durchzufuehren. An anderen Tagen traegt er hierfur seine Bigdei Zahav, seine goldenen Kleidungsstuecke. Die Farbe weiss am Yom Kippur repraesentiert die Vergebung.
Zum Thema Kleidung schreibt der Gruender der chassidischen Gruppe Toldot Aharon, Rebbe Aharon Roth, dass anstaendige Kleidung den Menschen vor Vergehen bewahrt, denn die Kleidung erinnert ihn immer daran, wer er ist.

Die Thora faehrt fort mit einer ausfuehrlichen Beschreibung des Yom Kippur Services. Ein wichtiger Teil war die Auslosung der zwei maennlichen Ziegen. Die Auslosung nahm der Hohepriester vor und es wurde entschieden welche Ziege G-tt geopfert wurde und welche zum Azalzel, in die Wueste geschickt wurde. Uebrigens stammt daher der Ausdruck "Suendenbock".
Rabbi Samson Rapahel Hirsch betrachtet die zwei maennlichen Ziegen als eine Metaphor fuer das juedische Volk. Jeder von uns hat die freie Wahl G-tt zu dienen oder auch nicht. Wenn wir G-ttes Willen erfuellen, kommen wir metaphorisch gesehen in das Allerheiligste. Die Entscheidung, unseren eigenen Interessen zu folgen, hat dagegen keinen Platz im Allerheiligsten.

In Parashat Kedoshim erhalten wir wichtige Verhaltensregeln fuer unser taegliches Leben. Den Shabbat einhalten, Vater und Mutter ehren, nicht stehlen, nicht luegen und betruegen, nicht G-ttes Namen missbrauchen, in Israel keine Fruechte von Baeumen essen, die juenger als drei Jahre alt sind, kein Blut essen, keinen Ehebruch begehen und vor allem keinen Goetzendienst begehen. G-tt will, dass wir Juden uns von anderen Voelkern unterscheiden und gab uns deswegen die Thora mit ihren Gesetzen. Unsere Aufgabe ist es, dass wir mit der Einhaltung Seiner Gesetze anderen Voelkern als Beispiel dienen.

Bei vielen Diskussionen kam haeufig die Frage auf, ob man denn die Eltern auch dann ehren solle, wenn sie sich ihren Kindern gegenueber nicht gerade freundlich benehmen.
Rabbi Meir Weiner antwortete, dass in der Thora stehe, man solle seine Eltern ehren, aber es steht nicht geschrieben, dass man seine Eltern lieben solle.
Vielleicht gibt seine Aussage dem ein oder anderen die Antwort auf diese so oft gestellte Frage.

Aus dem Vorfall mit Nadav und Avihu lernen wir, wie gewissenhaft wir die Gesetze einhalten muessen, um keinen Schaden zu erleiden. Wir koennen nicht einfach eigene Initiativen entwickeln, sondern muessen das tun, was uns aufgetragen wurde, denn nur so koennen wir eine Perfektion (Shlemut) erreichen (Rabbi Samson Raphael Hirsch). Der Mensch sollte immer danach streben, seinen ihm gegebenen freien Willen positiv einzusetzen.

Jeder von macht die Erfahrung, dass er am Yom Kippur ernsthaft beabsichtigt, sich zu bessern. Realitaet ist, dass wir schon beim Neilah - Service am Ende staendig auf die Uhr schauen, wann es denn jetzt endlich etwas zu essen gibt. Dann wird Havdalah gemacht und alles stuerzt sich aufs Essen. Unser Verhalten ist nur allzu menschlich.

Zum Schluss noch eine Story aus der Gemara im Talmud Sanhedrin 101a, 102b und 103a. Dort wird uns von dem boesartige Koenig Menashe, Sohn des Koenig Chizkiyahu, erzaehlt, der es zum Schluss doch noch schaffte, einen Platz in der kommenden Welt (Olam Habah) zu bekommen.
Menashe war 12 Jahre alt als er Koenig wurde und regierte 55 Jahre lang in Jerusalem. Sein Vater Chizkiyahu war g-ttesfuerchtig und hielt die Gebote ein, doch sein Sohn Menashe war das genaue Gegenteil und betete Goetzen an. Erst als die Assyrer Menashe gefangennahmen und nach Babylon brachten, begann er zu G-tt zu beten. G-tt erhoerte seine Gebete und brachte ihn zurueck nach Jerusalem.
Laut Midrash Devarim Rabbah waren die Engel bei Menashes Tod dagegen, ihn aufgrund all seiner Suenden in die kommenden Welt (Olam Habah) zu lassen, doch G-tt vergab ihm, da Menashe ernsthafte Reue gezeigt hatte und liess ihn doch noch ein.
Dem Talmud - Kommentator Yad Ramah zufolge sah G-tt, dass Koenig Menashe niemals Olam Habah erreicht, sollte er streng gerichtet werden. Da aber Menashes Gebete ernst gemeint waren, liess G-tt Gnade vor Recht ergehen.

Auch wir sollten daher niemals aufgeben.

Shabbat Shalom

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