Montag, Oktober 06, 2008

Aus dem Nähkästchen ... über die Konversion zum Judentum in Israel

B"H

Eine Freundin von mir ist in Israel zum Judentum konvertiert und jedesmal berichtet sie mir aufs Neue, was in unserem Land für ein Giur - Chaos herrscht. Seitdem die Gesetze geändert worden sind und ein sogenanntes "Extention Committee" vom Innenministerium darüber entscheidet, wer hier konvertieren darf oder nicht, sei es kaum mehr möglich, überhaupt noch in Israel zum Judentum zu konvertieren.

Die Schwierigkeiten für meine Freundin begannen als sie gerade auf ihr Beit Din (rabbinisches Gericht) wartete und plötzlich dieses Kommittee ins Leben gerufen wurde. Danach wurde automatisch alles gestoppt und nun darf kein potentieller Konvertit einen Konversionskurs beginnen, ohne dass er von diesem Kommittee eine Erlaubnis erhielt.

Dieses Kommittee setzt sich überwiegend aus säkuleren Israelis zusammen und es herrschen immense Machtkämpfe zwischen dem Rabbanut (Oberrabbinat) und dem Rest der Kommitteemitglieder. Genau dazwischen steht dann der potentielle Konvertit, der absolut keine Rechte hat. Wird er abgelehnt = Fliegt er raus aus Israel !
So einfach ist das.

Und von Rechtfertigungen keine Spur, denn der Kandidat tritt nicht vor das Kommittee, sondern dieses entscheidet ohne ihn jemals kennen gelernt zu haben. Bei der Entscheidungssuche ist natürlich wichtig, dass der Konversionskandidat niemals zuvor mit dem israeli. Gesetz in Konflikt gekommen ist (z.B. Visum überzogen) und das er auch sonst produktiv für den Staat Israel wirkt. Fit genug um die Sprache zu lernen und sich in die Gesellschaft sowie den Arbeitsmarkt zu intergrieren. Weiterhin entscheidet das Kommittee, wer genau zu einem rabbinischen Beit Din gehen darf und wer letztendlich die israelische Staatsbürgerschaft erhält.

Ich hörte, dass einige Konversionskurse geschlossen sind (der des RCA findet derweil nicht statt), denn sie haben einfach keine Schüler mehr. Kaum jemand wird noch zugelassen.

Als sichere Institution galt bisher immer die haredische "Ohel Sarah" Einrichtung im Jerusalemer Stadtteil Nachlaot. Doch nun hörte ich aus offizieller Quelle, dass einige Mädels des "Ohel Sarah" ohne gültiges Visum erwischt worden sind und sich derzeit in Abschiebehaft befinden.

Eine Organisation, welche sich für Konvertiten einsetzt, ist ITIM in Jerusalem. Doch die dortigen Mitarbeiter sind total überlastet und es scheint nur schleppend voranzugehen. Und wenn der Gesetzgeber einmal entscheidet, dann ist auch ITIM machtlos.


Links zum Konversionskommitte:

http://www.jpost.com/servlet/Satellite?cid=1215331201389&pagename=JPost%2FJPArticle%2FShowFull

http://www.haaretz.com/hasen/spages/1005340.html

http://www.thejewishweek.com/viewArticle/c41_a12879/News/Short_Takes.html

Nichts Neues also auf dem Konversionsmarkt und derzeit ist alles zu verfahren um überhaupt noch durchzublicken.

Es wäre schön, eine Resonanz zu erhalten.
Vielleicht gibt es ja Leute, die sich gerade in israel. Konversionskursen befinden und zu dem Thema etwas zu sagen haben. Ferner ist mir unbekannt, ob das Kommittee sich ebenso in die Belange des Oberrabbiners von Bnei Brak, Rabbi Nissim Karelitz einmischt. Dieser führt streng haredische Konversionen durch und seine Leutchen bleiben auch nach dem Giur bei der religiösen Sache.

4 Kommentare:

  1. Anonym2:48 AM

    Gibt es eigentlich was neues zu diesem Thema? Wenn das alles so abläuft kann man Konversionen in Israel ja völlig vergessen.
    Dieses Chaos ist ja fürchterlich, vor allem für Menschen, die aus ehrlichen Gründen konvertieren wollen.
    Und im Hagalil-Forum fragt ein Christ warum man Giurim nicht einfacher macht, obwohl er so gut wie keine Ahnung hat bzw. auch nicht haben kann. Und die Sekulären dort fühlen sich mal wieder angegriffen.
    Gehört zwar nicht hierher, aber ich ärgere mich jedesmal wenn ich dort sowas lese.

    Gruß

    Yael

    AntwortenLöschen
  2. B"H

    Hallo Yael,

    den israelischen Giur kannst Du momentan total vergessen. Das Kommittee existiert nach wie vor und neulich traf ich eine junge Frau, die vor etwas mehr als einem Jahr im Kibbutz Yavne konvertierte. Sie musste drei Monate auf die Zustimmung des Kommittees warten und erst dann konnte sie in Yavne den Giurkurs beginnen. Solange hing sie in der Luft. Ausserdem verlangt Yavne, laut ihren Worten, mindestens einen Ulpan vor dem Eintritt in den Konversionskurs.

    Derzeit finden nicht viele Konversionen in Israel statt. Aufgrund des Kommittees vom Innenministeriums. Diesem geht es weniger um die Religion als um die Kontrolle wer hier Aliyah macht. Und zuviele potentielle Religioese oder Leute, die aus anderen Gruenden nicht nach Israel passen, soll das Leben schwer gemacht werden. Viele reisen halt wieder ab und konvertieren in den Staaten. Das Absurde ist, dass man dann per Nefesh Be'Nefesh die Aliyah bekommt. Jedenfalls die Amerikaner.

    Jetzt steht auch noch eine neue Regierung an und deswegen tut sich derzeit keine Aenderung auf. Falls Zipi LIvni mit SHASS zusammengeht, koennte SHASS eventuell etwas aendern, denn sie verlangen das Innenministerium. Doch sollte dies geschehen, dann koennen sich potentielle Konvertiten auf eine rigorose relig. Kontrolle gefasst machen.

    Ich begreife nicht, was sich manche Christen so unter dem Giur vorstellen.
    Frueher was es schon schlimm genug, aber heute ist der israelische Giur ein Behoerdengraus.
    Und selbst wer konvertiert, hat noch nicht die Sicherheit, auch die Staatsbuergerschaft zu bekommen.

    Wenn sich etwas tut, berichte ich es sofort !

    AntwortenLöschen
  3. Anonym4:13 PM

    "Ausserdem verlangt Yavne, laut ihren Worten, mindestens einen Ulpan vor dem Eintritt in den Konversionskurs."

    Ja, vorher macht man dort normalerweise ein Ulpan Iwrith oder muss mindestens ein halbes Jahr in Israel gelebt haben (das war der Stand 2000).
    Ich war damals dort, da konnte man direkt in den Ulpan Giur hinein, musste aber dann wiederum, meist 3 bis 4 Monate, auf einen Termin beim Beth Din warten.
    Jetzt zieht sich das dann noch länger hin. Und jetzt ist selbst die Staatsangehörigkeit nicht mehr sicher, aber die aus dem Ausland wohl eher ja.
    Fürchterlich dieses Chaos, im Gegensatz zu Israel ist ein Giur in der Diaspora ja fast schon ein Durchmarsch.
    Wie ich heute las, will die Shass nicht mit der Livni.

    Danke für deine Antwort.

    Gut Schabbes

    Yael

    AntwortenLöschen
  4. B"H

    Jetzt gibt es tatsaechlich etwas Neues und eine Freundin will mir morgen einen aktuellen Artikel zum Thema "Kommittee des Innenministeriums" zusenden. Sobald ich den habe, werde ich darueber berichten.

    In Deutschland scheint es ja der Fall zu sein, dass Konvertiten ein Jahr warten muessen, bis sie zur Aliyah zugelassen werden. Israel scheint lt. des Artikels nun das gleiche Verfahren auch von anderen Laendern zu verlangen. Ein Giur aber ist heute keine Voraussetzung mehr, auch die Aliyah zu bekommen. Das Kommittee hat das Recht zu sagen, dass man zwar lt. Giur Jude ist, doch woanders und nicht in Israel. Klar, dass das Rabbanut darueber nicht gluecklich ist, doch derzeit laeuft dieses Verfahren einmal so ab.

    AntwortenLöschen