Freitag, Oktober 03, 2008

Wenn Wohlwollen zur G – tteslästerung (Chilul HaShem) wird

B"H

Nein, es ist ganz und gar nicht meine Absicht, die Baalei Teshuva Bewegung (geboren Juden, die im späteren Verlauf ihres Lebens relig. geworden sind) in irgendeiner Weise madig zu machen. Was ich dennoch tue ist, über meinen alltäglichen Erfahrungen zu berichten und diese erweisen sich in vielen Fällen negativ.

Nicht jeder Baal Teshuva ist gleich und es bestehen enorme Unterschiede; diese beginnen schon allein bei der individuellen Herkunft und reichen bis hin zur Wahl der Yeshiva (relig. Schule) oder eines Rabbis. Die persönliche Teshuva – Entwicklung ist von verschiedenen Faktoren abhängig und vielerseits passierte es mir, wie ich schon zuvor sagte, dass ich mit negativen Aspekte konfrontiert worden bin.

Ich will eigentlich eine Verallgemeinerung verhindern, doch fiel mir auf, dass insbesondere junge ausländische Yeshivastudenten dazu neigen, ihre Klassenkameraden bei den Rabbiner oder Madrichot (Aufseherinnen) anzuschwärzen. Junge Neureligiöse aus meist englischsprachigen Heimatländern. Sobald ein / e Mitschüler / in eine andere Meinung hat, die vielleicht etwas umstritten klingen mag oder anderweitig ein individuelleres Verhalten an den Tag legt, sind gerade solche Leute zur Stelle und rennen zu einem Verantwortlichen und petzen.

Innerhalb der letzten Wochen machte ich derlei Erfahrungen mit nicht gerade wenigen Schülerinnen des litvisch – haredischen Jerusalemer Frauenseminares "Neve Yerushalaim", wobei die Angesprochenen meistens so Mitte Zwanzig oder Anfang Dreißig sind. Unerwähnt will ich natürlich nicht lassen, dass es diverse Petzvorfälle auch in anderen relig. Institutionen gibt und nicht alle "Neve – Girls" werden automatisch zur Berufspetze. Im Gegenteil, denn ich traf einige Girls aus dem hauseigenen Mechina – Programm (Anfängerkurs) und diese zeigten sich mehr als offen. So offen, dass ich überrascht nachfragte, worauf die ebenso überraschende Reaktion kam, dass man schließlich nicht diese "Neve – Mentalität" habe.

Warum berichte ich gerade darüber ? Sollte ich das nicht lieber verschweigen und jedem einen positiven Zweifel einräumen ? Was weiß ich denn, was genau in diesen Leuten vorgeht ?

Nein, verschweigen oder darüber hinwegsehen sollte man das keinesfalls. Weiß ich selber doch nur zugut, was die Petzen mit ihrem Verhalten bei den anderen Baalei Teshuva anrichten können. Und ausgerechnet die Petzen meinen ständig, dass sie so toll und so fromm seien. Da beten sie ewig lange und erfüllen brav die Thoragesetze. In dem Moment aber, in dem jemand etwas Anderes tut oder sich als nicht so angepaßt erweist, fliegen die Fetzen. Dann wird nach Luft geschnappt und anstatt mit einer unerwarteten Situation umzugehen, rennt die Petze lieber zu einem Verantwortlichen. Das scheint ja auch soviel leichter als einmal selber nachzudenken. Mit einem breiten unschuldigen Lächeln im Gesicht wird dann hinter dem Rücken einer anderen Person geredet. Wieso auch nicht Lächeln, denn schließlich trägt einen ja keine schuld. Schuld sind die anderen, die sich da nicht anpassen und die Wahrheit sehen wollen.

Was mich daran stört ist die grenzenlose Selbstgerechtigeit. Die Petzen sind ja so großartig und fromm. Sie wollen nur das Beste für jemanden und um "Gutes" zu tun, muß man auch rügen. Und sei es auch nur hinter dem Rücken. Und dabei setzen sie dann ihr breites unschuldiges Lächeln auf. "Wir meinen das ja nicht so, aber Du mußt halt verstehen, dass das nicht zu unserer Ideologie paßt", kommt es süffisant daher. Und das Lächeln wird dabei immer breiter.

Wieviele potentielle Baalei Teshuva wurden von solch einem abartigen Verhalten abgeschreckt und verliessen die Religion ?

In solch einer Situation hat der Betroffene zwei Möglichkeiten:
Entweder hält man seinen Mund und schluckt den Ärger herunter oder man rastet aus. Im Falle des Ausrastens warten natürlich Konsequenzen, welche einem hinterher mit einem breiten Lächeln und irgendwo hinten herum präsentiert werden.

Mit Israelis machte ich diese Erfahrungen weniger oder gar nicht, denn sie sind meistens ausgesprochen ehrlich. Wenn einem etwas nicht paßt, wird es klipp und klar ausgesprochen. Manchmal sogar zu sehr, aber zumindest weiß man dann, woran man ist. Jedenfalls besser als in dieses breite unschuldige Lächeln zu starren und der falschen Selbstgerechtigkeit ausgesetzt zu werden.
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Sorry, für all diese negativen Aspekte, doch wurde ich in letzter Zeit oft Zeuge wie Freunde von mir so richtig mies verpetzt worden sind. Und falls sich jemand mit diesen selbstgerechten Petzen identifizieren sollte, dem sei gesagt, dass ich all das mit einem breiten Lächeln verfasst habe.

2 Kommentare:

  1. Anonym2:37 PM

    Petze Petze ging in`n Laden,
    wollte drei Pfund Käse haben.
    Drei Pfund Käse gab es nicht,
    Petze Petze ärgert sich.

    Deutscher Kinderreim

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  2. B"H

    :-)

    Den Reim kenne ich noch aus meiner Jugend.:-)

    Nur das die hiesigen Petzen sich halt nicht aergern, sondern Stolz auf ihre Taten sind.:-)

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