Dienstag, Oktober 07, 2008

Yom Kippur und Sukkot in Jerusalem


Am Yom Kippur wird beim Nachmittagsgebet MINCHA das "Buch Jonah" verlesen.


B"H

Alles dreht sich derzeit um den morgen abend beginnenden Yom Kippur (Versöhnungstag), aber die Jerusalemer Ladeninhaber schauen schon viel weiter in die Zukunft. Anfang nächster Woche beginnt Sukkot (das Laubhüttenfest) und schon jetzt sieht man einige aufgebaute Sukkot (Laubhütten) stehen. Die Läden führen ein reiches Schmucksortiment für die Laubhütte. Glitzergirlanden, Plastikäste mit Früchten daran, bunte Lichterketten oder Poster aller Art - alles ist zu haben. Nicht immer günstig und es lohnt sich schon, Preisvergleiche anzustellen und nicht einfach drauflos zukaufen.

Und wie alle Jahre wieder werden auch jetzt schon der Lulav und der Etrog für das anstehende Sukkot angeboten. Eigentlich hatte ich ein paar aktuelle Photos darüber geplant, denn in haredischen Gegenden gibt es eigens eingerichtete Märkte. Der größte Lulav - und Etrogmarkt ist sicher jener auf dem Supnik - Platz am Kikar Schabbat in Ge'ulah. Das einzige Problem für mich besteht darin, weiblich zu sein, denn auf jenen haredischen Lulavmärkten haben ausschließlich nur Männer Zutritt. Und jegliches Durchmogeln wird schon allein von Wächtern ausgeschlossen.



Lulavset mit Etrog (Zitrusfrucht)



Lulavverkauf


Mehrere Nichtjuden fragten mich, wie das denn sei am Sukkot. Gerade in Mea Shearim finden großartige Feste in den Synagogen der Chassidim statt. Fast jeden abend ist etwas geboten. Konzerte, Tanz der Chassidim und überhaupt die einmalige Atmosphäre. Ob man sich da nicht anschließen bzw. mitfeiern könne ?

Meine Antwort hierauf lautet folgendermaßen:
In Mea Shearim, genauso wie in anderen haredischen und auch nationalrelig. Gegenden ist es mehr als unüblich, dass sich ein Nichtjude den Feiern anschließt. Frei herausgesprochen, besonders am Sukkot sind Nichtjuden in Mea Shearim unerwünscht, denn man weiß dort, dass sich Tausende Missionare in der Stadt aufhalten werden, wovon die Mehrheit an der Christenparade durch die Innenstadt teilnimmt. Und leider ist es so, dass gerade solche Leute anderen Nichtjuden, die nicht aus Missionsgründen kommen, den Ruf so richtig verderben. Kurz vor den Feiertagen werden in Mea Shearim Plakate (Fakshivilim) aufgehängt, welche vor etwaigen Missionaren im Stadtteil warnen. Im vergangenen Jahr hat sich dann auch kaum jemand nur in die Nähe Mea Shearims gewagt.

Weder am Schabbat noch an den Feiertagen können Nichtjuden an chassidischen Tischen teilnehmen noch in die Synagogen Mea Shearims gehen. Dies bedeutet keine Abschottung der Haredim oder Nationalrelig., sondern eher sollte man als Außenstehender gewisse Realitäten akzeptieren. Genauso wie ich das tue, wenn es heißt, dass Frauen keinen Zutritt haben. Nichtjuden haben aus vielerlei Gründen keinen Zutritt, wobei die eventuelle Mission ganz klar an vorderster Stelle steht. Wenn nicht offen, dann beabsichtigen Missionare zumindest zu lernen, wie Juden was machen, um dann hinterher andere Juden irrezuführen und zu missionieren. In Jerusalem haben wir unzählige Erfahrungen mit solcherlei Attacken.

Die Atmosphäre ist an den beiden Feiertagen natürlich einzigartig und am Donnerstag abend, nach Ende des Yom Kippur - Fastens teilt Chabad an der Klagemauer (Kotel) Getränke und Kuchen aus. So bekommt jeder Fastende erst einmal eine einstweilige Stärkung, bevor er heimfährt und richtig ißt.

An Sukkot wird massig gegessen und überall in der Stadt, insbesondere vor Restaurants oder Cafes sind Laubhütten zu finden, in die man sich setzen kann. Vor der Kotel gibt es zwei Laubhütten je nach den zwei Geschlechtern getrennt.
Auf eines sollte man allerdings achten:
Nicht jede Laubhütte der Stadt ist koscher und besteht aus drei Wänden bzw. einem koscheren Dach (S'chach).

An den Sukkotfeiertagen, gibt es jedesmal zahlreiche Veranstaltungen in der Innenstadt sowie der Jüdischen Altstadt. In diesem Jahr findet am ersten Tag des Chol HaMoed (Zwischenfeiertage an Sukkot) das Hakhel statt.

In Parashat VaYeilech findet das Hakhel Erwähnung, welches alle sieben Jahren und ein Jahr nach dem Schemittah - Jahr am ersten Tag des Chol HaMoed Sukkot (der erste Zwischenfeiertag des Laubhüttenfestes) gelesen wird. Hierbei wird das gesamte Buch Deutoronomy (Sefer Devarim) gelesen. Früher las es der König dem Jüdischen Volk im Tempel vor und heute findet die Hakhel - Zeremonie vor der Klagemauer statt. Beim letzten Mal, im Jahre 2001, war ich anwesend und es war ein überwältigendes Ereignis gewesen. Nachgebaute Trompeten aus dem Tempel wurden geblasen und leiteten die Zeremonie ein. Danach lasen abwechselnd sephardische und ashkenazische Rabbiner die Thoraabschnitte vor. Der Platz vor der Kotel (Klagemauer) war komplett überfüllt und jeder wollte dabeisein.

Zu dem Ereignis werden Abertausende Menschen erwartet und ein riesiges Gedränge ist zu erwarten.

Bezüglich des morgen beginnenden Yom Kippur:
Der Busverkehr sowie die Geschäfte werden sich gegen 14.00 Uhr eingestellt bzw. geschlossen werden. Alles bereitet sich dann auf das Fasten und den Synagogengang vor.

Wer in Jerusalem ist und nicht weiss wohin, der kann in die Altstadt zu Chabad (Zemach Zedek), zur Yeshivat HaKotel (gegenüber der Klagemauer) oder zu AISH HATORAH gehen. Die Plätze sind begrenzt, aber man kann sich schon irgendwie dazwischenquetschen.
Diese G - ttesdienste sind ausnahmslos für Juden, denn erstens ist es unfair als Nichtjude einem Juden am Yom Kippur den Platz wegzunehmen. Und zweitens geschieht es oft, dass wenn ein Nichtjude auftaucht, er in der nächsten Woche fünf weiter mit anschleppt.

Dem ein oder anderen mag das alles zu harsch klingen, doch haben wir besonders in Jerusalem unsere Gründe dafür. Der Yom Kippur ist ein ausnahmslos jüdischer Feiertag und andere Religionen haben mit ihm absolut nichts zu tun. Sukkot dagegen ist für Juden sowie Nichtjuden da.

Was Nichtjuden beachten sollten:
Wie ich bereits erwähnte, es gelten bestimmte Regeln, die man nicht unbedingt verstehen muß, aber dennoch akzeptieren sollte. Man kann nicht überall dabei sein genauso wenig, wie ich das bei den Chassidim oft als Frau kann. Eine Tatsache, die mich manchmal nervt und etwas behindert, die ich aber letztendlich akzeptieren muß.


Das Innere einer Sukka

2 Kommentare:

  1. Hallo Miriam,

    kannst Du noch nachtragen, wann der große Birkat Kohanim vor der Kotel ist? Danke, Ronen

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  2. B"H

    Gute Frage !

    Ich habe noch keine Ankuendigungsposter gesehen, schaetze aber, dass der Segen am Donnerstag stattfindet. Was ich jetzt aber nicht versprechen will und nur annehme.:-))))

    Sobald ich es weiss, lasse ich es alle wissen.

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